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Dr. Reiner Knizias Logik-Coach

Für einsame Denker

Der Aufgabenstellung nach schlüpft Ihr in die Rolle eines noch zu erschaffenden Superhelden, einer Mischung aus James Bond, Lara Croft, Indiana Jones und Danny Ocean. Zuerst geht es nach Rhodos, wo Ihr in einem gefährlichen Labyrinth Artefakte sucht, anschließend und ohne Zwischenstopp nach Las Vegas. Dort sollt Ihr in einem Pokermatch alles oder natürlich nichts gewinnen, weniger zählt wirklich nichts.

Keine Pause, weiter geht es zur Enträtselung einer alten Chiffrier-Enigma-Maschine nach Berlin, dann eine abenteuerliche Zugfahrt durch Indien und den KGB schnell noch im logischen Denken geschult. Als Abschluss knackt Ihr im Louvre das Sicherheitssystem. Und nichts davon hat irgendwas mit Action zu tun...

Übersetzt in der Spielmechanik von Dr. Reiner Knizias Logik-Coach liest sich das so ernüchternd wie dieser, mehr als nur ein wenig ungeschickt gewählte Name. Ein Labyrinth, wie Ihr es von den Tablettpapierdeckchen a la McDonalds kennt, eine Runde als Poker getarntes Vier-Gewinnt, gefolgt von Mastermind, Memory und noch mal Memory. Herr Knizias mag der Erfinder von über 400 Brettspielen sein, hier griff er tief in die Klamottenkiste der, normalerweise als Public Domain zu habenden, Minigames.

Dr. Knizias Sexappeal scheint auf einem Nenner mit seinem Namen zu liegen.

Und jetzt verreiße ich das Game so richtig, denn wer braucht schon noch eine Sammlung Minigames. Umgedrehtes Minesweeper? Wer benötigt solchen Kram, kann ich auch auf Windows spielen. Na gut, eine Runde noch. Hey, das kann ich besser, noch eine Runde! Super, Goldmedallie, jetzt kann ich ein neues Spiel freischalten. Gleich, nur noch den nächsten Level...Und....es hatte mich gepackt.

Die einzelnen Spielchen gewinnen sicher keine Blumentöpfe für besonderes gehobenes Spielvergnügen, meiden aber dafür allesamt dunkle Gameplay-Untiefen. Bringt ein wenig Freude – oder besser: viel Freude – am Rätseln und Nachdenken mit und Ihr werdet Euch an keiner Stelle schlecht unterhalten fühlen. Zwar auch nicht gerade mit neuen Reizen überflutet, aber immerhin.

Auf der Weltkarte schaltet Ihr nach und nach mit den Münzen, mit denen Ihr für schnelles oder gezieltes Grübeln entlohnt werden, immer neue Aufgaben frei oder erhöht die Anforderungen an Euren Geist levelweise bei den schon bekannten. Memory mit 16 Karten kann jeder? Nehmt 32 und versucht, Euch keinen Fehltritt zu leisten. Nur dann gibt es die volle Punktzahl und eine Handvoll weitere Münzen.

Habt Ihr Euch aber erst einmal durch alle Länder und Level gebissen – und das dürfte ein wenig dauern, wenn Euer IQ unter dem von Albert E. Liegt – , sieht es etwas dünn aus. Ein freizuschaltender Shuffle-Modus mit 4, 8 oder 16 aufeinander folgenden Games bringt wohl kaum frischen Wind. Zumindest können sich zwei Logiklustige duellieren, wenn sie aufeinander treffen. Gespielte Rätsel können in genau dieser Variation gespeichert und weitergegeben werden. Möge der schnellste Denker am meisten prahlen.

Die nette Präsentation, eine durchdachte Benutzerführung und verständliche Tutorials runden diesen Vertreter der Partygames-Ecke für vereinsamte Denker ab. Eine kleine Genre-Ecke, zugegeben, jedoch eine, in der Knizias zumindest in einem gewissen Rahmen auftrumpfen kann. Aber: Die Langzeitmotivation sackt nach der Weltumrundung in den Keller und eigentlich gibt es hier kein einziges wirklich neues Spiel zu bewundern. Könnt Ihr damit leben, werden die betroffenen Hirnbereiche für einige Bahnfahrten gut bei Laune gehalten.

6 / 10

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