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DMC Devil May Cry - Vorschau

Er sieht zwar aus wie Emo-Justin-Bieber, aber meine Fresse, kann der Kerl kämpfen.

Es dürfte kein Geheimnis sein, dass der neue Look von Dante nicht gerade wohlwollend von den Fans empfangen wurde. Wie sollten sie auch? Immerhin wirkt der "neue" Emo-Bursche ziemlich unsympathisch, sein Gesicht erinnert kein bisschen an Dante und überhaupt sind die Haare schwarz. Schwarz! Nicht weiß, sondern pechschwarz. Was denkt sich Ninja Theory dabei? Nieder mit den Ketzern! Aber ist das restliche Spiel denn schlecht? Egal, seine Haare sind jetzt schwarz, es muss also grauenhaft sein.

Betrachtet euch nur einmal die YouTube-Kommentare zu irgendeinem Trailer des Spiels und ihr erhaltet den Eindruck, von weinerlichen Fanboys umgeben zu sein, die anhand einer Haarfarbe oder optischen Änderung die Qualität eines Spiels festlegen wollen. Irgendwo kann ich die Sorgen um das neue Devil May Cry verstehen. Auch ich war bei der Enthüllung des Charakters nicht gerade erfreut, doch rechtfertigt dies wohl kaum die Morddrohung, die Ninja Theory erhalten haben soll.

Negative Ausrufe von Fans gibt es fast überall, doch alleine wegen des Aussehens eines Charakters gleich so an die Decke zu gehen, zeugt nicht gerade von der Reife, mit der wir eigentlich Gegnern unseres Mediums entgegentreten wollen. Ninja Theory lud sogar einige der besten DMC-Spieler zu sich ein und erklärte DMC: Devil May Cry als alternatives Universum, in dem ihr einen anderen Dante spielt. Nützte alles nichts und die Unkenrufe gehen munter weiter. Daher spreche ich als jemand, der selbst Hand anlegen durfte, die einzig wahren Worte:

Jetzt bleibt doch einfach mal friedlich!

Nach nur zwanzig Minuten mit dem neuen Dante freue ich mich bereits auf die Reaktionen der Neinsager, wenn sie zum ersten Mal das fertige Spiel erleben. Ihnen wird der Kopf explodieren, weil sie ihren Hass abseits der schwarzen Haare nicht mehr rechtfertigen können. Denn das Kampfsystem könnte sogar besser sein als in jedem Devil May Cry zuvor.

Dieser Eindruck entsteht aus nur einer kleinen Änderung im System. Bereits Devil May Cry 3 zeigte ein unglaubliches Spektrum an Kombinationen, indem ihr stets zwischen zwei Waffen sowie Schießeisen wechseln konntet. Nun besitzt Dante drei Klingen gleichzeitig, die ihr über die Schultertasten aktiviert. Ohne die Betätigung der hinteren Hebel schwingt Dante sein geliebtes Rebellion umher und zerschneidet kunstvoll seine Widersacher. Haltet ihr nun die linke Schultertaste gedrückt, verwandelt sich das Schwert in eine leuchtende Sichel. Die rechte Seite aktiviert eine rote Axt, die von pulsierenden Stacheln durchzogen ist. Ganz "Engel links, Teufel rechts" symbolisieren beide Schultern Himmel und Hölle, die Dante zu verschiedenen Attacken nutzt.

Keine fünf Minuten vergingen, bis ich die drei Todesklingen fast schon unbewusst austauschte und zu surrealen Kombinationen ansetzte, deren seichte Übergänge einen Fluss erzeugten, wie man ihn etwa aus Bayonetta kennt. Auch die Kamera unterstützt diesen Eindruck, da sie bei erfolgreichen Aktionen in leicht seitlich gedrehten Winkeln an Dante heranfährt. Hielt ich dieses Feature zunächst noch für bedenklich, lösten sich meine Sorgen im Verlauf der Demo in Wohlgefallen auf, nachdem sie die Aktionen jedes Mal perfekt untermalten und das Spielgefühl noch verstärkten.

