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Dragon Quest IX: Hüter des Himmels

Himmlisch!

Auch stark, aber ebenso klassisch ist das Kampfsystem. Ihr gebt jedem Charakter zu Rundenbeginn seine Befehle – du haust drauf, du benutzt Feuermagie, du heilst – und beobachtet dann, wie eure Vierertruppe die Order in die Tat umsetzt. Neu sind die Kamerafahrten, erstmals bewegen sich eure Figuren frei im Feld. Spielerisch ändert das allerdings nichts, letzten Endes funktionieren die Kämpfe nach dem gleichen Prinzip wie sie es immer bei Dragon Quest taten.

Einen entscheidenden Unterschied gibt es aber dann doch: Yuji Horii und seine Mannen haben endlich die Zufallskämpfe abgeschafft, die knuffigen Monster seht ihr jederzeit herumflitzen und könnt selbst entscheiden, ob ihr angreift oder Fersengeld gebt. Nur wenn ihr per Schiff unterwegs seid, kommt es noch gelegentlich zu Zufallskämpfen. Aber dann freut man sich fast schon über den Rückgriff in vergangene Zeiten.

Auch wenn Dragon Quest IX nicht den gleichen Wert auf Handlung legt wie beispielsweise Final Fantasy XIII, so soll das keinesfalls heißen, dass der Plot des Spiels schlecht wäre. Ganz im Gegenteil, das Geschichtenerzählen von Dragon Quest ist eine der großen Stärken des Abenteuers. Wie bereits erwähnt, verzichtet der Hüter des Himmels auf den extensiven, stark figurengetriebenen Plot eines Final-Fantasy- oder Tales-Spiels. Euer Held und seine späteren Mitstreiter baut ihr selbst zusammen, erst eure Imagination und die Interaktion mit den anderen Figuren sorgen für die Charakterisierung.

So sind es dann die kleinen Geschichten, denen ihr aufmerksam folgt. Ein Schwarzer Ritter terrorisiert das Königreich. Eine geheimnisvolle Krankheit ist ausgebrochen, der es auf den Grund zu gehen gilt… auch Dragon Quest IX bietet einen großen Handlungsbogen, der sich im Verlauf des Spiels herauskristallisiert, doch es sind diese kleinen, sympathischen Geschichten, die euch besonders in Erinnerung bleiben. Und wenn ihr wieder einmal in einen bereits besuchten Ort kommt, erinnert man sich an euch und ihr habt stets das Gefühl, die Welt von Dragon Quest IX ein wenig besser gemacht zu haben.

Jedes individuelle Ausrüstungsteil ist an eurer Figur zu sehen.

Witzigerweise stößt ausgerechnet der Haupt-Plot manch hiesigem Spieler etwas sauer auf: Ihr spielt nicht einfach einen normalen Helden, nein, ihr seid einer der Himmlischen, geflügelte Wesen mit Heiligenschein, deren Aufgabe es ist, den Sterblichen zu helfen um mit deren kristallisierter Dankbarkeit den Baum des Lebens zu stärken. Allerdings geht dabei irgendetwas gewaltig schief, und so findet ihr euch plötzlich ohne Flügel und Schein auf der Erde wieder und habt keine Ahnung, wie ihr zurück in eure himmlische Heimat gelangt.

Fee Sandy gibt euch den entscheidenden Tipp: Zieht durch die Lande und helft den Menschen – irgendwann wird der Schöpfer schon auf euch aufmerksam werden. Ja, natürlich hat der Plot um Engel und Schöpfer ein paar christliche Untertöne, kommt dabei aber doch enorm charmant und sympathisch rüber – hier muss niemand Angst haben, unfreiwillig bekehrt zu werden. Und eine angenehme Abwechslung zum JRPG-üblichen "organisierte Religionen westlicher Machart sind böse"-Klischee ist es allemal.

Ein etwas diffiziles Thema sind die Online-Anbindung und der WiFi-Modus. Denn Online-Spielen ist nicht, wollt ihr kooperativ losziehen (was tatsächlich kolossalen Spaß macht), dann geht das nur über lokale Verbindung: Ein Spieler ist der Host, drei weitere klinken sich in seine Party ein, um gemeinsam ins Abenteuer zu ziehen.