Dragon Age: Origins
Märtyrer, Tyrann oder Wiederholungstäter?
Hoffen wir nur, dass hinter den Versprechungen nicht leere Worte, sondern echte Unterschiede stecken, die über die zarten Auswirkungen von Mass Effect hinausgehen. Zumindest die Gesichtsanimationen und Dialoge präsentieren sich in Topform und in bewährter Bioware-Qualität. Man kann fast Mitleid mit den NPCs bekommen, wenn man sich dazu entschließt, ihnen das Lebenslicht auszublasen.
Nach diesem kurzen Intermezzo ernennt der besorgte Herrscher den Helden zu einem Mitglied des Ordens der Grauen Hüter, der bei der Schlacht um das Überleben des Imperiums eine wichtige, wenn nicht gar entscheidende Rolle spielen soll. Gleich nach der Ernennung gilt es, über die umkämpften Wehrgängen der Festung zu einem Leuchturm zu gelangen, um das Signal für einen Gegenangriff zu aktivieren.
Anfangs nur mit zwei profillosen Wachen unterwegs, geht es später mit einer kleinen Heldengruppe bestehend aus vier klassischen Charakteren (Kämpfer, Zauberer, Schurke, Heiler) in Richtung Angriffssignal. Einige „Orks“ und ein gewaltiger „Oger“ haben die Besatzung der Alarmvorrichtungen getötet und brennende Barrikaden errichtet. Um Eure glorreiche Aufgabe zu erfüllen, müsst Ihr die Bösewichter aus dem Turm zu vertreiben und kleine Rätsel lösen.
Euer Zauberer kann mit einem Schneesturm-Zauber nämlich nicht nur die Feinde abbremsen und schädigen, sondern auch Flammen auslöschen oder im Gegenzug mit Feuerbällen den Rückzug decken. Die ersten Kämpfe illustrieren das bewährte Echtzeitkampfsystem, das wie zu alten Baldurs Gate-Zeiten jederzeit pausierbar ist. In dieser kurzen Verschnaufpause könnt Ihr Befehle erteilen, Zauber auslösen oder Spezialfähigkeiten aktivieren. Gekämpft wird nach festen Regeln, die Euren Schaden „auswürfeln“. Die Animationen der Kämpfe wirken so etwas abgehackt und lange nicht so flüssig, wie zum Beispiel bei The Witcher. Immerhin sorgen prachtvolle Finishing-Moves für genug Kampfatmosphäre und die komplexen Taktiken für genug Herausforderung für die Hardcore-Fans.
Besonders beeindruckend konnte der Endkampf gegen den Oger die komplexen Abläufe bei den Gefechten verdeutlichen. Das gewaltige Wesen schnappt sich hin und wieder ein Party-Mitglied, droht, ihn mit seinem Griff zu erwürgen. Nur permanente Angriffe können Eure Kollegen vor dem drohenden Unheil schützen. Bleibt Ihr dagegen auf Abstand, schnappt sich der Koloss herumliegende Steine und schleudert sie mit einem vernichtenden Angriff auf die verdutzten Helden. Erst nach einem langen und harten Kampf sorgt ein Schwert in seiner Stirn für sein verdientes Ende.
Mal wieder torpediert die Erwartungshaltung die Vorfreude auf einen Titel. Nach so vielen Jahren klassischer Fantasy-Abstinenz erwartet man von Bioware einfach etwas anderes, als ausgelutschte Standard-Ware. Wo sind die genialen Kniffe, ungewöhnlichen Charakter und frischen Spiel-Elemente? Wo ist die technische und stilistische Brillanz, die aus Titeln wie Knight of the Old Republic, Jade Empire oder Mass Effect Meilensteine machte? Wo der Mut, Genre-übergreifend Zeichen zu setzen und sich nicht an Grenzen zu halten?
Angesichts der fantastischen Release-Liste der Kanadier sollte man die Hoffnung natürlich noch nicht aufgeben. Das Gezeigte könnte mit genug Sorgfalt auch ohne frische Ideen jede Menge Spaß bereiten. Doch wird Dragon Age: Origins wirklich der große Wurf, als den Bioware es präsentiert? Die Chancen stehen 50:50. Hoffen wir mal, dass wir auf der Games Convention einen umfangreicheren Blick auf den Titel werfen dürfen und dieser beeindruckender ausfällt als zur E3. Wäre doch schade, wenn einer der wenigen PC-Only-Titel des nächsten Jahres, und dazu noch von solch einer hervorragenden Firma, in die Hose geht.
Dragon Age: Origins soll im ersten Quartal 2009 exklusiv für den PC erscheinen. Die Marke ist bewusst als Saga geplant, weshalb auch Konsolen-Ableger folgen sollen.