Zu den normalen Angriffen, die ihr wie früher durch unterschiedliches Timing ausführt, habt ihr dieses Mal eine zusätzliche Juggle-Taste mit der Dante die Feinde in die Luft schlägt. Somit müsst ihr nicht länger den Analog-Stick umständlich in die entgegengesetzte Richtung halten, was dem Kampffluss zugutekommt.

Falls euch Neros Arm aus Devil May Cry 4 gefallen hat, dürften euch das neue DMC die Augen übergehen lassen. In Kombination mit den Schultertasten wechselt ihr nicht nur die Waffe, sondern auch eine Art Peitsche. Die Himmel-Variante zieht euch zu den Gegnern, während das Gegenstück die Burschen zu euch holt. Das erleichtert den Umgang in den Gefechten, ohne an Komplexität zu verlieren. Gleiches gilt übrigens für das neue Ausweich-Manöver, bei dem ihr nicht ständig zwischen Rollen und Sprüngen variiert. Ein kurzer Knopfdruck reicht aus, um selbst mitten in der Kombo die ausgeführte Attacke abzubrechen, was ebenso in der Luft funktioniert. Ganz ohne den Wechsel von irgendwelchen Stilen.

DMC: Devil May Cry - Trailer

Die zuvor erwähnten Peitschen kommen ebenfalls in den Geschicklichkeitseinlagen zum Einsatz. Mit diesen könnt ihr bestimmte Teile der Umgebung zu euch ziehen, um so neue Plattformen zu erschaffen, oder ihr schwingt direkt auf die Punkte zu. Im Gegensatz zu den Vorgängern kam mir hierbei nie ein plötzlicher Kamerawechsel in die Quere.

Ach ja, was ist eigentlich mit den Pistolen, ohne die es natürlich kein richtiges Devil May Cry wäre? Nun ja, in der Demo konnte ich nur Dantes Revolver ausprobieren, den man weiterhin zum Jonglieren der Feinde benutzt, allerdings nicht mehr zum Halten der Kombo benötigt, da diese anscheinend nur abbricht, sobald ihr eine feindliche Backpfeife kassiert. Somit ließ sich der übliche Aufstieg zum begehrten S-Rang leichter bewältigen, doch gleichzeitig fühlt ihr euch in den Kämpfen freier. Kein abstrakter Buchstabe zwingt euch zu abstrakten Kombos. Ihr ganz alleine wollt den Wechsel zwischen Angriffen nutzen, um die Möglichkeiten des Systems auszureizen.

Bevor ich nun zu weit in die Philosophie des Kampfsystems abtauche und nebenbei den Sinn des Lebens erörtere, lasst mich die doch recht kurze Demo zusammenfassen. Bis ich meine gierigen Finger nicht an die finale Fassung oder zumindest einen längeren Abschnitt legen darf, will ich das neue Devil May Cry nicht ganz zum neuen Messias ausrufen, doch sonst hat Ninja Theory in der kurzen Zeit sämtliche Zweifel in mir beseitigt.

Zwar brauchte das Team spätestens nach Enslaved zumindest mir nichts mehr zu beweisen, jetzt jedoch festigt sich mein Eindruck der talentierten Entwickler-Truppe endgültig. Lasst euren Zorn an einem neuen Charakterdesign nicht vom eigentlichen Kern der Serie ablenken. Den Kämpfen. Glaubt mir, mit dem Leuchten in meinen Augen hätte man ganze Kraftwerke antreiben können. Daher hoffe ich, dass Ninja Theory das restliche Spiel ebenfalls so großartig aufbaut und mich nach dieser Glorifizierung nicht im Regen stehen lässt.

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Björn Balg Avatar
Björn Balg: Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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DMC Devil May Cry

PS3, Xbox 360, PC

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