Dreamfall Chapters wird ein Singleplayer-Adventure für PC/Mac und ohne Kämpfe
Ragnar Tornquist verrät weitere Einzelheiten zur jüngst angekündigten Fortsetzung.
Neben der Tatsache, dass Dremfall Chapters jüngst von Ragnar Tornquist und seinem neuen Studio Red Thread Games in Zusammenarbeit mit Funcom angekündigt wurde, ist eigentlich noch gar nicht viel darüber bekannt.
Zumindest bislang, denn mit Eurogamer sprach Tornquist über die Fortsetzung, die als Singleplayer-Adventure für PC und Mac erscheinen soll. Es wird kein Point-and-Click-Titel, sondern ein Third-Person-Spiel komplett in 3D. Irgendwelche Kämpfe wird es dabei nicht geben.
Wie auch bereits bekannt ist, wird man später Kickstarter zur weiteren Finanzierung nutzen: „Diese Idee haben wir schon seit längerem“, erklärt Tornquist. „Wir könnten zu Investoren gehen oder zu Publishern, aber dadurch währen uns in gewissem Maße die Hände gebunden. Wenn wir das Spiel machen, das wir auch haben wollen und das auch jeder andere will, brauchen wir dazu im Grunde die nötige Freiheit. Und Kickstarter bietet einem diese Freiheit.“
Konkrete Zahlen kann er diesbezüglich noch nicht nennen, da man sich erst absolut sicher sein möchte. Er rechnet allerdings damit, dass man sich in puncto Budget auf einem ähnlichen Niveau bewegen werde wie andere hochkarätige Kickstarter-Projekte.
„Dreamfall Chapters wird ein ziemlich großes Spiel“, verspricht er. „Es wird auch ein ziemlich langes und gut poliertes Spiel. Es wird ein Spiel sein, das die Marke und das Universum widerspiegelt. Es ist nicht wirklich günstig, aber wir sind erfahrene Leute und wir wissen, wie man Dinge so effektiv wie möglich regeln kann. Daher denke ich, dass wir es mit einem deutlich kleineren Budget umsetzen können als das bei der Arbeit mit einem größeren Publisher und einem größeren Budget der Fall wäre.“
Mithilfe eines ersten Zuschusses durch die Regierung kann man mit der Arbeit an Dreamfall Chapters beginnen und einen Prototyp erstellen. Tornquist weiß zwar, dass Kickstarter keinen garantierten Erfolg bedeutet, aber dennoch ist er sehr zuversichtlich: „Ich denke, eine Menge Leute wollen Dreamfall Chapters sehen und viele sind auch bereit, bei der Finanzierung zu helfen.“
„Der Grund dafür, warum es Chapters heißt, ist, dass sich das Spiel um verschiedene Lebensabschnitte dreht“, so Tornquist über den Aufbau des Spiels. „Dreamfall Chapters dreht sich um das Leben in verschiedenen Abschnitten. Es geht um Geburt, um das Leben und um den Tod.“
Für Episoden stehe der Titel nicht, obwohl er das vielleicht früher einmal tat: „Ursprünglich sprachen wir vor fünf oder sechs Jahren über Dreamfall Chapters. Die Idee und die Absicht war, es in Episodenform zu machen, weil damals jeder glaubte, dass das eine große Sache wird.“ Heute sieht man das natürlich entsprechend anders.
