DOTA 2
Mögen die Spiele beginnen
Während bei League of Legends relativ schnell versucht wird, Gegner durch Überfälle auszuschalten, versuchen Pro-Gamer bei DOTA 2 so oft wie möglich, als letzter feindliche Soldaten zu erledigen, um das Gold einzusammeln und gleichzeitig das gegnerische Team davon abzuhalten. Das Ziel: Einen Level- und Gold-Vorsprung herausarbeiten. Das sorgt für eine komplett unterschiedliche Dynamik, erfordert viel Übung und senkt meiner Meinung nach damit auch die Einsteigerfreundlichkeit.
Dabei ist unklar, ob das Coaching-System die höhere Komplexität abfangen kann. Noch schwerer fällt es aber, zu beurteilen, welcher Ansatz nun wirklich der bessere ist. Unterm Strich ist es wohl einfach Geschmackssache. Ich habe mich auf jeden Fall an League of Legends gewöhnt, ziehe es aktuell Heroes of Newerth vor und werde mich dementsprechend auch mit DOTA 2 schwer tun.
Doch nicht nur inhaltlich gleicht DOTA 2 Heroes of Newerth wie ein Ei dem anderen. Auch optisch beschreiten beide den gleichen Weg. Die Grafik ist deutlich detaillierter als bei League of Legends und das Art Design besticht durch die wesentlich hübscheren Figuren. Die Spezialeffekte sind beeindruckender und die Beleuchtung eine wahre Augenweide. Nur in puncto Animationen hat für mich LoL die Nase vorn. Die sind mir bei DOTA 2 noch zu abgehakt und wirken "unrealistisch".
Die Kämpfe selbst waren auf der Messe geprägt von einigen beeindruckenden Taktiken, die dank der Nähe zum Original schnell von den Profi-Spielern adaptiert wurden. Der Einsatz von im Fluss auftauschenden Runen, die blitzschnellen Attacken und das Creepen im Wald. Wer das Original kennt, wird sich kaum umstellen müssen. Das GUI wirkt dabei Valve-typisch sehr aufgeräumt. Der Spectator-Modus durchdacht. Und die Mini-Map schön übersichtlich. Alles da, alles drin und alles dran.
Valve hat auf jeden Fall seine Hausaufgaben gemacht. DOTA 2 wirkt auf den ersten Blick wie ein modernes, bewusst nah an das Original angelehntes Update, das dank starker Community-Features, einem guten Spectator-Modus und Replays gute Chancen hat, sich im E-Sport zu etablieren. Die Frage bleibt nur, ob diese bewusst gewählte Copy-and-Paste-Spielmechanik gegen ein durchdachtes und stark verbessertes League of Legends auch im Massenmarkt Erfolg hat. Trotz der Coaching-Funktion scheint sich DOTA 2 deutlich anspruchsvoller als der Neuling von Riot Games zu spielen. Wie schon Heroes of Newerth richtet sich der Titel klar an echte Hardcore-Spieler. Die Lernkurve ist brutal und nicht jeder kommt mit der Komplexität zurecht.
Außerdem sieht es für meinem Geschmack Heroes of Newerth einfach zu ähnlich. Klar, am Ende werden die Marktmacht und die Kompetenz von Valve den Unterschied ausmachen und wahrscheinlich Heroes of Newerth den Todesstoß versetzen. Es ist trotzdem schade, dass DOTA 2 zumindest auf den ersten Blick so wenig eigene Ideen mit in den Ring wirft. Man darf also gespannt sein, wer am Ende das Rennen macht. Momentan würde ich noch alle Karten auf League of Legends setzen. Vor allem, weil Valve noch nicht endgültig bestätigt hat, dass der Titel als Free2Play startet. Aber mal abwarten, was Valve noch alles in der Hinterhand hat. Die Jungs haben mich schon mehrmals überrascht, vielleicht gelingt das ja auch diesmal.
DOTA 2 wird 2012 für PC und Mac erscheinen.