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DoDonPachi Resurrection - Test

All your base are belong to Robo-Schulmädchen

DoDonPachi beherrscht diese Disziplin wie kaum ein anderer seiner Art - nicht dass es so viele davon gäbe - und auch wenn ich zugeben muss, dass ich das vergleichsweise ruhige Radiant Silvergun oder sogar die ganz alten 8/16-Bitter in diesem Genre bis heute vorziehe, ist Resurrection auf dem besten Weg zur Perfektion in seiner eigenen Art und Weise. Die eigenen Schuss-Modi sind da natürlich mindestens genauso wichtig wie das, was der Feind auf euch niederregnen lässt. Ihr wählt zwischen drei Schüssen - schnell und fokussiert, langsam und weit gefächert und einem dazwischen - und drei Bomb-Modi.

Diese entscheiden, ob ihr es etwas einfacher habt - stärkerer Hauptschuss, automatische Smartbomb bei Treffer, sofern vorhanden -, ob ihr auf den höchsten Chain-Bonus für den maximalen Score aus seid - schwache Hauptwaffe, schnelles Punkt-Chaining - oder richtig Power haben wollt, nicht viel auf Chaining gebt und stattdessen den Hyper-Mode auskosten möchtet. Dieser gibt euch kurze Unverwundbarkeit, erhöht eure Schussfrequenz ins Lächerliche, lässt das Chaining kurz rasen, hat aber seinen Preis. Bis zum Ende der Stage schießen die Gegner deutlich schneller und das Spiel wird nochmal eine Ecke brutaler. Aber das macht ja nichts. Ihr habt ja längst den Flow gefunden.

Normale Schussfrequenz

Ein wenig schade bei all diesen Bullet-Hell-Games fand und finde ich immer, dass man das wunderbar kitschige Retro-SciFi-Steam-Cyber-Captain-Future-Laputa-Design nie so richtig auskosten kann. Die köstlich überzogenen Panzer-Konstruktionen, fliegenden Festungen von außergewöhnlicher Größe, die Häuschen am Boden und die glitzernden Lichter einer fantastisch-naiven Welt ziehen beinahe ungeliebt vorbei, weil sie im Dauerfeuer kaum auszumachen sind. Nebendarsteller in einem hoffentlich nie endenden Spielzeug-Krieg, der dank der Macht des Continues als legales Cheating immer in die nächste Runde geht.

All das kann man natürlich auch zu zweit genießen, wie es sich für einen Arcade-Automaten gehört. Die eigenen Schüsse sind etwas schwächer, als sie es bei nur einem Raumschiff wären und trotzdem sollte es in der Theorie ja etwas einfacher werden. In der Praxis habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn ihr nicht zufällig die eine Hälfte eines telepathisch begabten Zwillingsgespanns seid, dann scheitert es scheinbar immer an der Koordination und irgendwie wird alles nur noch konfuser. Es gibt bestimmt Leute, denen das mehr Spaß bereitet und wenn man nicht den Score jagt, dann ist es auch ganz witzig. Aber Profis sind in der Cave-Welt nun mal einsame Wölfe und da macht DoDonPachi Resurrection keine Ausnahme.

Steht zu euren Vorlieben und kauft den Robo-Schulmädchen-Skin. Oder bleibt einfach normal.

Ein ganz spezielles Spiel für eine ganz spezielle Zielgruppe. Ich will euch nichts vom toten Hund erzählen und behaupten, dass ihr es nur mal probieren müsst und ihr werdet schon von alleine reinfinden, selbst wenn das euer erstes Shoot'em'Up ist. Fleiß, Ehrgeiz und Hingabe waren zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Historie der Videospiele ganz selbstverständliche Tugenden, die nicht optional waren und es ist das Mindset, mit dem ihr hier herangehen müsst. Nur ganz, ganz wenige erkennen beim ersten Spielen den Fluss des Bullet-Hell-Spiels. Jeder andere muss ihn sich hart erkämpfen, Screen für Screen, Boss für Boss. Nicht jedem macht das Spaß, nicht jeder ist dafür geschaffen. Aber wenn ihr merkt, dass ihr in diesem Mandala aus Schüssen aufgeht und der Weg sich euch mit bestechender Klarheit zeichnet, immer ein wenig weiter, als der Boss mit euch mithalten kann, dann habt ihr euch DoDonPachi Resurrection erkämpft. Dann debattiert ihr mit den Pros über die besten Schussvarianten, die interessantesten Modi dieser umfangreichen Umsetzung und gehört dazu. Zu den Nerds der Nerds.

Und dann dreht ihr auch den Fernseher, um DoDonPachi Resurrection im Vollbild-Modus zu genießen und merkt, dass es nichts bringt.

Oh, Mist. Jetzt ist das Ding auch noch umgefallen.

DoDonPachi Resurrection ist ab sofort für die Xbox 360 für sehr bescheidene und knappe 30 Euro zu haben. Da liegt dann sogar noch eine Soundtrack-CD bei und ein Handbuch, das wirklich die Schussvarianten erklärt. Guter Deal.

8 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

DoDonPachi Resurrection

iOS, Xbox 360, PC

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