Skip to main content

Dragon Ball: Sparkling! ZERO im Test - Ihr seid Fan von Dragon Ball? IHR BRAUCHT DIESES SPIEL!

Ich nicht unbedingt, aber ist schon spaßig.

Ultimativer Fan-Service, fantastische Inszenierung, wirklich solides Gameplay - Wenn ihr was mit Dragon Ball anfangen könnt, gibt es keinen Weg an ZERO vorbei. Wenn nicht, dann schon.

So, was macht man mit einem reinen Fan-Service-Game, das alles das, was es machen soll, richtig macht? Natürlich guckt man es sich als Semi-Ahnungsloser an und schaut, ob das Spiel an sich Spaß macht. Logisch, oder? Nein, natürlich nicht, aber es ist der Ansatz, den ich für den Moment wählen muss, da Ana in der Weltgeschichte unterwegs ist und ich als einziger in der Redaktion Verbleibender zumindest weiß, wie man Dragon Ball schreibt. Aber keine Sorge, ich habe mir einen Freund herangeholt, der nicht nur ergebnislos versucht hat, mir zu erklären, warum etwas auf dem Screen passiert, sondern auch einen wichtigen Indikator für den Test lieferte: Wenn ein Fan alle 30 Sekunden freudejauchzend vom Sofa hochhüpft und so gebannt auf den Screen starrt, dann muss Dragon Ball: Sparking! ZERO wohl was richtig machen.

Charakterhorden und Reibungsverluste bei der Story

Während ich einfach fasziniert war, wie oft scheinbar ein und derselbe Charakter in dem endlosen Roster aufpoppte, herrschte neben mir pure Ekstase: „Da ist alles von Dragon Ball Z, alles von GT, Z ist da, sogar ganz viel Super!!“. Wenn euch das, was sagt, es gibt Massen an Figuren, die sich diesen Begriffen zuordnen lassen. Alle scheinbar oder zumindest mehr als genug. Und der Eindruck, dass 47 Mal der gleiche Charakter auftaucht, hält nur bis zum Schlachtfeld. Ich sehe ja mittlerweile ein, dass Goku, Goku Super Saiyan Z-Mid, Gokus Super Saiyan God Super und Goku Super Saiyan 3 GT grundlegend unterschiedlich sind. Okay, nicht wirklich für mich, aber im Spiel gibt es genug Unterschiede, um all das hier zu rechtfertigen.

Eines muss man aber gleich klar festhalten. Während andere DB-Spiele mir zumindest Teile der Story näherbrachten oder sich redliche Mühe gaben es zu versuchen, ZERO gehört nicht in diese Riege. Ihr habt einen umfangreichen Story-Modus und für Fans ist er ein Highlight. Ihr spielt eine Reihe von Passagen aus den Storylinien der Saga und das aus der Sicht des jeweiligen Helden oder Bösewichts, was im Anime-Bereich für Kinder ja oft genug eh eine fließende Linie ist.

Dragon Ball: Sparkling! ZERO - Screenshots

Aber wenn ihr diese Storys nicht kennt, seid ihr weitestgehend verloren. Die Grundprämisse nimmt man immer noch gerade so mit, aber danach hat man oft den Eindruck, dass einem ganze Passagen fehlen. Schlicht, weil genau das der Fall ist. Wenn der aktuelle Hauptcharakter an Teilen der Story nicht aktiv beteiligt war, werden sie geflissentlich übersprungen, die Fans wissen eh, was los ist. Ich nicht, also war ich meist nach drei Kämpfen raus und Dragon Ball verpasste mal die mikroskopische Chance, dass ich doch noch Interesse an all dem entwickle. Nicht, dass ich dem Spiel das vorwerfe. Selbst harte Fans können wahrscheinlich die gleiche Geschichte nur so oft hören, bevor selbst sie nichts mehr damit zu tun haben wollen.

Was eher erstaunt, ist wie teilweise lieblos die Storys inszeniert wurden. Würde Dragon Ball: Sparkling! ZERO im Spiel aussehen wie das übliche hingeschlonzte Billig-Anime-Game, dann würde es nicht weiter auffallen. Aber ZERO sieht im Spiel fantastisch aus! Farben lachen einen an, zahlreiche Details beleben die Landschaften und vor allem die visuelle Dynamik auf dem Kampffeld ist phänomenal. Ihr saust mit Schallgeschwindigkeit durch die Luft, schleudert Gegner durch Berge, kämpft nahtlos unter Wasser weiter, es lässt dieses Mal das Animevorbild wie ein Hobbyprojekt wirken. Setzt man dann die Story daneben, die ganz viel mit minimal bewegten Ingame-Bildern und Textblöcken arbeitet, bleibt schone eine signifikante Diskrepanz, um es freundlich zu sagen. Am Ende egal, auf dem Schlachtfeld zählt es, und ZERO liefert besser ab als jedes Dragon Ball vor ihm und vielleicht jedes Spiel aus dem Shonen-Universen. Ja, sogar ich habe diesen Begriff mal aufgeschnappt (danke, Ana).

