Disaster: Day of Crisis
Hell of a day
Es gibt so Tage, an denen geht einfach nix! Man steht bereits mit dem linken Fuß auf, dann kreuzt der eigene schwarze Kater von Links und auf dem Weg zum Badezimmer stolpert man noch über den Müll, den man schon seit drei Tagen runterbringen wollte. Ein buchstäblicher Scheißtag oder einfach "Hell of a Day" wie man das in Disaster: Day of Crisis nennen würde. In Nintendos neuem Wii-Game ist das Ganze allerdings um das Zigfache potenziert. Der Tag des Helden Ray Bryce besteht aus nichts anderem als katastrophalen Unglücken und unglücklichen Katastrophen.
Ray durchlebt ein interaktives Abenteuer, das Euch wie ein Mischmasch aus ollen Hollywoodschinken a la "Flammendes Inferno", "Untergang der Poseidon", "Cliffhanger" und "Day After Tomorrow" vorkommen dürfte - aber alles in einem Film zusammen gemixt. Zusätzlich gibt es noch eine Prise "The Rock", schließlich darf neben all den Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Tsunamis und Feuersbrünsten auch das kriminelle Element nicht fehlen, und so stiehlt die ehemalige Spezialeinheit SURGE Nuklearwaffen und begründet dies mit moralisch fragwürdigen Zielen.
Unsereins würde bei all diesem Unheil sicher ganz fix das Weite suchen, Mr. Bryce dagegen steht als professioneller Retter in der Pflicht und zufälligerweise entführen die bösen Soldaten zu allem Überfluss auch noch die Schwester (Lisa) seines im Dienst tödlich verunglückten Partners Steve.
Ihr habt's schon gemerkt, Entwickler Monolith Soft hat sich alle Mühe gegeben, nur ja kein Katastrophen-Klischee auszulassen, und daher ist die schwülstige Story eines Mannes, der unbedingt einen alten Glückbringer an Schwester Lisa übergeben möchte und dafür sogar bereit ist, einen nuklearen Sprengkopf einzutauschen, ziemlich überflüssig. Zumal die oft langatmigen und hölzern-kitschigen Zwischensequenzen mit einem handlungsunfähigen US-Präsidenten ("Hat denn niemand eine Idee, wie wir aus diesem Schlamassel kommen?") optisch grenzwertig inszeniert sind. Insgesamt macht Disaster: Day of Crisis für Wii-Verhältnisse jedoch eine grafisch recht gute Figur, wenn man mal von den Cut-Szenen und den ebenfalls schwachen Vehikel-Missionen absieht.
So rennt Ihr also von einem Katastrophen-Szenario zum nächsten und steuert den heldenhaften Pechvogel dabei in der Regel aus der Schulterperspektive, die Wiimote und Nunchuk immer im Anschlag haltend. Die Entwickler haben sich augenscheinlich Mühe gegeben, das Geschehen so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten: Auf Eurem Weg durch zerstörte Städte oder U-Bahn-Stationen begegnet Ihr immer wieder verletzten oder eingeklemmten Personen. Die sehr lineare Struktur der Levels macht es fast unmöglich, diese zu übersehen. Nur selten sind die in Not geratenen Menschen in Seitenstraßen oder hinter Feuerwänden versteckt.
Je nachdem, in welcher Lage beziehungsweise Verfassung sich die Verunglückten befinden, werden Euch mehr oder weniger schweißtreibende Aktionen abverlangt. Meist handelt es sich dabei um spielerisch sehr simple Tätigkeiten, beispielsweise Erste Hilfe-Maßnahmen wie das Verbinden und Versorgen von Verletzungen oder gar Herzmassagen und ähnliche Wiederbelebungsmaßnahmen.
Da drückt Ihr ein bisschen auf den B-Knopf und sprüht Wasser auf Wunden, dreht den Control-Stick des Nunchuk und verbindet Wunden, beseitigt Hindernisse, indem Ihr auf den A-Button hämmert und dann die Wiimote hoch reißt. Oder lasst die Fernbedienung im Takt heruntersausen, um das Herz wieder in Gang zu bekommen. Ähnlich geht es zu, wenn Ihr euch selber retten müsst: Ihr sprintet mit beidhändigem Einsatz Feuerlawinen davon, weicht mit einfachen Gesten tödlichen Bedrohungen aus oder drückt schlicht den Z-Knopf, wenn Eure Lunge ein wenig Erholung benötigt. Das funktioniert alles reibungslos, stellt aber nie eine wirkliche Herausforderung dar und wiederholt sich zudem sehr häufig, inklusive unnötigem Backtracking.