Download-Roundup: Jamestown, Magic: The Gathering 2012
Shuggy, Super Adventure Island, Tacticolor
Jamestown
PC – 8,99 Euro
Kurze Geschichtsstunde: Jamestown war die erste erfolgreiche Kolonie der Briten in Nordamerika und gilt heute als Geburtsort der Vereinigen Staaten von Amerika – möglicherweise kennt ihr die kleine Siedlung am James River auch aus Filmen wie Pocahontas. Was aber weder der Disney-Streifen noch die Geschichtsbücher erwähnen: Eigentlich war Jamestown die erste britische Siedlung auf dem Mars und wurde in dramatischen Kämpfen gegen fiese Weltraum-Spanier und tentakelige Marsianer verteidigt. Behauptet das kleine US-Team Final Form Games.
Genauso wie die Japaner gerne mal ihre Geschichte als Grundlage für wilde Vertikal-Shooter bemühen, so bedient sich das Dreierteam aus Philadelphia eben an der eigenen Historie. Daraus zimmerten sie einen brachialen Shooter für den PC, der sich vor den in Fan-Kreisen wahnsinnig beliebten Cave-Shootern kein Stück zu verstecken braucht. Während im Normal-Modus auch Neulinge noch einigermaßen durchblicken, geht es in den höheren Schwierigkeitsgraden knallhart zur Sache – da wird wieder schnell deutlich, warum man diese Unterform des Shooter-Genres auch gerne als Bullet Hell beschreibt. Sind aber erst einmal das System mit Primär- und Extrawaffe und auch die Vaunt-Funktion verstanden, die gleichzeitig als Power-Up, Schutzschild und Multiplikator dient, ballert ihr euch alleine oder mit bis zu drei weiteren Mitspielern höchst motiviert durch die Level.
Grafisch ist Jamestown ein Leckerbissen. Hier wird nicht mit Polygonen gemogelt, hier werden keine Rendersprites eingesetzt, jedes Objekt, jeder Hintergrund und jede Animation wurde liebevoll gezeichnet. Die warme, erdige Farbwahl erfreut das Auge und das Design des Spiels, eine stimmungsvolle Mischung aus tentakeligen Marsianern und britischen Siedlern in Kolonialkleidung überzeugt ebenfalls auf der ganzen Linie – man merkt dem Spiel an, dass Final Form Games hier mit ganzem Herzblut gearbeitet hat. Ähnliches gilt für die Musik: Der oft episch-bombastische Soundtrack untermalt die Action tadellos und treibt euch stets zu neuen Höchstleistungen an.
Tja, nicht nur die Japaner beherrschen das Bullet-Hell-Genre: Die Jungs von Final Form Games ziehen in ihrer ersten Veröffentlichung alle Register und liefern einen rundum gelungenen Shooter, der Neulinge ebenso gut unterhält wie altgediente Profis – und das für gerade einmal 9 Euro. Da kann ich euch nur raten: Egal ob auf Steam oder auf der Seite der Entwickler: Holt euch das Ding, ihr werdet es nicht bereuen.
Super Adventure Island 2
Wii Virtual Console – 8 Euro
Mit dem SNES-Spiel Super Adventure Island 2 schließt sich der Kreis. Das erste Abenteuer von Master Higgins war noch ein einfacher Sprite-Swab von SEGAs erstem Wonderboy, aber während der Wunderknabe sich schnell in Richtung Action-Adventure aufmachte, blieb Master Higgins dem klassischen Jump'n'Run treu – bis eben zu dieser Episode. Am Anfang ist noch alles wie gehabt: Der Bierbauch-Held im Blätterrock ist auf Hochzeitsreise mit seiner frisch angetrauten Tina. Doch ein Sturm zieht auf, trennt das turtelnde Paar und kostet sie auch noch beide die Erinnerung. Die folgende Rettungsaktion unterscheidet sich aber stark von früheren Abenteuern: Weg sind Zeitlimits und lineare Levels, dafür hinterlassen Gegner jetzt Münzen, ihr findet neue Waffen und müsst so manches Rätsel lösen.
Technisch ist Super Adventure Island 2 mit seinen bunten Landschaften und großen Sprites sauber, für ein Spiel von 1994 hätte ich mir aber doch ein paar mehr Spielereien gewünscht... grafische Highlights sind die teilweise beeindruckend großen Endgegner – das Mammut mit seinem beweglichen Rüssel ist schon gut gelungen, auch wenn das Untier selbst kaum animiert ist.
Die Rätsel schwanken in Sachen Anspruch: Manchmal gilt es einfach, den richtigen Gegenstand am entsprechenden Ort einzusetzen, andere sind etwas arg obskur und verlangen ausgedehnte Erforschung der Karte – durch die dort stattfindenden Zufallskämpfe ist das leider nerviger als es sein müsste.
Dadurch ist SEGA-Konkurrent Wonder Boy Master Higgins in der Disziplin Action-Adventure dann doch noch einen Schritt voraus – aber gut, er hat da ja auch ein erhebliches Plus an Erfahrung. In seinem ersten und bisher auch einzigen Adventure-Ausflug macht Master Higgins auf jeden Fall eine gute Figur und die zeitlos gute Mischung aus der Jagd nach neuer Ausrüstung, kleinen Puzzles und durchdachten Hüpf-Sequenzen überzeugt auch heute noch und macht und eine Menge Spaß. Ein lohnenswerter Download.
Tacticolor
Xbox Live Indie – 80 Microsoft Points (1 Euro)
Falls ihr mich aus irgendeinem Grund bei einem Spieleabend antrefft, solltet ihr niemals vorschlagen, mit mir Risiko zu spielen. Spätestens nach der ersten Runde, die ich natürlich durch unfaires Würfelglück verliere, dringen nur noch Wörter an eure Ohren, die hier niemals stehen dürften. Dieses Brettspiel ist in unserem Freundeskreis verboten und sollte niemals in einer WG ausgepackt werden. Im schlimmsten Fall trennt ihr eure Wohnung anschließend im Stile einfallsloser Sitcoms mit weißen Linien.
Stattdessen setzt ihr euch lieber zusammen auf die Couch, schmeißt die Konsole an und spielt ein paar kurze Runden Tacticolor. Der Titel nimmt sich die Grundidee des Klassikers und verpackt es in einem minimalistischen Partyspaß. Ihr übernehmt eine von vier Farben, die auf der Karte zufällig ein Feld erhalten. Ihr müsst nun so schnell wie möglich per Knopfdruck neue Truppen in Form von Pyramiden anfordern. Mit diesen schnappt ihr euch neue Gebiete oder greift eure Feinde an.
Die Genialität steckt hierbei in der Ausführung. Anstatt wie bei Risiko jeden Zug eines einzelnen Spielern verfolgen zu müssen, passieren alle Aktionen sämtlicher Spieler zur selben Zeit. Während ihr also ein neues Feld einnehmt, greift euch der Sitznachbar in einem anderen Bereich an. Das Kampfergebnis errechnet das Spiel in wenigen Sekunden. Wer zuerst alle Felder sein Eigen nennt, gewinnt. Durch die schnelle Natur des Spiels streitet man sich im Anschluss nicht, sondern startet einfach die nächste Runde. Falls ihr demnächst wieder ein paar Leute zu Besuch habt, gibt es keinen Grund, den Euro dafür nicht zu opfern.