ZERO als Prügler funktioniert, aber anders als Tekken und Co.

Die Frage für mich und jetzt kommt meine Erfahrung mit Prügelspielen zurück bis Dragon Ball 3: Gokuden und Fighting Street ins Spiel. Ich nenne diese beiden mal, weil man an ihnen den Urknall des Genres festmachen kann und die beiden Richtungen, in die sie sich entwickelten und dann zu dem wurden, was heute ZERO und zum Beispiel Street Fighter 6 sind. Der normale Turnier-Fighter findet in vergleichsweise kleinen Arenen statt, das Lernen und Verinnerlichen von zig Special-Moves ist fester Teil des Programms und eine Reihe von Power-Special-Sonstwas-Balken und Konter-Kombos kommen je nach Titel dazu. Es ist schnell, taktisch und unglaublich präzise in seiner Balance aus Offensive und Defensive, wie auch in seiner Balance der Kämpfer.

ZERO funktioniert komplett anders. Jenseits davon, dass sich zwei Kämpfer gegenüberstehen, ist hier alles auf Action und Reflexe ausgerichtet. Ihr habt einen Nahkampf- und einen Projektil-Angriff, einen Balken, um die Specials aufzuladen und eine Taste, wo ihr diesen Balken dann leert, indem ihr den passenden Angriff per Knopfdruck auswählt. Der Kampfablauf erinnert dabei viel mehr an zwei Katzen, die sich prügeln. Ihr geht auf Distanz, umkreist relativ lang den Gegner, fühlt ein wneig mit Fern-Attacken vor, ladet eure Balken auf und dann stürzt man sich aufeinander, um einen kurzen, aber intensiven Schlagabtausch zu landen. Dieser wird weniger durch die schiere Fingerfertigkeit Specials abzurufen entscheiden, sondern vor allem – und das sagt euch das Spiel nicht wirklich – eure Fertigkeit, die richtige der drei Block/Konter-Fertigkeiten zu nutzen, um dann selbst zurückzuschlagen.

Wenn ich dem Spiel was vorwerfen würde, dann dass es euch diese Tatsache nicht besser zum Start einbläut. Angriff ist sekundär, ihr müsst Blocken und Kontern und das muss perfekt laufen, sonst ist der Rest nur ein Button-gemashter Zufall. Wir waren beide die erste Stunde gefrustet, versuchten allein durch Distanzen und Blocken die besten Wege zu einer Attacke zu finden, aber langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass man sich die Initiative erarbeiten und vor allem halten muss. Es spielt sich fast wie ein konstanter Juggle in einem in der Balance etwas kaputten regulären Turnier-Prügler. Und es macht dann auch Spaß!

Sicher, die Balance zwischen den Figuren ist nicht optimal, hier wurde, wenn entscheiden werden musste, immer der Weg der Inszenierung gegangen. ZERO muss Anime-Style krachen und wenn es das nicht tat, wurde im Gameplay was geopfert. Nicht so viel, dass es ein echtes Problem ist, aber ich sehe nicht, dass ZERO irgendeinen der E-Sport-Titel im Prügel-Genre ablösen wird. Bandai Namco muss sich wirklich keine Sorgen machen, dass Dragon Ball in Kürze die Tekken-Crowd übernimmt. Dafür fehlt Dragon Ball: Sparkling! ZERO die Spieltiefe und die Balance. Aber für das, was es sein will, nämlich das ultimative spielbare Anime-Spektakel, hat es alles, was es braucht. Sicher, nach einem Weilchen wird das schon alles recht gleichförmig, aber es ist genug Tiefe da, um ZERO durch seine vielen, vielen Spielmodi tragen zu können.

Spielmodi und Fanservice? Vorhanden. SO WAS VON VORHANDEN!

Erst dachte ich auch, dass die Modi ja wohl ein Witz sein müssen. Im Menü wurden nur ein sehr grundlegender Arcade-Modus und ein Turnier angezeigt. Aber nach zwei Runden bemerkte man doch, dass man mit links und rechts die nächsten Menüs aufruft, und gute Güte, ist das ein Fanfest. Den Story-Modus habe ich ja schon erwähnt, wie auch den regulären Arcade-Mode, beides Off- wie Online und der Netcode scheint mit dem teilweise absurden Tempo gut mithalten zu können.

In den Custom-Battles findet ihr nicht nur eine Masse an vorgefertigten Spezial-Kämpfen, in denen What-if-Szenarien der Serie ablaufen, ihr könnt auch eigene komplett von Grund auf definieren. Legt die Charaktere fest, die Gegner, die Hintergründe und sogar die Musik, alles exakt wie ihr wollt. Viel beeindruckender ist aber, dass ihr dem ganzen auch ein klein wenig Story geben könnt und dann auch sehr detailliert Trigger-Events festlegt. In der Serie ist es ja oft so, dass der Held fast geschlagen ist und dann passiert irgendwas, das könnt ihr hier auch haben. Transformationen, neue Charaktere, so viel ist möglich. All das lässt sich abspeichern und für den Rest der Welt hochladen. Es ist der ultimative Fan-Fiction-Baukasten, und hier macht die absurde Menge an Charakteren absolut Sinn. Als Fan will man halt nicht einfach Frieza, sondern Frieza Z dritte Form, um exakt den Kampf zu bekommen, den man schon immer sehen wollte. Hinter dem unscheinbaren Namen Custom-Battle steckt eine ganze unerforschte Dragon-Ball-Welt, die mich nie kümmern wird. Aber neben mir ist auf der Couch mittlerweile komplett Ekstase ausgebrochen.

