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Doom 3 BFG Edition - Test (PC-Version)

Nach acht Jahren ist in der Hölle wieder Tag der offenen Tür.

Eine bewegte Geschichte hat die Reihe. Nachdem id Software mit Doom ein auch in der Breite Genre und Industrie prägendes Spiel erdacht hatte, fand der dritte Teil zu seiner Erstveröffentlichung 2004 nicht nur Freunde. Tatsächlich ist die seinerzeit lang erwartete Weiterführung der berüchtigten id-Software-Reihe in echtem, polygonalem 3D wohl eines der polarisierendsten Spiele der 2000er Jahre. Vielen war der Ton des Titels im Vergleich zum knallig bunten Dauerfeuer der Vorgänger zu düster. Doom 3 drehte den Spieß um, das schnelle, kathartische Geballer, das die Spieler bisher von der Marke kannten, wandelte sich zur bösesten Geisterbahn, die man sich vorstellen konnte. Doom 3 hatte mit feierabendlicher Entladung nichts mehr zu tun. Es war Stress pur.

Mir hat dieses Spiel damals sehr imponiert. Etwas zu bequem genutzte "Monster-Closets" hin, künstlicher Taschenlampen-oder-Waffe-Zwang her: Wie Doom 3's Höllenkreationen einen unter infernalischem Getöse der zumindest klanglich allgegenwärtigen offenen Höllentore ansprangen - und mit welchem Timing -, das ist bis heute vorbildlich und wird auch von Spielen wie Dead Space nicht besser gemacht. Überhaupt, war Doom 3 wirklich so weit von seinen Ahnen entfernt? Schon 1993 schossen Dämonen und Zombie-Soldaten aus sich unvermittelt öffnenden Wänden hervor, sobald man die Rüstung aufhob, die gut erhellt in der Mitte eines Raumes lag. Und wenn man ehrlich ist, hat es einem damals als Halbwüchsigen auch nicht unbedingt weniger Angst gemacht. In jedem Fall ist es ein bemerkenswertes Spiel, das nun von id Software die lang verdiente Neuauflage erhält.

Und die ist nun zumindest für PC-ler eine kleine Enttäuschung. Starten wir mit den guten Dingen. Das Spiel funktioniert immer noch recht gut. Als streng lineare Horror-Schießerei beackert dieses Spiel seine eigene Nische und das gekonnt. Es ist nicht das inspirierteste Spiel, ist es nie gewesen, schlägt sich aber auch ohne Iron-Sight-Zielen, ohne dedizierte Nahkampf- oder Granatentaste und ohne ausgefuchste, neuzeitliche Gruppen-KI noch recht ordentlich. Zusammen mit den Zusatz-Kapiteln Resurrection of Evil und Lost Mission ist es ein umfangreiches Paket, das die Sinne zwar nicht wirklich in besonderer Breite bedient, seine spezielle Note hoch dosierter Shooter-Gewalt aber gut beherrscht.

Doom 3: BFG Edition - Trailer

Zudem: Der bleibetriebene Mars-Exorzismus wurde schön auf hohe Auflösungen und das Widescreen-Format heutiger Bildschirme angepasst. Die damals von vielen als zu dunkel empfundene Beleuchtung hat id etwas weiter aufgedreht, sodass man von der verwinkelten Station ein deutlich differenzierteres Bild bekommt, ohne dass das Spiel an Schockeffekten einbüßen müsste. Neuerdings darf man sogar Taschenlampe und Waffe gleichzeitig zücken. Dadurch, dass der Akku des Leuchtmittels geradezu kläglich von gestern ist, erlischt das Licht zu den unmöglichsten Gelegenheiten, was auch hier wieder für reichlich schaurige Momente in stockfinsteren Räumen sorgt. Wer mit der Möglichkeit ausgestattet ist, Spiele in stereoskopischem 3D zu genießen, freut sich über ein entsprechendes Feature.

