Dragon Age: Origins – Witch Hunt
Lessons to be learned
So sehr mich Mass Effect 2s Lair of the Shadow Broker auch begeistert hat, umso mehr enttäuschte mich der scheinbar letzte Dragon-Age-DLC anschließend wieder. Man fragt sich wirklich, wie die Teams auf der einen Seite mittlerweile solch tolle DLCs und andererseits doch wieder nur mittelmäßige Kost abliefern können. Oder liegt es eher an den Spielen selbst? Daran, dass ein Mass Effect 2 sehr viel filmreifer aufgebaut ist als ein doch eher altmodisch anmutendes Dragon Age und daher besser mit inszenatorisch ansprechenden Zusatzinhalten ausgestattet werden kann?
Witch Hunt versprach jedenfalls viel, bietet aber letzten Endes eher wenig. Das neue Abenteuer beginnt bei Flemeths Hütte in der Wildnis. Gemeinsam mit eurem Begleiter, einem Mabari-Hund, sucht ihr hier nach Morrigan, trefft aber erstmal nur auf die Dalish-Elfin Ariane, die behauptet, Morrigan habe ein uraltes und wertvolles Buch gestohlen.
Daraufhin macht ihr einen Abstecher zum Turm des Magierzirkels, durchsucht hier die Bibliothek nach möglichen Hinweisen und erfahrt, dass Morrigan scheinbar nach einem Eluvian-Spiegel sucht. Dadurch stellt man eine Verbindung zum Hauptspiel her, die aber wiederum auch nicht viel mehr als das ist. Ganz im Gegenteil: Ihr besucht vornehmlich bekannte Orte, befreit im Kellergeschoss des Turms ein paar Wächter von Flüchen, bringt im Cadash Thaig ein paar Krieger der Dunklen Brut und Geister um die Ecke und sucht nach magischen Lichtern, um Morrigans Spur mit Hilfe des Magiers Flinn weiterzuverfolgen.
Mit dem Varterral bekämpft ihr hier immerhin noch einen neuen Boss, der zugleich auch ein Vorgeschmack auf Dragon Age 2 ist. Solche spinnenähnliche, gewaltige und schnelle Kreaturen, auch Strider genannt, werden nämlich im Nachfolger ebenfalls mit von der Partie sein. Den Auftritt des Varterral kann man daher gewissermaßen als Highlight des Download-Contents bezeichnen, dem es jedoch im Vergleich mit einem Lair of the Shadow Broker eindeutig an weiteren Höhepunkten mangelt.
Zum Schluss folgt natürlich die Begegnung mit Morrigan, wobei sich auch hier je nach Vorgehensweise verschiedene Möglichkeiten offerieren. Das hängt einerseits natürlich von euren Entscheidungen im Hauptspiel ab, andererseits aber ebenso von euren gewählten Dialogen in diesem DLC. Wie auch immer ihr euch entscheidet, am Ende gibt euch Morrigan eher vage Hinweise auf das, was in Zukunft passieren könnte. Ein weiterer Vorgeschmack auf Dragon Age 2? Wer weiß... zumindest Flemeth soll darin ja wieder auftauchen.
Das Problem daran ist auch, dass euch der DLC eigentlich keinen wirklich guten Grund dafür liefert, warum ihr denn plötzlich auf der Suche nach Morrigan seid. Die beiden neuen Mitstreiter haben unterdessen zwar den einen oder anderen Satz zu sagen und tauschen ein paar unterhaltsame Worte miteinander aus, bleiben aber davon abgesehen eher blass. Hier mangelt es einfach an einer Bindung zu ihnen, die sich innerhalb von einer bis anderthalb Stunden auch nur schwer aufbauen lässt.
Schlussendlich ist auch Witch Hunt – wie schon der Großteil der vorherigen DLCs – nur etwas für echte Fans beziehungsweise Komplettionisten, die nochmal ein wenig Zeit in Ferelden verbringen und ein möglicherweise letztes Mal mit Morrigan plaudern möchten. Erwartet hierbei allerdings kein ausschweifendes Gespräch. BioWare selbst betitelt Witch Hunt übrigens als letzten DLC für Dragon Age, angesichts der bisherigen Zusatzinhalte ist das aber vielleicht auch ganz gut so. Bei Dragon Age II darf man sich in dem Punkt (und meiner Meinung nach auch in anderen) dann gerne an Mass Effect 2 orientieren.
Witch Hunt ist bereits für alle Plattformen erhältlich.