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Dungeons 3 - Test

Das gab es auch noch: Humorlos in den Untergrund

Im Prinzip das gleiche Spiel: Spaß beim Dungeon-Bau im Untergrund, Mittelmaß-RTS an der Oberfläche und Humor aus der Fantasy-Mottenkiste.

Dungeons 3... War nicht gerade erst Dungeons 2 in den Läden? Ja, war es und es hat auch einen guten Grund, warum der dritte Teil so schnell nachrückte: Es ist jetzt nicht wirklich ein anderes Spiel. Immer noch auf der Suche nach dem Titel eines würdigen Dungeon-Keeper-2-Nachfolgers, bahnt sich die Reihe der Münchener Realmforge Studios in Babyschritten ihren Weg zum dunklen Thron. Was diesmal neu ist? Ja... nun... ich glaube wir hatten die ersten beiden Male keine Avatar-Figur, die vom bösen Overlord beherrscht wird. Ihr spielt also eine etwas andere Hauptrolle. Irgendwie. Es gibt ein paar neue Fallen... glaube ich. Was soll's, Details außen vor, ihr spielt eine polierte Version von Dungeons 2 mit neuer Kampagne.

Das ist keine schlechte Sache, ganz im Gegenteil. Es mag zwar immer noch alles auf einem taktisch eher leichtgewichtigen Level passieren, was das Böse hier ausheckt. Das ändert nichts daran, dass es glücklich macht, einen gut laufenden Dungeon vor sich zu sehen. Sollte irgendjemandem das Konzept nicht klar sein: Ihr spielt das Böse, das einen Dungeon als Heimatbasis ausbaut. Dort richtet ihr Räume ein, die man so braucht - Schatzkammer, Wachstube, Werkstatt, Dämonenportal und vieles mehr -, holt sich mit Gold und Magie Monster heran und schafft sich so eine kleine, böse Unterweltstadt. Der Dungeon-Eingang ist dabei natürlich das Schlüsselelement, denn nicht nur strömen von hier immer wieder mal Helden herein, die abgewehrt werden müssen. Ihr kommt auch nach draußen, um die eigentlichen Missionen in der Oberwelt zu erledigen. Diese wird nämlich vom Guten beherrscht, singende Einhörner und bunte Blumen inklusive. Zieht in recht primitiven RTS-Schlachten gegen gute Schlüsselpositionen, nehmt sie ein und vergrößert euren Einflussbereich, bis die nächste Mission starten kann. Wiederholt das 20 Mal innerhalb von ungefähr 20 oder 25 Stunden und ihr seht den Abspann.

Es gibt nichts schöneres für das Böse als einen wuseligen Dungeon. (Dungeons 3 - Test)

Die Benutzerführung wurde noch einmal ein wenig geschliffen, der Look verfeinert - auch wenn man nicht zu nah rangehen sollte -, die neuen Räume freizuschalten und die kleinen Gremlins sie buddeln und bauen zu sehen, ist großartig. Es ist eines dieser Spiele, die einen immer beschäftigt halten, ohne übertrieben zu stressen, einfallende Helden lassen sich leicht abwehren und wenn man grad in der Laune ist, geht man halt mal raus aus dem Dungeon, um ein bisschen RTS zu spielen. Kurz gesagt: Es macht Spaß, es erfreut mit bunten Farben, es läuft nett vor sich hin, ohne einen mit Grandiosität zu belästigen. Wie auch die beiden Vorgänger.

Es bleiben damit aber auch die paar Grundprobleme, an denen der Sprung zu besagter Grandiosität scheitert: In jeder Mission baut ihr immer alles von vorn auf. Sicher, je nach Mission sind manche Dinge schon zumindest grundlegend anwählbar oder ein paar Räume schon gebaut, aber ihr schaltet immer den gleichen Entwicklungsbaum frei, steigert neu eure Helden - sogar die Hauptheldin -, baut die gleichen Räume wieder, lockt die gleichen Monster erneut an. Nur um mehr oder weniger die fast gleiche Armee aufzustellen, von der ihr euch im letzten "Mission erfüllt"-Screen gerade erst verabschiedet habt. Sicher ist es von der Balance her nicht möglich, einfach alles in die nächste Runde mitzunehmen, aber irgendeine Art bedeutungsvollen Fortschritts sollte einem nach drei Runden des praktisch gleichen Spiels schon einfallen.

Einmal noch, immer wieder: Jede Runde müsst ihr den Forschungsbaum zu großen Teilen neu freischalten. (Dungeons 3 - Test)

Dann ist da der Fakt, dass es immer noch alles auf einem taktisch sehr simplen Level abläuft. Da ihr jetzt auch Dungeon-Wände wieder zuschütten und neu ziehen könnt, ist selbst der manchmal etwas beengte Platz im Untergrund kein so großes Problem mehr, aber schwerwiegender sind die nach wie vor sehr halbherzigen Ambitionen beim RTS an der Oberfläche. Eine große Gegnerzahl ist zehn, eine große Armee eurerseits 20 und die beste Taktik ist immer, jeden Gegner einzeln anzuklicken und dann zum nächsten zu wechseln. Hauptsache alle eure Monster sind markiert und ziehen mit, der Rest ergibt sich von allein. Das Gute wartet, von kleinen Wandergruppen abgesehen, brav statisch an seinen vorgesehenen Punkten auf euch, sodass ihr euch ganz nach eigenem Tempo durcharbeiten könnt. Schnell fühlt sich das mehr nach einer belanglosen Pflicht neben dem spaßigen Dungeon-Bau an und wenn man das über ein Drittel des Spiels sagen muss, dann passt da einfach was nicht.

