Dungeon Siege 3
Ein eigenwilliger Mischling
Apropos Perspektive: Ich habe leider die fertige PC-Version nicht gespielt – nur einen Beta-Auszug –, hatte dort aber den Eindruck, dass es sich relativ weit rauszoomen lässt. Auf der Konsole bleibt es leicht klaustrophobisch, da man sehr nah dran oder nur nah dran steht. Beides gibt nur wenig Ausblick auf Kommendes, das der Held selbst eigentlich längst sehen müsste. Was die Technik im Allgemeinen angeht, kann man kaum glauben, dass man den Abspann sieht und sich zurückblickend an keinen einzigen Absturz erinnert. Keine Quest – und die meisten am Rand dürfte ich mitgenommen haben – ließ sich nicht beenden. Das dürfte ein Erstfall für das Studio ein. Glückwunsch also.
Auf Konsolen gibt es einen leichten Abzug in der B-Note, da es in den Städten ruckelt. Ganz schön ruckelt, um genau zu sein. Nicht ganz Sacred-2-mäßig, aber der Vergleich ist nicht so weit hergeholt, wie er sein sollte. Seltsamerweise waren wirklich schlimm nur die Orte betroffen, an denen viele NPCs herumwuselten. Vielleicht kommt dafür ja noch ein Patch, weil es bei großen Gegnerhorden, die deutlich mehr Aktivität zeigten, alles normal verlief.
Was das Spiel zwischen den Gesprächen und den Wahlmöglichkeiten anbelangt: Nun, es ist Dungeon Siege. In einer handgeschliffenen Version, vor allem was den Kampf angeht. In den ersten beiden Teilen barg das Looten mehr Befriedigung als der Weg dahin, hier jedoch muss man, beinahe unabhängig davon, welchen Charaktertypus man wählte – Krieger, Schütze, Magier, anderer Magier – mehr in Bewegung bleiben. Grundsätzlich lässt es sich auf drei Kampfarten herunterbrechen, die jeder von ihnen hat. Einen Fernkampfangriff, sehr gezielt und mit hohem Schaden, dann eine Nahkampf-Attacke mit Streuwirkung zur besseren Crowd-Control und eine Heilungsvariante.
Um diese drei per simplen Knopfdruck in Sekundenbruchteilen umschaltbaren Aktionen richtig zu nutzen, muss man in Bewegung bleiben und auch die Ziele wählen. Das kann zwar etwas Hakelei sein, aber je nach Gegner lohnt es sich mitunter, erst die gefährlichen Fernkämpfer zu erledigen und sich danach um die Horden in der Nähe zu kümmern. Aktive Hit&Run-Techniken sind spätestens auf dem hohen Schwierigkeitsgrad gefragt, aber auch die mittlere Stufe hält ein paar Gelegenheiten bereit, an denen es zurück zum letzten Speicherpunkt geht.
Es gibt keine automatischen Rücksetzpunkte und auch kein Auto-Save im eigentlichen Sinne. Ein verschmerzbarer Komfortverlust, wurden die Speicherpunkte doch großzügig und ohne großen Zeitverlust nutzbar praktisch überall dort aufgestellt, wo man sie auch wirklich braucht. Auch sterbt ihr nicht sofort, außer ihr seid wirklich allein unterwegs. Was sehr selten vorkommt: Nicht nur, dass es sich um ein deutlich auf das Koop-Erlebnis ausgerichtetes Spiel handelt, selbst die KI, die übernimmt, wenn mal kein menschlicher Mitspieler da ist, verhält sich überraschend professionell. Zu fast keinem Zeitpunkt ärgert man sich, dass sie jetzt mal wieder nicht ihre Fertigkeiten nutzte oder sinnlos in der Ecke herumstand. Ganz im Gegenteil. Aktiv nimmt sie an Kämpfen teil, ohne sie zu dominieren, hält, sollte es euch mal erwischen, lange genug durch, bis sie euch wiederbeleben kann und schon nach kurzer Zeit weiß man den freundlichen Begleiter an seiner Seite zu schätzen.
Was Dungeon Siege 3 ebenfalls nahezu makellos gelingt, ist die Menüstruktur. Sie wurde perfekt auf das Pad abgestimmt. Mit dem Digital-Pad werden die Listen für Quests und Items aufgerufen. In der Quest-Liste erkennt man sofort, was noch offen ist und sogar der Stand längerer Missionen erschließt sich auch nach längerer Pause dank ausführlicher Beschreibungen sofort. Das aktive Ziel wird im Spiel dann auf Knopfdruck per goldenem Pfad angezeigt, nicht unähnlich Fable, nur dezenter einsetzbar. Die Item-Menüs lassen einen sofort wissen, in welcher Waffen- und Rüstungskategorie neues Material gesammelt wurde und wie sich dieses dann auswirken würde. Auch der Verkauf wurde ideal gelöst, nur der Kauf kann etwas umständlich werden. Es werden Items für alle Klassen angeboten, was auch Sinn macht. Nur die Übersicht auf einem Screen mit zwei Dutzend recht gleichartigen Items artet schnell in langwieriges Durchgucken aus. Gut, dass man das Meiste was man braucht eh findet und nicht kauft.