Dishonored "liegt auf Eis", aber Arkane Studios hat noch viel vor
Tod des Außenseiters.
Wenn ihr im Duden nach "Kritikerliebling" nachschlagt, erwartet euch dort künftig ein Bild von Dishonored: Obwohl beide Teile - sowohl der 2012 erschienene Erstling als auch die Fortsetzung vier Jahre später - überschwängliche Tests erhielten, nach denen sich andere Spiele die Finger lecken, "ruht [die Reihe] im Moment".
Das offenbarte Lead Designer Ricardo Bare während eines Gesprächs mit VG247 auf der Quakecon. Völlig abgeschrieben habe man die Serie zwar noch nicht: "Ich kann noch nicht sagen, was morgen passieren wird", so Bare. "Möglich ist alles." Trotzdem: Optimismus klingt anders.
Es ist jener Fluch, den die Spiele der Arkane Studios seit Jahren mit sich herumschleppen: Dishonored und Prey mögen buchstäblich absolut herausragende Spiele sein - nur weiß das bis auf die viereinhalb Leute, die es gekauft haben, eben niemand. Dishonored 2 setzte in der ersten Woche nach seiner Veröffentlichung 38 Prozent weniger Einheiten ab als sein Vorgänger, und schon der entsprach nicht unbedingt der Definition eines Systemsellers.
Immerhin wirft das tragische Schicksal der Meuchelspiele eine durchaus spannende Frage auf: Woran arbeiten die in Lyon ansässigen Franzosen als nächstes? Bare zufolge handelt es sich dabei nicht notwendigerweise um "Immersive Sims" im Geiste von Dishonored oder Prey. "Wir sind als Studio vor allem an komplexen, glaubwürdigen Welten interessiert, die euch Geschichten auch ohne Textboxen erzählen können", so Bare. "Die Spielwelt ist ein ebenso wichtiger Charakter wie der Spieler oder die Leute, die er auf seiner Reise trifft."
Das heißt aber nicht, dass ihr diese künftig zwangsläufig in der Ego-Perspektive oder für euch allein erkundet. Bislang hätte man zwar auf die Ich-Ansicht gesetzt. Allerdings sei das keine unumstößliche Vorschrift. "Wir probieren von Zeit zu Zeit womöglich andere Dinge aus."
Besonders aufgeschlossen sei das Team gegenüber wie-auch-immer gearteter Mehrspielerkomponenten - etwas, das man früher kategorisch ausgeschlossen habe. Nachdem die Zeit der forcierten und "destruktiv erzwungenen" Multiplayer-Modi aber vorbei sei, hätte ein Trend hin zu Community-orientierten Aspekten eingesetzt, stellt Bare fest. "Spiele nähern sich dieser Entwicklung auf vielen verschiedenen Weisen", und das nächste Projekt der Arkane Studios könnte demächst eines davon sein.
Dem offenen Spielansatz, den Bare als "improvisiertes Gameplay" bezeichnet, werde man aber treu bleiben. "Wir geben euch allerhand coole Fähigkeiten und Werkzeuge und sagen euch: 'So, den Rest findet ihr allein heraus. Seid kreativ und verdient euch eure Erfahrung.'"
Sollten wir künftig nie wieder etwas von Dishonored hören, haben wir zumindest die Gewissheit, dass große Teile der DNA und Essenz dessen, was beide Spiele mitsamt seiner DLCs so großartig gemacht hat, künftig in anderen Arkane-Projekten überdauern wird.