Dynasty Warriors 6: Empires
China-Schlachtplatte
Glaubt Ihr an Wiedergeburt? So richtig Buddah-mäßig mit Karma, Aufstieg und dem ganzen Quatsch? Nein? Ich eigentlich auch nicht. Doch so langsam bekomm ich das Gefühl, dass ich in einem früheren Leben Schlachter war – naja, liegt ja bei dem Namen auch nah. Denn egal wie stumpf sich ein Baller- oder Prügelspiel präsentiert, der Metzger hat Spaß daran. Selbst bei abstrusen Japano-Storys a la Ninety Nine Nights und eben Dynasty Warriors bleibe ich nach einer gewissen Einarbeitungszeit bei der Stange und kämpfe mich durch den Aufstand der Gelben Turbane, die Han-Chi-Dikatur oder anderen bunt zusammen gewürfelten Hickhack.
Kein Tutorial? Kein Problem. Handbuch studieren. 1-2 Stunden herumprobieren. Irgendwann fällt schon der Groschen. Keine Ahnung, was die Story mir sagen will? Wikipedia aufmachen. Nachlesen. Verwundert den Kopf schütteln und weiterspielen. Ihr seht, mit leicht masochistischen Ansätzen lässt sich selbst ein Komplexitätsmonster wie Action-Strategie-Mix Dynasty Warriors 6: Empires bezwingen. Spaß durch Leiden sozusagen. Gerade für geistig gesunder Spieler eine Gradwanderung zwischen Faszination und Abstoßung.
Überraschend: Für das Addon des letzten Jahr erschienenen sechsten Teils verwendet Koei zum ersten Mal eine neue Grafikengine samt Charaktereditor. In Dynasty Warriors 6: Empires könnt ihr so erstmals eigene Charaktere erstellen. Mit Dutzenden Bauteilen kreiert ihr dicke, dünne, schnelle, starke Kerlchen und natürlich ansehnliche Frauen. Zusammen mit den vorgefertigten Figuren buhlen so maximal 100 Helden für den Empires-Mode um eure Gunst. Anfangs werdet ihr von den Möglichkeiten erschlagen. Die vielen Laus, Pengs, Zhaous und Yus sehen auf den ersten Blick zwar sehr ähnlich aus, doch nahezu jeder besitzt unterschiedliche Werte und Waffen.
Noch weiter differenziert werden die Prügelkönige durch kleine Rollenspielelemente. Sammelt ihr auf dem Schlachtfeld genug Erfahrungspunkte, dürft ihr euren Kämpfe hochleven und in drei unterschiedlichen Bereichen verstärken. Es bleibt euch überlassen, ob ihr lieber mit mehr Angriff und Lebensenergie herumlauft, eure Spezialangriffe verstärkt oder auf eine höhere Bewegungsgeschwindigkeit setzt. Im Zusammenspiel mit austauschbaren Waffen, einstellbaren Offizieren und Spezialkarten entsteht ein abwechslungsreiches Spielgeschehen, das jede Menge Eingewöhnung erfordert.
Je nach Kampagne könnt ihr am Anfang festlegen, ob ihr euch lieber als Herrscher oder als Söldner verdingt. Während ihr als König einer der vielen unaussprechbaren chinesischen Provinzen den Kaiserthron anstrebt, gilt es als Auftragskämpfer Missionen zu erfüllen, die sich vom gängigen Eroberungseinerlei unterscheiden. Mal müsst ihr als Bote eine wichtige Nachricht überbringen und euch dazu durch das Feindesland schlagen. Mal einen Schlag Banditen ausräuchern, um eine Provinz zu sichern. Seid ihr stark genug, könnt ihr den Herrscher herausfordern und selbst den Thron anstreben.
Multipliziert mit Dutzenden Helden, fünf Kampagnen, diversen Waffen und unterschiedlich starken Pferden ergibt das ganze 20-, 30-, 40-, ach, x-Mal Spielstunden Action-Strategie-Gameplay der japanischen Art. Den Titel wirklich komplett durchzuspielen, verwandelt sich so schnell in eine fordernde Lebensaufgabe mit Verwahrlosungs-Garantie. Und bitte, bitte, erzählt davon nichts euren Freunden, die halten euch sonst für einen unverbesserlichen Nerd.
Als Ergänzung zum umfangreichen Strategiepart wird es auf dem Schlachtfeld schnell repetitiv. Wie gehabt seht ihr euren Kämpfer aus der Third-Person-Perspektive und haut mit unterschiedlichen Schlägen auf die Hunderten Kämpfer ein. Ein Großteil kommt dabei aus dem Klonlabor und erinnert an ein Reenactment der Kessler-Zwillinge. Das Kloppvieh ist inzwischen zwar deutlich detaillierter, dafür tauchen die gesichtslosen Speer-, Schwert- und Hammerkämpfer schon mal aus dem Nichts auf.