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DiRT 3

Stöcke, Steine und du

Da steht es also in den Läden, das dritte DiRT. "Schon?", mögen da nicht wenige ein bisschen perplex erwidern, denn das war zumindest meine Reaktion. Keine zwei Jahre ist es her – und gefühlt sogar noch bedeutend weniger –, dass mit DiRT 2 zum letzten Mal ein Rallye-Spiel den Namen der verstorbenen Rennlegende Colin McRae im Titel trug. Und auch, wenn der Abstand vom Zweiten bis zum Dritten nur wenig kürzer ausgefallen ist als vom Debüt zum zweiten Versuch, bekommt man schon ein bisschen das Gefühl, dass Codemasters es vielleicht ein wenig eilig gehabt hat mit diesem speziellen Nachfolger.

Nicht, dass die Qualität im neuesten Serieneintrag nicht stimmen würde, ganz im Gegenteil. Es ist eher die inhaltliche Ausrichtung, die mit DiRT 3 wieder ein bisschen korrigiert wurde. Zwar wird noch immer der komplexe Offroad-Sport in ein handliches und schnell begreifbares Spiele-Format gepackt. Nachdem der zweite Teil aber ein bisschen die Rallye-Wurzeln der Serie vergessen zu haben schien, sind nun im Laufe der ewig und drei Tage andauernden Einzelspieler-Karriere wieder deutlich mehr Etappenrennen mit von der Partie – und das ist gut so.

Nicht nur fühlt sich dadurch die rallyende Zielgruppe besser bedient, man bekommt auch das Gefühl, dass die Reihe hierdurch einen Teil ihrer Identität zurück erhält und sich wieder deutlicher von art- (MotorStorm) oder sogar blutsverwandten Titeln (GRID, anyone?) absetzt. Viel kerniger und befriedigender als allein, nur im Wettbewerb mit der Natur, während andere versuchen, es einem gleichzutun, kann man DiRT nämlich nicht erleben. Schade, dass die Etappen-Zeitrennen gerade in der vorderen Hälfte der Einzelspieler-Kampagne ein bisschen kurz ausgefallen sind. Später relativiert sich dieses Problem aber ein wenig, wenngleich es keine wirklich langen Von-A-nach-B-Strecken gibt.

Die Fahrzeugpalette ist nach Jahrzehnten geordnet und reicht bis in die 60er zurück.

Das Fahrmodell schlägt erneut einen gekonnten Spagat zwischen Realismus und Zugänglichkeit, vor dem man seinen Hut ziehen müsste, trüge man nur einen. Die leichten Karossen steuern sich nun sogar noch eine Idee feinfühliger als in Teil zwei. Bis zu sechs Steuer-, Brems- und anderer Fahrhilfen lassen sich übrigens dazuschalten, während man gleichzeitig auch die Hartnäckigkeit der Konkurrenz in fünf Stufen justiert. Auf diese Weise bekommt nahezu jeder das Spiel, das er haben möchte. Will man lieber rollende Hindernisse als Gegner oder beißende, kratzende Rallye-Cracks, die tatsächlich in der Lage sind, einem den Fight seines Lebens zu liefern? Alles ist möglich.

Wer DiRT 3 maximal casualisiert, kommt also selbst noch ganz gut durchs Ziel, wenn seine beiden linken Hände mit rechten Daumen ausgestattet sind. Am anderen Ende des Spektrums dürften dagegen sogar selbst ernannte h4rdc0r3z aus der "Pro"-Zone Xbox LIVEs bei einigen Events noch Rotz und Wasser heulen. Die Bandbreite an Spielertypen, die DiRT 3 auf diese Weise zufriedenstellt, sucht im gesamten Renn-Genre eigentlich ihresgleichen.

Während das Spiel demnach Fans alter Schule wieder etwas entgegenkommt, vergisst es auch nicht diejenigen, die der Marke erst seit kürzerem wohlgesonnen sind. Trotz der neuen, alten Freude am Zeitrennen werden im Rahmen der Karriere – die man nun wieder in schlank-eleganten Menüs erlebt, anstatt im Wohnwagen eures virtuellen Rennfahrers – auch zahllose andere Events ausgetragen.

Endlich gibt es auch Schneerennen.

Die Trailblazer-Wettbewerbe mit den übermotorisierten PS-Monstern sind ebenso wieder mit von der Partie wie die Landrush-Rennen, die im Buggy oder Truck ausgefochten werden. Normale Rundkurs-Rangeleien, in denen das wahlweise lediglich optische oder voll aussimulierte Schadensmodell glänzen kann, gibt es natürlich auch.

Richtig neu sind dagegen die Gymkhana-Disziplinen. In dieser Untergattung des Offroad-Sports treffen Project Gotham Racings Kudos-System und Tony Hawk aufeinander, während man in offenen Arenen Tricks in – je nach Wettbewerb – freier oder vorgegebener Reihenfolge vollführt. Donuts um markierte Hindernisse, Drifts unter Lastwagen-Aufliegern hindurch sowie Spins und Sprünge sind hier gezielt gefragt. Auf diese Weise versucht ihr Punktevorgaben für Bronze-, Silber-, Gold- oder Platinauszeichnungen zu schlagen. Eine motivierende, stellenweise beißend schwere Ablenkung vom Rennalltag, die anderen Herstellern wohl ein eigenständiges Spiel wert wäre.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

DiRT 3

PS3, Xbox 360, PC

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