„Die Natur von Dreamfall Chapters und die Natur der Story bedeuten, dass wir wirklich ein großes Spiel mit einer kompletten Geschichte und einem kompletten Abschluss haben wollen, das all das zu einem Ende bringt, worauf die Leute gewartet haben. Keine Episoden.“
Gedanken darüber machte er sich jedenfalls schon seit Jahren. „Ich arbeitete schon seit Jahren an der Geschichte und wir sprachen auch so lange darüber. Es war immer geplant, dass Ganze an den Start zu bringen, aber es wir nie wirklich auf Funcoms Agenda. Und nach der Veröffentlichung von The Secret World war klar, dass das Onling-Gaming bei Funcom im Mittelpunkt steht. Obwohl es in der Vergangenheit einige Gespräche darüber gab, aus Dreamfall Chapters ein Online-Spiel zu machen, war das nichts, was ich wirklich wollte. Ich wollte ein Singleplayer-Spiel machen. Es wird definitiv kein Online-Titel. Es ist zweifellos ein Singleplayer-Spiel.“
Wirklich spielen kann es nur einer, aber dass heißt ja nicht, dass andere nicht dabei helfen können: „Es ist nicht wichtig, derjenige mit Maus und Keyboard zu sein“, sagt er. „Das Wichtigste ist, diese Reise und dieses Erlebnis mit anderen zu teilen. Man sitzt da, berät sich untereinander und denkt darüber nach, wie man ein Rätsel löst. Das Tempo macht das möglich, weil man sich ständig zu etwas gedrängt wird. Es besteht keine Gefahr, ihr werdet nicht sterben, wenn ihr stehenbleibt und darüber nachdenkt. Wir werden definitiv empfehlen, dieses Spiel zusammen mit jemand anderem zu spielen. Spielt mit jemandem, mit dem ihr gerne solche Geschichten teilt.“
Wie bereits kurz erwähnt, wird Dreamfall Chapters ein Third-Person-Adventure wie Dreamfall: The Longest Journey.
„Nein, Dreamfall Chapters ist kein Point-and-Click-Spiel. Wir werden den Gameplay-Stil weiterentwickeln, mit dem wir in Dreamfall angefangen haben. Wir werden keine Kämpfe haben“, sagt er und lacht. „Aber es wird ein Third-Person-Adventure.“
Die Steuerung wird direkt über die WASD-Tasten ablaufen, während ihr die Maus verwendet, um euch in der Umgebung umzuschauen.
„Der Grund dafür ist die Immersion. Der Spieler soll in diese lebendige Welt eintauchen können. Wir werden eine Menge Wert darauf legen. Das ist ein weiterer Aspekt, in dem Dreamfall unserer Ansicht nach nicht so gut war wie wir es gerne gehabt hätten. The Longest Journey fühlte sich sehr lebendig an. Die Welt fühlte sich, obwohl sie in 2D war, sehr belebt an, lebendig. Bei Dreamfall war das nicht so sehr der Fall.“
Tornquist zufolge definieren sich Adventures allen voran dadurch, wie der Hauptcharakter bestimmte Objekte interpretiert und dass man mit Charakteren in der Welt interagieren und sprechen kann. „Wir werden das Spiel nicht mit ständigen Rätseln oder mechanischen Rätseln vollstopfen. Wir geben euch ein wenig Freiraum, damit ihr die Welt erforschen und entdecken könnt - und natürlich gibt es auch interessante Rätsel!“
In jedem Fall glaubt er, dass es viele Bereiche gibt, in denen man sich steigern kann. „Ja, definitiv. Wir sind alle sehr stolz auf Dreamfall und es bekam einige exzellente Bewertungen, aber auch durchschnittliche […]. Aber ich denke, das Spiel hat die Zeit ganz gut überdauert. Die Leute sprechen nach wie vor darüber, was für uns bedeutet, dass es viele Dinge richtig gemacht hat. Es gibt aber auch viele Bereiche, in denen wir es verbessern können. Zum Beispiel indem wir das entsetzlich schlechte Kampfsystem entfernen. Es ist nie das geworden, was es hätte sein sollen. Wir mussten es überstürzt umsetzen und es versagte an allen Ecken und Enden. Glücklicherweise konnten wir die meiste Zeit über verhindern, es zu benutzen. Das ist also eine Sache.“
„Zweitens sind wir der Meinung, dass sich die Steuerung ein wenig schwerfällig anfühlt. Oder heute tut es das. Es fühlt sich nicht so an, als sei euer Charakter mit der Welt verbunden. Daran werden wir definitiv arbeiten. Und drittens geht es um die Rätsel in Dreamfall: Das Gute daran war, dass sie mit der Story verknüpft waren. Es gab kein Rätsel, das sich völlig willkürlich und abstrakt anfühlte wie in The Longest Journey. Aber The Longest Journey hatte deutlich mehr Gameplay und dazu möchten wir zurückkehren.“
Gleichzeitig will Tornquist erreichen, dass Dreamfall Chapters eine größere Herausforderung darstellt. Um das zu bewerkstelligen, hat er sich einige neue Mechaniken ausgedacht, die das Spiel „wesentlich interessanter und interaktiver“ machen sollen und dem Spieler gleichzeitig „ein paar mehr Entscheidungen“ ermöglichen.
