DJ Hero 2
Ein Schritt nach vorne
Dabei entsteht ein Spielfluss, der durch die vielen kleinen Updates und Verbesserungen, die direkte Konkurrenz alt aussehen lässt. Mein persönliches Highlight: Der Rewind. Gelingt es euch lange genug, perfekte Tonabfolgen auf den Bildschirm zu zaubern, dürft ihr mit einer Drehung des Plattentellers zu einer vorherigen Stelle zurückspringen und die bis dahin gesammelten Punkte noch einmal einsacken. Ja, dadurch steigt auch der Anspruch. Zwischen Medium und Hart trennt sich ganz klar die Spreu vom Weizen. Schnelle Abfolgen, Crossfader-Scratching und perfekt getimte Richtungsänderungen erfordern viel, viel Übung. Gelingt es aber erst einmal, diese Hürde zu meistern, wird das Spiel immer besser.
Am Controller wurde dagegen nichts verändert. Ein Plattenteller, drei Knöpfe, ein Crosfader und ein Pitcher. Viel mehr braucht man aber auch nicht, um glücklich zu werden. Für meinen Geschmack ist der blaue Knopf ein Stück zu nah am Mittelpunkt der Drehscheibe dran. Das Scratchen ist dort klar schwerer. Vor allem, wenn einem die Hände nach einem Vier-Stunden-Marathon wehtun. Der Rest ist dagegen nahezu tadellos. Ein bis zweimal reagierte das schicke Plastikding zwar nicht auf das Zurückdrehen für einen Rewind, doch diese Probleme sind eher die Ausnahme. Es macht einfach Spaß, mal keine Klampfe in den Händen zu halten beziehungsweise auf Pseudo-Drums herumzuklopfen.
Auch die Musikauswahl kommt diesmal etwas aktueller daher und ist in puncto Mixing mal wieder einsame Spitzenklasse. Für meinen Geschmack ist zwar erneut zu viel Hip-Hop dabei, doch das wilde Gescratche passt einfach am besten zu den langsamen Beats. Und später warten für Fans der elektronischen Musik zumindest Deadmau5, Tiesto und David Guetta.
Ist mir zwar noch immer zu mainstreamig, doch ich bin mir nicht sicher, ob Berliner Minimal sich wirklich für das Spiel eigenen würde. Da passiert einfach zu viel im Kopf und deutlich weniger bei den Tonspuren. Trotzdem ist es nicht akzeptabel, dass Berlin von RZA gefeatured wird. Es gibt bei uns seit Jahren keine vernünftigen Hip-Hop-Partys mehr. Berlin ist zum großen Teil elektronisch. Einmal lass ich das gerne durchgehen, beim nächsten Mal nehm ich das persönlich, meine lieben Frestyle Gamers.
Angelehnt an die Empire-Battles, könnt ihr euch auch im Multiplayer mit Freunden herumschlagen. Es wird immer um einzelne Abschnitte gespielt. Arbeitet ihr in diesen genauer als euer Kollege, habt ihr ihn gewonnen. Wer am Ende die meisten Checkpoints gewinnt, geht als Sieger von der DJ-Kanzel. Das Ganze funktioniert sogar Online und bietet Ranglisten. Hardcore-Fans können sich also ausgiebig mit Gleichgesinnten messen. Alternativ kann man auch zu zweit mit einem Extra-Sänger beziehungsweise. einer Sängerin arbeiten. Der Spaßfaktor erreicht dabei zwar nicht ganz Rock-Band-Niveau, aber als Party-Alternative ganz nett. Ja, DJ Hero 2 macht alleine am meisten Spaß, trotzdem ist der Multiplayer hervorragend umgesetzt und erweitert so die Einsatzmöglichkeiten.
So weit, so gut. Es gibt aber ein Feature, das zumindest der Geräte-Version von DJ Hero 2 zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis verhilft. Für die 99 Euro bekommt ihr nämlich zusätzlich den ersten Teil geschenkt. Insgesamt bekommt ihr also 173 Mixe und den Controller für weniger Geld als vor einem Jahr den ersten Teil samt Plastik-Turntable. Für Neueinsteiger das perfekte Angebot. Zusammen mit den vielen Verbesserungen, Freiheiten und frischen Details, verwandelt sich der zweite Teil so in einen absoluten Pflichtkauf. Zumindest wenn ihr auch nur ansatzweise etwas mit Musikspielen oder dem angeboteten Soundtrack anfangen könnt.
Freestyle Games hat es also geschafft, zumindest einen Teil der ursprünglichen Vision umzusetzen. Deshalb gibt es diesmal von mir eine 9. Weil sich DJ Hero 2 nicht nur deutlich besser spielt, sondern durch die Freestyle-Sequenzen endlich auch eure Kreativität anspricht. Und noch dazu einen richtigen Multiplayer-Modus bietet. Trotzdem wünsche ich mir für einen möglichen Teil 3 einen freien Mixing-Modus, um wirklich das gesamte Potential der Serie abzurufen. Was ein Online-Mini-Game kann, sollte auch beim Vollpreisprodukt möglich sein. Und wehe, beim nächsten Mal wird Berlin wieder von einem amerikanischen Hip-Hop-DJ vertreten. Kein Mensch erwartet von euch, dass ihr beim einem Mainstream-Videospiel auf den wenig massenkompatiblen Minimal-Sound setzt. Doch Hip-Hop spielt in der Hauptstadt, zumindest in den Clubs, schon lange keine Rolle mehr. Dafür gibt es in puncto Streetcredibility eindeutig Abzüge in der nicht wertungsrelevanten B(erlin)-Note.
DJ Hero 2 ist für Xbox 360, Wii und PS3 erhältlich. Neben der Version samt Controller und Teil 1 gibt es natürlich auch nur das Spiel alleine.