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DmC - Devil May Cry

Gar nicht zum Heulen!

Als Spieleentwickler muss man manchmal ein verdammt dickes Fell haben. Das gilt vor allem, wenn man für das britische Studio Ninja Theory arbeitet. Wie frustrierend muss es sein, wenn man mit Enslaved ein spielerisch rundes und dazu noch für ein Videospiel erschreckend clever geschriebenes Action-Adventure entwickelt, das dann von der breiten Käuferschicht einfach ignoriert wird? Und was denkt man sich als Entwickler erst, wenn man nach der Veröffentlichung des ersten Artworks eines neuen Spiels im Internet die wüstesten Drohungen hört?

"Es war nicht lustig, als wir sogar Morddrohungen im Internet bekamen, nachdem unser Redesign von Dante im letzten Jahr zum ersten Mal gezeigt wurde", erklärt Produzent Alex Jones. "Aber wir waren entschlossen, uns davon nicht irritieren zu lassen, wir haben mit negativen Reaktionen gerechnet. Wir haben weiterhin unser Ding durchgezogen, weil wir von unserem Konzept überzeugt waren."

Nach Begutachtung erster spielbarer Szenen von DmC - Devil May Cry, einem Reboot beziehungsweise Prequel zu den vier bei Capcom intern entwickelten Episoden auf PS2 und PS360, können wir Alex und seine Truppe nur beglückwünschen, dass sie ihrer Vision treu geblieben sind und sich nicht von der geballten Internet-Wut beeindrucken ließen. Obwohl noch eine recht frühe Version der fröhlichen Hackerei gezeigt wurde, ließen die gezeigten Szenen keinen Zweifel aufkommen: Dante mag nicht mehr der weißhaarige Schönling von früher sein, aber spielerisch bleibt Devil May Cry seinen wilden Wurzeln allemal treu.

Wenn Dante mit Schwert und Pistolen austeilt, wenn er seine Gegner in die Luft schleudert und sekundenlange Air-Kombos vollführt, dann wird schnell klar, dass Dante und seine Widersacher hier zwar anders aussehen mögen, spielerisch hat Ninja Theory aber genau verstanden, was Devil May Cry ausmacht und was die Fans von der Reihe erwarten.

DmC spielt in zwei parallelen Welten. Die "Realität" ist ein dröger, grauer Ort. Eine heruntergekommene Stadt voller Graffitis und hektisch umherhastender Menschen. Ganz anders die Welt der Dämonen. Dort explodieren die Farben fast schon. Aus der drögen Realität wird ein Ort der Wunder, in dem sich gigantische Gebäude verformen, Überwachungskameras mit starren Glotzaugen an Wänden hängen und groteske Dämonen aus dem Boden wachsen. Der Wechsel zwischen Realität und Limbo ist es auch, der es mir persönlich so angetan hat.

DmC - Devil May Cry - Gameplay-Trailer

Das Bild wird nicht einfach umgeblendet - die Gebäude verformen sich deutlich sichtbar und vor allem hörbar. Mit wuchtigen Schlägen nähert sich ein Komplex, verformt sich ein marmorner Bogen oder öffnet sich die Straße. Das Licht gewinnt Stück für Stück an Intensität und doch schimmert immer noch ein Hauch der "normalen" Welt durch. Ihr seht immer noch die Schemen der Passanten umherlaufen, während ihr mit wilden Manöver angreifende Monster dezimiert.

Jones meint: "Unser Dante ist noch jung, unerfahren und weit weniger elegant als der, den wir bisher kannten. Seine Manöver sind wütender, aggressiver und ungeschliffener." Dem will ich nicht widersprechen. Dantes Attacken sind wild und wirken auf den ersten Blick chaotisch. Hier ein paar Schläge mit dem Schwert, dort ein paar Schüsse aus den Pistolen und zur Abwechslung wird auch einmal ein Gegner per Greifhaken herangeholt, um ihm danach eine gehörige Abreibung zu verpassen.