Dritte Hand an der Tastatur gefällig? CapLab will mit dem BCON liefern
Gaming Wearable aus Deutschland macht den Fuß zum Eingabekanal.
In Zeiten immer komplexerer Games wünscht man sich manchmal eine dritte Hand, um auf der Tastatur für bestimmte Combos nicht ständig umgreifen zu müssen. Besonders wurmte das wohl das junge deutsche Team von CapLab, die sich an die Lösung des Problems machten.
Der Ansatz: Unterm Tisch lümmeln in aller Regel zwei vollkommen tadellose, aber ungenutzte Gliedmaßen herum, die man doch irgendwie ins Gaming mit einbinden können sollte, oder etwa nicht?
Einen Prototypen des BCON genannten Stücks Gaming-Peripherie präsentierte uns gestern CapLabs Gründer Peter Stein in der Eurogamer.de Redaktion. Der Gedanke ist eigentlich nicht so kompliziert. Mit einer Schnalle fixiert ihr das Fünfeck auf dem Spann eures bevorzugten Fußes. Per Bluetooth meldet sich der BCON als Human Interface Device am PC an und funktioniert damit ohne weitere Treiber.
Die Konfigurationssoftware von CapLab braucht's aber natürlich, wollt ihr dem BCON einbläuen, was wann zu passieren hat. Die Möglichkeiten sind nicht zu verachten: Das verbaute Accelerometer erkennt Neigung, Gierung und Rollen des Fußes gradgenau. Für jede Achse könnt ihr bestimmte Grenzwerte festlegen, ab denen der BCON eine von euch festgelegte Taste auslöst. Das Betätigen einer Aktion quittiert er mit einer leichten Vibration.
Das geht auch in Serie und ermöglicht so, etwa durch das Heben der Fußspitze eine komplette Kombo sinniger Aktionen in einem MOBA auszuführen, was Stein auch mehrfach zuverlässig in Heroes of the Storm demonstrierte. In Overwatch ließ er unterdessen Junkrat mit derselben Geste eine Granate Feuern, nachladen und nach hinten wegspringen, wenn ich das als Nicht-Overwatch-Spieler über Steins Schulter hinweg richtig deute, nicht dass ich den Sinn dieser Kombination wirklich bewerten könnte.
Aber so oder so: Die Anwendungsmöglichkeiten sind mannigfaltig und gerade wenn man Simulationen von Arma bis Elite Dangerous zugetan ist, schwirrt einem schon ein bisschen der Kopf, wenn man sich ausmalt, was man hiermit alles anstellen könnte.
Das einzige, was mich ins Grübeln brachte, war die Frage, ob ich als ausgemachter Zappelphilipp die Disziplin mitbringe, meinen Fuß derart still zu halten. Unterläuft mir durch unwillkürliche Bewegungen nicht vielleicht doch die eine oder andere frustige "Fehlzündung", nach der ich wieder einen Cooldown aussitzen muss? Ich weiß es wirklich nicht, allzu sehr achtet man ja nicht darauf, was so unter dem Schreibtisch passiert und vielleicht erlebe ich da im Praxistest auch eine angenehme Überraschung.
Das muss man auf einen Versuch ankommen lassen und sich mit der Software auseinandersetzen. Niemand sagt, dass der emulierte Tastenanschlag bei 5 Grad Auslenkung erfolgen muss. Mehr Toleranz darf man dem BCON selbst beibringen und auch Tastatur-Shortcuts, um die Sensorik vorübergehend stillzulegen sind laut Stein kein Problem.
Aktuell ist der BCON auf digitale Eingaben beschränkt, was allerdings nicht an der Hardware liegt. CapLab hat bereits auf dem Zettel, statt einer Tastatur auch einen Gamecontroller zu emulieren, der die Achsen dann auch analog abfragen könnte. Das Gaspedal eines Autos könnte dann ebenso abgebildet werden, wie man etwa in PUBG oder Arma den Blick der Spielfigur nach links oder rechts schwenken lassen könnte.
Alles eine Frage der Software und dass die Entwickler sich der verschiedenen Möglichkeiten bewusst sind, stimmt zuversichtlich, dass wir dieses Gerät irgendwann in Einsatzbereichen sehen werden, mit denen man vielleicht nicht vom Fleck weg rechnet. Stein gab etwa als Beispiel medizinische Bereiche an, in denen etwa ein Chirurg seine Hände steril halten muss. Der BCON könnte hier die Freihandbedienung diversen Equipments ermöglichen.
Auch im Bereich des barrierefreien Gamings könnte der BCON tolle Dienste tun. CapLab stellte das Stück Technik bereits einem Spieler vor, der von Kopf abwärts gelähmt ist. Mit dem BCON auf dem Kopf eröffneten sich ihm beim Spielen erstmals ganz neue Steuerungsmöglichkeiten. Für Amputierte oder schwer an den Händen erkrankte dürfte Ähnliches gelten. Gute Sache!
Ein Vorserienmodell versprach uns CapLab bereits, sobald diese verfügbar seien. Wir halten euch über unsere Erfahrungen auf dem Laufenden, sowie wir eines selbst ausprobieren konnten.
Anfang nächsten Jahres bringen die Karlsruher übrigens einen Kickstarter auf den Weg, um die Community auf die Nachfrage abzuklopfen und die monetäre Seite für die Serienproduktion zu regeln. Das Konzept hat Potenzial, der Prototyp funktioniert. Es gibt schlechtere Ausgangslagen für eine neue Idee in Sachen Gaming.