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Doodle Roll und Slayer Pinball Rocks HD

Schnee- und Stahlballschlachtkrieg

Doodle Roll

GOJOY. Ltd. / 7,4 MB / 0,79 Euro

Ich dachte Engrish, die wunderbare Sprachform, die entsteht, wenn Ostasiaten mithilfe eines halben Wörterbuches einen Text übersetzen, wäre ausgestorben. Aber nein, weit gefehlt, sie übersetzen jetzt nur in andere Sprachen, nachdem sie das Englische halbwegs gemeistert haben. Hier ein erster Einstieg in das Spiel Doodle Roll von GOJOY. Ltd.. Auf Deutsch. Mehr oder weniger.

„Das ist ein spitzespiel, das sie nicht verpassen dürfen. Sie möchten mit dem Schneeball an Ihrer Frau rächen, die ist während des Krieges getötet worden!“

Ok. Gekauft. Dieser Satz enthält so viele Mysterien, dass ich, nur um herauszufinden, was eigentlich los ist, die 79 Cent auf den Tisch lege. Kleinigkeiten wie „spitzespiel“ fallen gar nicht mehr auf, wenn ich mich an meiner Frau mit Schneeball räche, NACHDEM sie im Krieg getötet wurde.

Wer weiterliest, ist klar im Vorteil, der nächste Satz erklärt diesen Umstand. Und rückt das Spiel in noch weit grenzdebileres Licht: „Während des Schneeballschlachtkrieges in der Menschheit ist Ihre Schneeballfrau unglücklich als Munition benutzt worden und sie ist darum in Stücke gerissen worden. Sie sind so traurig, dass Sie versprochen haben, die Menschheit zu vernichten. Während des Spiels werden Sie mit der Unterstützung von Schneewehe immer stärker. Sie werden die lebendige Sachen, Maschinen und Gebäude herzlos brechen.“

'Aber wenn Sie den Supermann besiegen, Sie sind stimmt nachher unbesiegbar.'

Aber…Das…Ich…Warum...?...

Keine Ahnung, Spiel gestartet und gucken, was los ist. Wie es sich herausstellt, gehört Doodle Roll in die Schrottkategorie der Spiele, die ein tausendfach seit Atari 2600-Zeiten erprobtes Konzept nehmen und zeigen, wie man es schlechter machen kann. Der Spieler lenkt durch Neigung des i-s seiner Wahl eine Schneekugel ins sprichwörtlich unendlich weit entfernte Tal und überrollt dabei Heerscharen von Männern, Frauen, Kindern und Dackeln. Diese hinterlassen eine rote Pfütze und einen Nachklang im Ohr, der sich ein wenig wie „Uurhg“, „Ihhrg“, „Iieehk“ oder „Wau“ anhört. Wenn das Gehör nicht sowieso schon angesichts des einzelnen, sich endlos wiederholenden Akkordes, hier Musik genannt, längst abgeschaltet hat. Rollt ihr über eine kleine Schneewehe, dann wird der Ball größer und kann auch über ein Haus oder Auto rollen. Das macht auch ein Geräusch, aber keines, das ich hier wiedergeben möchte.

Das geht so endlos weiter. Sobald der Ball groß und damit schnell genug wird, beginnt sich das Spiel ob seiner widerwärtigen Grafik zu verschlucken, zu ruckeln und ihr in ein Hindernis zu rauschen. Dann ist der Ball wieder kleiner und langsamer und das Elend startet erneut in all seiner Glorie durch. Überlebt man lange genug – ich meine damit euch, die Spieler –, werden als Abwechslung Gorillas und Eisbären plattgemacht. Und eines der großen Mysterien des Textes klärt sich auch irgendwann: „Obwohl Supermann manchmal hierher fliegt um Gerechtigkeit zu bewahren. Aber wenn Sie den Supermann besiegen, Sie sind stimmt nachher unbesiegbar.“

Ich weiß jetzt, was das heißt. Aber ich verrate es nicht. Es ist meine kleine Belohnung, nach schmerzhaften Minuten, die einem wie Tage erschienen, dieses kleine Rätsel gelöst zu haben und ich behalte es für mich. Ihr braucht euch darüber nicht zu ärgern. Es zeigt nur, wie verzweifelt und verwirrt man nach längerer Zeit mit Doodle Roll ist. Ich schließe jetzt lieber mit dem letzten Zitat: „Wenn das Spiel Ihnen Spaß macht, und Sie sind sehr zufrieden, bitte beurteilen Sie auch für uns! Vielen dank!“

Bitteschön. Hab ich gemacht. Fiel ungefähr auch so aus wie hier. Und ihr? Kauft Doodle Roll bitte nicht. Gibt genug andere Sachen. Vielen dank. (Martin Woger)

Slayer Pinball Rocks HD

Gameprom / 30,0 MB / 2,39 Euro Einführungspreis

Slayer Pinball Rocks HD ist genau das wonach es sich anhört: Gameproms nett gemachter Flippertisch zollt der Thrash-Metal-Größe in Ton und Bild mehr als nur standesgemäßen Tribut. Zu geloopten Riffs des aktuellen Albums World Painted Blood wird hier ein unaufgeregter, ja, in seiner Sparsamkeit beinahe eleganter Flipper geboten, der jeden seiner 239 Cent („nur für kurze Zeit“) wert ist.

Auf dem iPod gibt es wegen der wandernden Ansicht minimale Zielprobleme.

Natürlich ist auch Front-Ätzer Tom Araya reichlich zu hören, unterlegt sein gemeines Organ doch beinahe jegliche Trefferzone des sich optisch zwischen Zwangs-Aderlass, Fegefeuer-Romantik und Totenkopf-Chic bewegenden Groschengrabs mit markigen Sprüchen. „Bioweapons“, „I want blooooood“ und „Balls. Of. Steel“ sind meine persönlichen Favoriten, die der Zeremonienmeister der Härtner mit der ihm eigenen, gewohnten Ernsthaftigkeit ins Mikro rotzt.

Die Jagd auf die Highscores auf dem mit etwas Schielen sehr echt wirkenden Tableau fällt dank der Online-Bestenlisten durchaus motivierend aus - sofern euch, wie mir, die Tatsache 2.123er der Welt zu sein, noch etwas gibt. Da Gameprom bei den Basics, vor allem auch bei der Kugelphysik, tatsächlich alles richtig gemacht hat, ist aber zum Glück auch das reine Spiel schon eine überraschend große Freude und ein echter Flashback zugleich.

Das liegt sicher auch an der Musik, die ein weiteres Mal wie direkt aus den Achtzigern klingt. Ein zweites Reign in Blood ist World Painted Blood ganz sicher nicht geworden, aber das interessiert bei einem dermaßen routiniert designten Stück Unterhaltungssoftware wenig. Schade nur, dass ich die schlicht beeindruckende und wunderbar plastische 3D-Grafik noch nicht auf dem iPad begutachten konnte. Erst hier dürfte die alternativ angebotene Tisch-Totale die maximale Übersicht und Kontrolle gewähren.

Aber sei’s drum: Slayer Pinball Rocks HD ist das adäquateste Stück Band-Promotion seit einer halben Ewigkeit: Rundheraus solide, professionell und ein bisschen von gestern, passt es zur Band wie ein Stahlkappenstiefel unters Steißbein. Sauber! \m/ (Alexander Bohn)

2 / 10

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