Dune Prophecy wird zur Seifenoper: Affären, verlorene Söhne und totgeglaubte Wiedergänger
Eine Folge noch.
Oh weh, ich gebe zu, in der vorletzten Folge von Dune: Prophecy bin ich mehrmals eingeschlafen und musste zweimal zurückspulen. Was mich hier noch hält? Nun, ich habe so weit geschaut, jetzt bringe ich es auch zu Ende. Auf einem grundlegenden Level ist immer noch interessant und vor allem hübsch anzuschauen, was hier passiert. Effekte und Sets gefallen mir nach wie vor sehr. Aber wirklich packend geht anders.
Dafür, dass die Geschichte so weit in die Vergangenheit zurückreicht, um die Film-Erzählung um Tiefe und Hintergrund zu ergänzen, wirkt das hier insgesamt erstaunlich “klein” und die Regie zu nah an den Figuren, um das Ränkespiel zwischen Proto-Bene-Gesserit und den vielen verschiedenen Adelsfamilien als das galaktische Schauspiel zu erleben, das es eigentlich sein sollte. Dabei ist in der fünften Folge einiges von Konsequenz passiert, zumindest theoretisch. Trotzdem weiß ich nicht, wie man das in der letzten verbleibenden Episode zufriedenstellend auserzählen soll. Das Gefühl für den Bogen, der hier gespannt wird, geht der Show einfach ab.
Gute Seife, Schlechte Seife
Statt sich gegen Ende dramatisch spannend aufzutürmen, seifen uns gleich mehrere GZSZ-Sub-Plots mächtig ein: Der Imperator startet eine Affäre mit der Mutter seines Erstgeborenen, einer Wahrsagerin von der Schwesternschaft. Wir erfahren, dass Menschenzündler Desmond Hart Tulas ausgesetzter Sohn mit Orry Atreides ist. Pseudo-Revolutionär Keiran Atreides liebt Prinzessin Ynez zu sehr für ein Attentat auf die Herrscherfamilie und mit Raquellas vorübergehender Reinkarnation in Lila sehen wir sogar jemand lange Totgeglaubtes wieder. Nicht komplett auf Telenovela-taugliche Art (und Chloe Lea spielt es recht gut, wie sich eine alte Frau ihren Körper borgt), aber der Geist ist da.
Allein, die Gefühligkeit einer guten Seifenoper entsteht nie. Es bleibt unterkühlt, fast mathematisch, sodass diese privaten Entwicklungen weder rühren, noch anderweitig emotional involvieren. Wir nehmen, was passiert, beinahe protokollierend zur Kenntnis. Ich bin also weiter auf Abstand zu jeder dieser Figuren, während das Drehhuch zugleich immer näher rangeht. Ich hatte zu Beginn der Serie die Hoffnung geäußert, die Entstehung des Kwisatz-Haderach-Plans wäre ein wenig smarter, durchtriebener. Wenn schon Dünentrocken, dann doch bitte mit festem Blick auf das Genie hinter der Idee.
Es sind jedenfalls so viele Bälle im Spiel – von der Rolle des Harkonnen-Jungen habe ich noch gar nicht angefangen – und ich habe keine Ahnung, wie das auf den letzten Metern von Episode sechs noch zu einem schlüssigen Finale führen soll? Wer bekommt, was er verdient? Was zur Hölle kann das überhaupt sein? Ich bin nicht sicher, wie ein befriedigender Abschluss hierfür überhaupt aussehen kann – und wie viele Episoden einer möglichen Folgeserie ich dafür noch bereit zu schauen wäre. Schade.