Digital Foundrys Sony-NGP-Analyse
'Next Generation Portable definiert einen neuen Standard im mobilen Gaming.'
Unbekannt sind bislang noch die Taktfrequenzen der CPU und GPU. Wir wissen von mindestens einem großen Hersteller, der 2009 frühe Prototypen des SGX543 MP4+ mit 400 MHz laufen ließ und das sollte selbst bei 45nm kein Problem sein. Allerdings war auch zu hören, dass die ursprüngliche Slider-Bauweise des NGP aufgrund von Hitzeproblemen verworfen worden sein soll. Angesichts der iPad-GPU, von der man glaubt, sie laufe mit 250 Mhz, könnte es Sinn machen, den Grafikchip des NGP herunterzutakten. Außerdem hätte es natürlich Auswirkungen auf die Batterielaufzeit.
Aber auch abseits der rohen Eckdaten seiner Innereien kann der NGP beeindrucken. Der vordere Touchscreen ist natürlich eine willkommene Neuerung und das rückwärtige Track-Pad, das direkt auf das Display gemapped ist, erlaubt nuanciertere Steuerungsmöglichkeiten. Drei-Achsen Bewegungssensoren und Gyroskope deuten auf eine Präzision hin, die mit PlayStation Move vergleichbar ist, während der Drei-Achsen-Kompass und das GPS Features sind, die den NGP für konventionellere, App-artige Einsatzbereiche öffnen.
Es ist interessant, dass Sonys Antwort auf die Frage nach mobilem Gaming im Grunde die Evolution des Konzeptes der ersten PSP ist – ein Übermaß an rechnerischer und grafischer Leistung, mit dem man alle Konkurrenten mehr oder weniger vernichtet. Aber ist es auch die Antwort auf eine Frage, die niemand mehr wirklich stellt? Handheld-Gaming hat sich seit 2004 radikal verändert: Nintendo hat schlüssig bewiesen, dass sich konzeptgetriebene Titel für unterwegs besser eignen als Umsetzungen von Heimkonsolenspielen. Der Aufstieg der iOS-Geräte und die überlegene Dominanz von Spielen wie Tap Tap Revenge, Angry Birds und Flight Control legen nahe, dass rohe Grafikpower auf der Prioritätenskala der Spieler eher weiter unten liegt.
Durch die Enthüllung von Titeln wie Uncharted, WipEout und Resistance positioniert Sony seinen NGP als Plattform für Core-Gamer. Die großen Marken und die wichtigsten First-Party-Entwickler arbeiten auf den Start der Plattform hin – dieses Engagement ist eine klare Absichtserklärung Sonys und vor allem etwas, das zum Start von PlayStation Move schlicht fehlte.
Zusätzlich bekam man während Kojimas Präsentation von Metal Gear das Gefühl, dass der NGP bei bestimmten Titeln die mobile Erweiterung der PlayStation 3 werden könnte. Dieselben Spiele könnten auf beiden Plattformen laufen, während die Spielstände in der Cloud angelegt würden. Zwar machte Kojimas Demonstration eines abgespeckten Metal Gear Solid 4 (das allerdings immer noch mit vielen Assets auf PlayStation-3-Level lief) die Behauptung der PS3-ebenbürtiger Rechenpower zunichte. Aber immerhin deutete sie an, dass mit sorgfältigen Handgriffen hier und da ein gleichwertiges mobiles Erlebnis geschaffen werden kann.
Außerdem zeigt es recht spektakulär, dass der NGP bedeutend stärker ist als der Nintendo 3DS. Selbst, wenn man die stereoskopische 800x240-Auflösung berücksichtigt, arbeitet der NGP immer noch mit der zweieinhalbfachen Menge an Pixeln. Die Lost-Planet-2-Vorführung war außerdem ein starkes Anzeichen dafür, dass die volle OpenGL-2.0-ES-Unterstützung grafische Möglichkeiten bietet, mit denen der 3DS seine lieben Schwierigkeiten haben dürfte. Das Gezeigte war ein bedeutend reichhaltigeres Erlebnis als etwa Capcoms Resident Evil: Revelations. Abseits des magischen stereoskopischen Effektes und einigen der GPU-Effekte bekommt man immer noch das Gefühl, dass der 3DS eher auf dem Level von Dreamcast- oder PS2-artiger Hardware ist, während der NGP die Next Generation – zumindest scheinbar – erreicht.
Doch gibt es auch Dinge, die an der Hardware enttäuschen? Nun, man bekommt ein bisschen das Gefühl, dass der NGP das mobile Angebot ist, während die PS3 die Konsole für das Heimerlebnis ist. Und offenbar will der Plattform-Hersteller sichergehen, dass das neue Handheld der PS3 nicht auf die Füße tritt. Es gab keinerlei Ankündigung eines HDMI-Supports auf dem Presse-Event und SCEE hat uns gegenüber bestätigt, dass "NGP keinen Video-Ausgang" hat.
Sony verweist zu Recht darauf, dass seine Mobile Games darauf ausgelegt sind, unterwegs und auf diesem speziellen Bildschirm gespielt zu werden, aber es ist doch eine Tatsache, dass Handys und Tablets sich zügig in Richtung HDMI-Konnektivität entwickeln. Sie erlaubt einem Gerät, als portable Medienmaschine zu fungieren, wenn man unterwegs ist, und erlaubt natürlich auch angenehmeres Browsen im Netz.
Auch viele andere Fragen bleiben ungeklärt. Neben den Taktfrequenzen der CPU und GPU bleibt der Arbeitsspeicher weiter unbestätigt (derzeit geht man von 1 GB aus, allerdings wird das OS etwas davon belegen). Erwartet mehr Infos zu diesen Themen in den kommenden Tagen.