Spielerisch ist ansonsten, abgesehen von etwas großzügiger verteilter Munition mal abgesehen, nichts passiert, aber das ist für HD-Neuauflagen auch selten üblich. Trotzdem wäre zumindest die Option, das drastische Kopfwackeln herunterzufahren oder abzustellen, nett gewesen. Denn sobald ihr etwas langsamer vorrücken wollt - und das wollt ihr oft - trippelt der Doom-3-Spacemarine auf albern wippenden Mini-Schritten daher wie eine Ballerina mit Parkinson. Auch eine Reihe nur schwer nachvollziehbarer Entscheidungen hat id Software getroffen. So bewahren die sachten Anpassungen an der Grafik sicherlich den Geist der Vorlage ziemlich genau. Trotzdem sieht die BFG Edition von Doom 3 nur wenig jünger aus, als die acht Jahre, die das Original auf dem Buckel hat. Das Team hätte mit den visuellen Änderungen also ruhig noch tiefer ansetzen dürfen. Gerade die kantigen Charaktermodelle und viele niedrig aufgelöste Texturen rütteln an der Immersion in diesem atmosphärisch ausgeleuchteten Titel.

Hier merkt man einfach, dass diese Ausgabe in erster Linie auf Konsolen funktionierten sollte, und zwar gefälligst in 60 FPS. Dass PC-User Doom 3 schon seit zwei Jahren dank der Sikkmod in einer Grafik kennen, die den hier gebotenen soliden Standard bei Weitem überbietet, ist da nicht gerade hilfreich. Ich will nicht sagen, dieses Stück Community Arbeit wischt am PC mit Carmack und Co.'s offizieller Neuauflage den Boden auf, aber … es wischt. Wie Meister Proper.

Und dann sind da die Kleinigkeiten. Dass ich das nahezu unerträgliche Tearing trotz entsprechender Option nur per Grafikkarten-Software deaktivieren konnte, ist ja noch zu verschmerzen, auch wenn es durchaus die Erwähnung wert ist, dass dies hier wohl mit das schlimmste Beispiel für diese Sorte Darstellungs-Schluckauf ist, die mir in in den letzten Jahren untergekommen ist. Schwamm drüber. Wirklich unerklärlich ist mir hingegen, warum die dynamischen Schatten der Taschenlampe aus dem Spiel geflogen sind. Und warum ist der exzellente Koop-Modus der alten Xbox-Version nirgends zu finden? Die nicht anpassbare Controller-Belegung erlaubt sich mit Sprinten- und Ducken-Tasten, die man halten muss - L3 und R3 -, gleich zwei Fehlgriffe und komplettiert den Eindruck einer Neubearbeitung, die unter ihren Möglichkeiten bleibt.

Ein netter Bonus sind Doom 1 und 2, die, bis auf einen als verfassungsrechtlich bedenklich beurteilten Wolfenstein-Level, so gut wie originalgetreu den Weg in diese Sonderausgabe fanden. Leider fehlt mit den Mehrspieler-Anteilen beider Titel unverständlicherweise eine gute Portion des Erlebnisses. Da es sich um die Umsetzung der XBLA-Versionen handelt, ist zudem keine schnellere Bildrate zu erwarten, als die stabilen 35 Bilder pro Sekunde, die man schon auf der Konsole vorfand. Schade.

Doom 3: BFG Edition - Trailer

Schlecht geht anders. Allerdings vermissen gerade PC-Spieler bei der BFG Edition an wichtigen Stellen Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail. Warum das Koop-Spiel der Xbox-Version keine Berücksichtigung fand, ist ebenso wenig nachzuvollziehen wie die gekippten Mehrspieler-Modi der 486er-Originale. Eine Reihe von kleineren Bugs und eine grafische Aufmachung, die hinter dem zurücksteht, was die Community seit Jahren leistet, gehören zu der Sorte Unzulänglichkeit, die man von einer Firma wie id Software eigentlich nicht gewohnt ist.

Trotzdem hat sich Doom 3 im Grunde besser gehalten, als ich zunächst erwartet hatte. Es ist immer noch ein Spiel, das mit beiden Beinen fest in den Neunzigern steht und mit seinem unnachgiebigen und ein bisschen gleichförmigen Geisterbahn-Terror eher in kleinen Dosen funktioniert. Aber wenn es klickt, dann richtig - und auch das muss man erst einmal hinbekommen. Wer die BFG Edition im Vorfeld allerdings für das letzte Wort in Sachen Doom gehalten hat, der sieht sich enttäuscht. Keines der Spiele dieser Sammlung liegt hier in seiner besten Version vor.

(Der Test und die Wertung bezieht sich ausschließlich auf die PC-Version. Ein Test der Konsolen-Version folgt in Kürze)

6 / 10

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