Und dann ist da schließlich der "Humor". Wenn der eigene Sprecher schon in Mission 2 oder 3 sagt, dass es wohl ein bisschen zu viel mit den Herr-der-Ringe-Witzchen wird, dann ist das vielleicht ein Hinweis, diese für eine Weile ruhen zu lassen. Und nicht, die Taktung zu verdoppeln! Es gibt ein paar humoristische Treffer hier und da, aber bei der Masse sich in zig Variationen wiederholender Witzchen müssen ja ein paar Zufallstreffer schon aus statistischer Wahrscheinlichkeit dabei sein. Monty Arnold arbeitet sich tapfer durch ein viel zu langes Drehbuch, dessen bemitleidenswerter Schreiber wohl nach einer nicht zu kurzen Zahl von Zeilen dasaß und merkte, dass immer noch 90 Prozent der georderten fehlten. So oft kann man nicht gut sein, weniger wäre hier viel mehr gewesen und das einzig Tröstende an der Lage ist, dass man die Frequenz der Sprecher-Einwürfe auf Null setzen und die Sprache selbst abschalten kann. Die Unterzeilen lassen sich dann ganz gut im Geiste ausblenden. Und ja, die Story ist bestenfalls belanglos, die Schizophrenie der Antiheldin zwischen Gut und Böse ein erstaunlich markanter Nerv-Faktor und so gehört Dungeons 3 zu den Spielen, den man sagen möchte: "Erzähl' mir nichts, lass' mich spielen, das ist Deine Stärke!".

Das gute am Bösen ist, dass es bunte Farben liebt. (Dungeons 3 - Test)

In diesem Sinne, spielt sich auch der Multiplayer ganz nett, wobei es schade ist, dass ihr im Versus-Modus nicht in den gegnerischen Dungeon kommt, sondern die Schlachten nur an der Oberfläche ausgetragen werden. Im Koop dagegen seid ihr gleichberechtigt unterwegs bei Bauen und Ziehen, was heißt, dass ihr dann Spaß habt, wenn ihr euch absprecht oder ein natürliches Team seid. Pfuscht ihr euch dagegen die ganze Zeit im Handwerk rum, wird es schnell zu einer reichlich frustigen Erfahrung.

Das Spielen selbst klappt übrigens auf Konsole erstaunlich gut. Manchmal ist es auch nicht schlecht, ein wenig zu warten, denn das war wohl nicht vom Start weg so, wo es noch mehr Ruckler und Tearing-Anfälle auf PS4 und Xbox gab. Diese haben sich gelegt, vor allem aber wurde die Steuerung solide auf den Controller gebracht. Dem kommt natürlich entgegen, dass ihr im RTS-Teil eh so gut wie nie mehr als eine große Horde kontrollieren müsst, aber das klappt so gut wie auch das Bauen. An ein paar Dinge muss man sich gewöhnen, aber nach den ersten drei Missionen habt ihr es intus.

Immer alle auf einen, viel mehr Taktik braucht es eigentlich nie. (Dungeons 3 - Test)

Dungeons 3 ist halt Dungeons. Das Konzept hat sich nicht verändert, der Spielablauf hat sich nicht verändert, die Komplexität bleibt übersichtlich, der Humor wurde eher anstrengender aber dank etwas Feinschliff macht der Kern wirklich Laune. Vielleicht ist es das auch, worauf die Serie sich mehr konzentrieren sollte, denn die große Stärke ist der Bau im Untergrund, nicht der eher belanglose Teil in der Oberwelt. So ist es halt eine insgesamt durchaus angenehme Warterunde auf den wahren Erben Molyneuxs, der dann endlich Dungeon Keeper 2 ablösen wird. Wenn Dungeons nicht irgendwann einen mutigen Schritt in irgendeine Richtung wagt, wird es immer in der Kategorie "nett, aber auch nicht mehr" bleiben. Das ist ein Fluch, selbst wenn es wahrlich schlimmere gibt, von denen man befallen sein kann.


"Das gab es auch noch": Angesichts der unglaublichen Masse an Spielen - was war es im letzten Jahr? Etwas um die 6000 Titel? - bleibt immer was liegen, von dem man dann aber etwas später doch denkt, dass es ein paar Worte rechtfertigt. Schließlich dürfte es euch nicht anders gehen. Nicht jeder hat jeden Titel im Blick und wird dann so auch noch drauf gestupst, dass da was ist, was für ihn richtig sein könnte. Oder auch nicht.

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