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Double Kick Heroes - das metalste Spiel, das jemals metalte?

Headbang Club entdeckt bisher ungekannte Freuden im Musikspiel.

Dass die Reunions der beiden großen Musikspielserien - Guitar Hero und Rock Band - kommerziell so in die Hose ging, ist schon ein bisschen schade. Fast meint man, lauthals den zweiten Tod des Rhythmusspiels ausrufen zu müssen. Dabei vergäße man aber, dass Harmonix und Activision mit ihren Rucksäcken voller verflucht teurer Song-Lizenzen zwangsläufig andere Maßstäbe für "Erfolg" anlegen als der Rest der Welt.

Klar ist, das Musikspiel rutscht aus dem Rampenlicht in die Nische zurück, aus der es einst kroch. Aber da kann es durchaus gemütlich sein, wenn man es nur richtig anstellt. Einige VR-Spiele mit exzellenten Ideen sieht man immer wieder (über eines werden wir hier in Bälde berichten) und auch klassische, TV-basierte Indie-Titel lassen sich immer wieder etwas einfallen. Schlüssel hier: Rhythmus-Gameplay und Feeling vor prestigeträchtige, aber lizenzrechtlich teure Lieder zu stellen.

Je nach Thema des Levels bekommt ihr es auch schon mal mit mutierten Haien oder zombifiziertem Geflügel zu tun.

Double Kick Heroes wäre eines von der Sorte. Weder namhafte Bands, noch kostspielige Plastikinstrumente kümmern Entwickler Headbang Club. Gleichsam sollte trotzdem alles, was in Richtung Peripherie irgendwie vom PC erkannt wird und noch bei euch rumliegt, auch hier nutzbar sein zur Not eben mittels des netten Tools Joy-2-Key. Tatsächlich sehe ich aktuell in einem robusten Arcade-Stick oder einer mechanischen Tastatur die optimale Art, Double Kick Heroes zu spielen. Es sollte in jedem Fall ein Stück Hardware sein, das die Tracht Prügel, die ihm hier droht, locker wegsteckt, einen klassischen Controller empfehle ich nicht, zumindest meine Daumen sind hierfür nicht schnell genug.

Als Basis für Double Kick Heroes dient ein klassischer Highway mit Noten, die man im richtigen Moment anschlägt, nur das oben drüber ein Cadillac parallel dazu stets über einen tatsächlichen Highway fährt und von Zombies und anderen Monstern verfolgt wird. Wie sich die vierköpfige Band, die auf dem Gefährt davonbraust, wehrt? Natürlich mit Rock und Metal in so gut wie allen Spielarten. Ist doch klar! Der Wagen ist nämlich insofern ein Stück weit magisch, als dass er die mit jedem korrekten Anschlag einen Schuss auf seine Verfolger abfeuert. Verhaspelt ihr euch, wird auch nicht geschossen. Die Biester holen auf und schlagen auf euren Cadillac ein, so lange eure Lebensleiste hält.

Die Anspielungen auf einzelne Songs und bestimmte Größen der Branche gehen über alle Genres hinweg. Im Hintergrund dieses Safe House' sitzt 'Marlene Branson'.

Mehr als drei Spuren - Bass Drum, Snare, Becken - müsst ihr nicht im Blick behalten, dafür aber den schwermetallenen Straßenhobel ab und an rauf und runter steuern, um einem wütenden Bossgegner auszuweichen. Tastsächlich wählt ihr bei Bass-Drum-Anschlägen sogar mit je eigener Taste, ob die linke oder rechte Waffe feuern soll, um den nahenden Horden Untoter Herr zu werden. Zwischen den einzelnen Stücken, die sich von Surfrock über Stoner, Math, Thrash und Death sogar hier und da Richtung Black Metal neigen, zieht ihr die Band im Story-Modus über eine endzeitliche Landkarte und lest leichtherzige (und immens wegklickbare) Trash-Dialoge.

Spielerisch hat Headbang Club den gelungenen Eigenkompositionen, die munter Metallica zitieren und schon mal Rammstein humorvoll komplett kopieren, gute Tabulaturen auf den Leib geschneidert, die man gerne mehrmals durchexerziert, um sich auf den Leaderboards zu verewigen. Es ist fast schöner, die Hommagen rauszuhören, als einfach einen Song runterzunudeln, den man schon Tausend Mal gehört hat. Und die recht nett gepixelte Quasi-16-Bit-Optik gibt dem Ganzen einen passenden Rahmen.

Besonders gut gefällt mir die Trefferanzeige bei Anschlägen, bei denen eine in den Himmel schnellende Flamme auf der Tabulatur den Zeitpunkt des Treffers markiert. So wird einem intuitiv klar, ob man zu schnell oder zu langsam in die Tasten haut. Gute, lehrreiche Erziehungsmaßnahme, wie ich sie länger nicht in einem Rhythmusspiel sah.

Double Kick Heroes - TrailerAuf YouTube ansehen

Nicht alles ist schon abschließend geklärt, was auch ein Wunder wäre, immerhin ist das Spiel noch nicht allzu lange im Early Access. Drum-Enthusiasten fragen sich zu Recht, wie sie den Cadillac steuern, wenn ihnen entsprechende Tasten oder ein Stick fehlen. Auf der anderen Seite erkennt man schon recht genau, wo es mit diesem Spiel mal hingehen soll. User-generierte Tabulaturen für Songs von Metallica, Sepultura oder Deftones gibt es bereits (neben einigen Gastbeiträgen kleinerer Bands). Alles, was ihr noch braucht, ist eine mp3-File von Master of Puppets, Roots Bloody Roots und Be Quiet and drive und ihr legt auch ohne Lizenzen zu euren Lieblings-Tracks einen heißen Schlappen auf den Asphalt. Coole Sache. Ach, und natürlich ist auch ein Arcade Modus ohne Story Ehrensache.

Nach Double Kick Heroes verdrehten sich vor zwei Jahren in der Indie-Halle der gamescom schon die Leute die Hälse. Jetzt, ein Weilchen nach dem Early-Access-Start, präsentiert sich das sympathische Musikspiel der breiten Masse selbstbewusst als verschmitzter Liebesbrief an alles, was sich auch nur ansatzweise in die Schublade harten Rocks quetschen lässt. Schön auch, zu sehen, dass sich das Spiel bei aller Härte auch nicht selbst zu ernst nimmt, was Songnamen wie "Sawing your Head off" schmunzelwürdig belegen. Großes Kultpotenzial!


Entwickler/Publisher: Headbang Club - Erscheint für: PC - Geplante Veröffentlichung: Early Access läuft bereits

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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