Es gibt auch einen ganz ordentlichen Trainings-Modus, Challenges und Achievements aller Art, das Turnier mit speziellen Regeln für alle Kämpfe ist sehr unterhaltsam, es gibt wirklich mehr als genug zu tun und die Masse an Content würde jeden Prügler stolz machen. Das ist aber noch nichts gegen die Masse an elaborierten Fan-Service, die ZERO über den geneigten DB-Enthusiasten kübelweise auskippt. Fast egal, was ihr macht, ihr bekommt immer ein paar Zenis, die Ingame-Währung, mit der ihr euch im Shop austoben dürft. 140 Original-Stimmen für die Charaktere könnt ihr freischalten! 140!! Hundert-f-ing-vierzig!!! 22 Charaktere, neue Outfits, Musiken und noch mehr lassen mich völlig kalt und werden Fans erzittern lassen. Ihr habt eine endlose Enzyklopädie, in der euch die drei Frauen der männerlastigen Runde nicht sonderlich Wissenswertes zu den Charakteren erzählen. Irgendwas lässt sich noch mit Dragon Balls freischalten, weil natürlich und an diesem Punkt stieg ich dann langsam aus. ZERO ein Fanfest zu nennen, wäre für die meisten Fanfeste ein Lob. Sie wünschten, dass sie ein Fanfest wie ZERO wären.

Dragon Ball: Sparkling! ZERO - Test Fazit

Dragon Ball: Sparkling! ZEROs Wertung für den Dragon-Ball-Fan ist damit auch ganz simpel: Denkt euch den fünften Stern dazu, gern auch noch einen sechsten und werdet glücklich. Das ist euer Spiel, es wurde für euch gemacht, es ist das beste seiner Art und ihr könnt euch für die nächsten Monate ins DB-Elysium verziehen, bevor ihr wieder auch nur über ein anderes Spiel nachdenken müsst. Es kann sein, dass ihr sogar zu Ultimate Battle 22 greifen müsst, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen und erkennen, dass nicht alles in der Welt gut ist.

Wer wie ich etwas nüchterner herangeht und das ganze Dragon-Ball-Ding für etwas dusselig hält, aber einem guten Prügler immer aufgeschlossen ist, der verpasst hier natürlich erst einmal einen der wichtigsten Aspekte von ZERO. Fan-Service ist hier kein Bonus, es sollte Teil des Titels sein. Noch dazu, wenn er so fantastisch gemacht ist wie hier. Aber auch das eigentliche Spiel ist definitiv keine Niete, ganz im Gegenteil. Sicher, Spieltiefe und Balance entsprechen in keiner Weise einem harten Turnier-Fighter, aber der alles andere als anspruchslose Reaktionstest kombiniert mit der wahrlich bombastischen Inszenierung kommt einem Anime nicht nur nahe. Man wünscht sich oft genug, dass ein Anime so viel dramatische Action bieten würde, die auch noch so gut aussieht. Ich mag kein Fan der Serie sein, aber ich hatte keine Probleme, das zu würdigen und jede Menge Spaß.

Nein, auch ZERO hat mich nicht konvertiert und ich kehre glücklich zu Marvel vs. Capcom 2 zurück. Aber es gibt mehr als genug DB-Fans da draußen und wenn ihr einer seid, dann ist nicht die Frage, ob ihr Dragon Ball: Sparkling! ZERO spielen solltet, sondern nur wie schnell ihr es einrichten könnt, das endlich zu tun.

Dragon Ball: Sparkling! ZERO
PROCONTRA
  • Fan-Service hat einen neuen Namen und es ist Dragon Ball: Sparkling! Zero
  • Phänomenale Inszenierung der Kämpfe, die Anime-Serie ist jetzt neidisch
  • Die reaktionsbasierte Block-Konter-Mechanik macht Spaß, wenn man sie erst mal verinnerlicht hat
  • Viele reguläre Spielmodi
  • Custom Battles lässt euch eure geheimsten Fan-Fiction-Fantasien ausleben (solange sich zwei Charaktere kloppen, nicht die anderen Fantasien).
  • Storys für Neulinge nicht nachvollziehbar (allerdings auch nicht viel weniger als sonst)
  • Grundlegende Mechaniken könnten besser erklärt sein
  • Spielbalance zwischen den Charakteren nicht ideal ausgewogen
  • Auf Dauer fehlt es etwas an Spieltiefe

Schon gelesen?