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Dragon Blade: Wrath of Fire

Schmerz lass nach!

Wenn ein Mann, so wie ich, für längere Zeit in der Fremde unterwegs ist, dann können ihm von einseitigen, rhythmischen Bewegungen mit dem Unterarm chronische Schmerzen entstehen. Nein, nein, natürlich ist hier nicht die Rede von dem, woran Ihr gerade denkt, sondern selbstverständlich vom Zocken! Diese Art von Business-Verletzung kann man sich nämlich ziemlich schnell einhandeln, wenn man Spiele wie Dragon Blade - Wrath of Fire auf der Wii zockt. Denn dabei handelt es sich um einen Vertreter des Hack n' Slash-Genres, bei dem spielerische Abwechslung nicht in Großbuchstaben daher kommt.

Das bedeutet für Euch allerdings auch, dass Ihr mit einem Äquivalent zum Button-Mashing konfrontiert werdet: Statt stundenlang auf immer denselben Buttons herumzuhämmern und massenweise Feinde ins Datennirwana zu befördern, wedelt und fuchtelt Ihr bei Dragon Blade wie eine Kuh mit dem Schwanz - bis Euch das Handgelenk oder der ganze Arm schmerzt. Sicher, bei mir fällt so etwas unter "Berufsrisiko", die meisten anderen wird dieses Fuchtel-Stakkato wohl eher sehr schnell ermüden und/oder nerven.

Der springende Punkt ist jedoch nicht die eher missbräuchliche Verwendung der Wiimote-Bewegungsfeatures, die man bei unterhaltsamem Spielablauf wohl gerne in Kauf nimmt. Höchst abtörnend ist vor allem das monotone Monster-Schnetzeln langweiligster Art: So schlachtet Ihr ständig die selben Widersacher ab - Wölfe, Bären oder auch Spinnen. Im gesamten Spiel trefft Ihr nur auf ein halbes Dutzend unterschiedlicher Feinde, die in späteren Level lediglich ihren äußeren Anstrich wechseln. Sie agieren zudem völlig vorhersehbar und immer nach demselben Schema.

Mal einer der interessanteren Gegner.

Als Resultat passt man sich diesem völlig vorhersehbaren Verhalten natürlich sehr schnell an und greift zu immer denselben Schwertattacken des Helden Dal, oder setzt gelegentlich einige der magischen Angriffe ein. Diese sind jedoch fast alle ziemlich ineffektiv, sodass Ihr Euch zumeist im, ehm, Wiimote-Mashing betätigt. Dieser Spielspaß vernichtende Teufelskreis lässt sich nur ganz selten durchbrechen, etwa dann, wenn ein Bossfight ansteht. Selbige sind zwar die Höhepunkte von Dragon Blade, doch das bedeutet nur, dass sie nicht ganz so monoton ablaufen wie der Rest des Schnetzel-Abenteuers. Frust-Potenzial bieten sie allerdings dennoch zu genüge.

Das liegt zum einen an der vermurksten Kamera, die sich vor allem in diesen Boss-Sequenzen bemerkbar macht. Häufig genug ist gar nicht wahrnehmbar, aus welcher Richtung man attackiert wird, die Angriffe kommen gewissermaßen aus dem Nichts - den nicht einsehbaren Bildschirmbereichen. So kämpft man nicht nur gegen die Boss-Monster, sondern auch erst sehr spät sichtbare Helfershelfer. Auch die häufig unpräzise Erkennung der Wiimote-Bewegung schadet hier in besonderem Maße, weil Fehler von den starken Level-Endgegnern besonders hart bestraft werden und somit nebenbei eine weitere Schwäche des Spiels offenlegen: Die mehrstufigen Bossfights sind ziemlich unfair.

Wäre das Spiel doch auch so feurig!

Hat man sich durch eine Flut von generischen Angreifern einen "abgeschüttelt", um endlich das Finale zu erreichen und versagt beispielsweise bei den Quicktime-Events an deren Ende, muss man nach dem dritten Versuch den ganzen Level von vorne beginnen. Wenn Ihr Euch jetzt fragen solltet, "Wie ätzend ist das denn bitte?", habt Ihr Euch die Antwort darauf praktisch schon selbst gegeben. Sehr ätzend nämlich.

Abgesehen von der Nonstop-Action, die im Prinzip lediglich als Verbindungsstück der Bossfights dient, bietet Dragon Blade nicht viel mehr. Die Optik ist oft an der Grenze des für das Jahr 2008 erträglichen und wirkt häufig sogar unfertig. Ihr werdet am laufenden Band mit matschigen Texturen konfrontiert und stolpert über geradezu lächerliche Spielfiguren. Lediglich einige der speziellen Drachenfertigkeiten, die Ihr später erhaltet, und die Attacken der Endgegner verfügen über recht ansehnliche Effekte. Das war's dann aber auch schon, denn über den asiatisch angehauchten Hintergrund-Soundtrack oder gar die praktisch kaum vorhandene Story hüllen wir lieber den dankbaren Mantel des Schweigens.

Alles in allem hat mich Dragon Blade sehr enttäuscht und strotzt nur so vor Schwächen: Der sehr monotone Spielablauf nervt nicht nur schnell, er wird aufgrund der geringen Abwechslung geradezu anstrengend - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Lichtblicke bieten höchstens die Kämpfe mit Boss-Gegnern, mit ihrem herausfordernden, aber auch bisweilen unfairen Ablauf. Folglich entsteht eher Frust als Spielspaß. Obendrein sorgt die Grafik für akute Erblindungs-Anfälle und erinnert mehr an die 90er Jahre, als an das 21. Jahrhundert. Vielleicht noch für beinharte Genre-Liebhaber zu empfehlen? Mitnichten! So sehr kann man das Genre gar nicht lieben!

Dragon Blade: Wrath of Fire ist seit 1. Februar im Handel erhältlich.

3 / 10

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