„Was Dreamfall richtig gemacht hat, war die Atmosphäre des Spiels: Die Story, die Dialoge, die Charaktere. All diese Sachen werden wir übernehmen. Wir gehen zu einigen dieser Charaktere zurück. Wir wollen die Stimmung und das Feeling dieser Welt nachempfinden, aber auch mehr Wert auf die Immersion legen, wie sehr ihr euch damit verbunden fühlt in puncto Navigation und Erkundung. Das sind die wichtigsten Dinge, die wir 'reparieren' wollen. Es soll insgesamt spielbarer werden, interaktiver, weniger schwerfällig.“
Vorerst konzentriert man sich mit Dreamfall Chapters auf PC und Mac, weil Tornquist glaubt, dass die Dreamfall-Fans genau dort sind. Ist man damit fertig, könnte man aber auch andere Optionen in Betracht ziehen, etwa Tablets oder vielleicht Konsolen. „Wir befinden uns in frühen Gesprächen mit mindestens einem der großen Konsolenhersteller“, verrät er.
Über einen Releasetermin schweigt er noch, allerdings hat er ziemlich klare Vorstellungen davon, wie lange die Entwicklung dauern sollte: „Es wird definitiv nicht mehr als zwei Jahre von jetzt an dauern - es wird weniger als das sein. Alle von uns haben die Nase voll von Produktionen, die zu lange andauern. Ich denke, das ist nicht vorteilhaft. Wir wollen das innerhalb von zwei Jahren über die Bühne bringen.“
Aktuell besteht Red Thread aus zehn Mitarbeitern, darunter sollen auch weitere bekannte Gesichter sein. Wenn man in die Hauptphase der Produktion kommt, werde man die Größe des Teams verdoppeln und außerdem hat Red Thread die Option, weitere Dreamfall-Spiele zu entwickeln, wenn man denn möchte.
„Sobald Dreamfall Chapters fertig ist, werden wir uns über weitere Spiele Gedanken machen und wir haben auch schon Ideen“, sagt er. „Red Thread Games möchte Spiele machen, die sich auf die Story fokussieren: Wir wollen gute Geschichten erzählen. Wir wollen das interaktive Storytelling in Spielen weiter voranbringen. Mit unserem nächsten Spiel nach Dreamfall Chapters können wir das hoffentlich erreichen, indem wir etwas komplett Neues machen.“
„Das heißt nicht, dass es keine weiteren Spiele im Universum von The Longest Journey geben wird. Vielleicht schon. Das nächste Spiel nach Dreamfall Chapters wird aber vermutlich etwas völlig Neues und Frisches. Ein paar Gedanken dazu schwirren in unseren Hinterköpfen umher, aber es ist nichts, worauf wir uns die nächsten beiden Jahre konzentrieren werden.“
Alles in allem empfindet er es nach seiner Arbeit an The Secret World - an dem rund 200 Leute beteiligt waren - als sehr erfrischend, mit einem solch kleinen Team arbeiten zu können.
„Wir werden ein wenig älter und die Spiele verändern sich. Der Markt verändert sich und plötzlich gibt es eine Plattform für die Art von Spielen, die wir vor zehn bis 15 Jahren gemacht haben. Diese Möglichkeit besteht wieder. Man muss keine großes Triple-A-Konsolenspiel machen, man kann auch PC/Mac-Spiele mit niedrigem Budget entwickeln und dabei erfolgreich sein. Das ist sehr verlockend, attraktiv und einfach toll - ich liebe es definitiv.“