Disney Micky Epic
Guter Micky, Böser Micky
Natürlich hätten wir hier auch ganz anders vorgehen können. Wir hätten zum Beispiel versuchen können, Tiki Sam dreimal die gleiche Maske unterzujubeln. Doch das hätte er dann bemerkt und uns das begehrte Steuerrad nur noch für einen ordentlichen Batzen Bargeld überlassen. Wir hätten uns auch einen Spaß erlauben und Damian Salt statt der Blumen ein köstliches Eis bringen können, auch wenn das bei der Laktose-intoleranten Henrietta für Unmut gesorgt hätte.
Bereits an dieser kleinen Einlage seht ihr, dass bei den Puzzles von Epic Micky nie nur ein Weg zum Ziel führt. Ihr könnt nett sein, ihr könnt aber auch etwas gemein sein. Was zunächst nun wie ein kleines Gimmick wirkt, wird auf lange Sicht profunde Auswirkungen auf Mickys Umwelt haben. Seid ihr eher nett, wandelt sich die Welt mehr und mehr zum Guten, spielt ihr den Leuten lieber Streiche, dann schlägt sich das ebenfalls auf die Dauer nieder. Aber zurück zu Micky und den Piraten...
Nachdem wir Smee alle Gegenstände gebracht haben, können wir nun nach Skull Island reisen. Das passiert in einer hübschen 2D-Jump’n’Run-Einlage: Micky hüpft in der Seitenansicht durch einen kurzen, Steamboat-Willy-inspirierten Level – Veteranen fühlen sich hier an das spaßige 16- und 32-Bit-Jump´n´Run Micky Mania erinnert.
Auf Skull Island angekomme,n wechselt das Geschehen schnell wieder in die dritte Dimension. Zwei Aufgaben erwarten euch hier. Die Pflichtübung ist das Heben der Jolly Roger. Captain Hooks Schiff ist mit mehreren Ankern auf den Meeresboden angekettet, nur wenn ihr die löst, könnt ihr euch auf die Suche nach Captain Hook machen. Aber dann ist da noch das Piratenproblem: Die erwähnte Maschine läuft auf Hochtouren und macht aus den Piraten grimmige Gegner. Bei den Ankern ist euer Vorgehen klar - nutzt den Verdünner, um die Ketten zu lösen.
Bei der optionalen Piraten-Quest steht ihr dagegen wieder vor der Wahl. Vier Maschinen sind über die Insel verstreut, jede hat einen Tank. Füllt ihr den mit Verdünner, dann verschwinden die Piraten einfach. Füllt ihr sie dagegen mit Farbe, rettet ihr die Burschen und könnt wieder eine gute Tat für euch verbuchen – wenn ihr das wollt. Auch bei den übrigen Gegnern gilt dieses Prinzip. Mit Verdünner lasst ihr sie einfach verschwinden, mit Farbe macht ihr sie dagegen zu netten Verbündeten.
Von der moralischen Komponente einmal abgesehen erinnert das Farb-Verdünner-Element spielerisch stark an das alte Super Mario Sunshine auf dem GameCube, auch dort konntet ihr euren Gegnern mit einem konzentrierten Strahl zu Leibe rücken. Mit der Wiimote fällt das Zielen aber natürlich dramatisch leichter und geht viel besser von der Hand. Ein anderes Element, Mickys Wirbel-Attacke, fühlt sich da im Vergleich noch etwas fummelig an.
Anstatt wie bei den famosen Mario-Galaxy-Episoden den Wirbel mit einem flotten Schlenker aus dem Handgelenk auszulösen, müsst ihr hier tatsächlich eine kleine Kreisbewegung mit der Fernbedienung vollführen, noch wird die Aktion aber nicht immer direkt erkannt und umgesetzt. Aber bislang ist das Spiel ja längst nicht fertig, so haben Warren Spector und seine Mannen bei Junction Point noch genügend Zeit, auch dieses kleine Element noch auf Hochglanz zu polieren.
Nach ausführlichem Anspielen hat Mickys großes Comeback einen sehr überzeugenden Eindruck hinterlassen. Die Puzzle-Elemente wirken ebenso überzeugend und motivierend wie die Action-Szenen, die hübschen 2D-Sequenzen sind dabei das stets willkommene Tüpfelchen auf dem i. Micky scheint bei Warren Spector tatsächlich in sehr guten Händen zu sein: Sein neues Abenteuer spielt sich sehr sauber, ist ausgesprochen hübsch anzusehen und ist durch die vielen Wahlmöglichkeiten vor allem eines: Interessant. Ich bin sehr gespannt, ob es Disney, Spector und dem Junction-Point-Team bis zum Weihnachtsfest gelingt, dieses enorm viel versprechende Abenteuer tatsächlich auf Nintendo-Niveau zu polieren. Sollten die Entwickler das schaffen, dann steht Wii-Spielern hier abermals ein wirklich großes Spiel ins Haus.
Disney Micky Epic erscheint im Winter 2010 exklusiv für den Nintendo Wii.