E3 2012 - Die Electronic-Arts-Show
Die Zukunft wird digital: EA empfängt Download-Inhalte und die soziale Vernetzung mit offenen Armen.
Electronic Arts bezeichnete seine E3-Pressekonferenz mit dem Titel "Download 2012". Und das nicht umsonst. Die Zukunft ist digital und die Einnahmen des Publishers stiegen in diesem Bereich in den letzten Jahren immer weiter an. Dementsprechend verdeutlicht das auch EA-Chef John Riccitiello, der gleich zu Beginn davon spricht, dass Spiele mittlerweile sehr viel mehr bieten als das, was zur Veröffentlichung im Laden steht. Man hat die Gelegenheit, weitere Inhalte zu erstellen und via Download anzubieten, das Spielerlebnis zu erweitern und zu verlängern. Wer gehofft hat, dass Download-Inhalte vielleicht wieder aus der Mode kommen: Dies wird wohl nicht der Fall sein.
Dementsprechend setzt im Grunde jeder kommende EA-Titel auf irgendeine Art von Online-Feature. Und auch in puncto aktuelle Geschehnisse hielt man sich nicht zurück, gab Activision noch einen kleinen Seitenhieb mit. Die beiden Ex-Infinity-Ward-Chefs Jason West und Vince Zampella saßen im Publikum und hatten zwar diesmal nichts zu zeigen, wurden aber immerhin mit den Worten "Congratulations, guys" sehr freundlich begrüßt, was sie mit einem sichtlich zufriedenen Lächeln quittierten.
Alles in allem legte Electronic Arts im Gegensatz zu Microsoft oder Ubisoft weniger Wert auf eine große Show, sondern stellte vornehmlich die Spiele in den Vordergrund. Eines davon ist beispielsweise das nach unzähligen Gerüchten endlich bestätigte Dead Space 3. Es soll das bislang immersivste Abenteuer von Isaac Clarke werden, der mit seinem Schiff auf einem Eisplaneten abstürzt. Während das passiert, reißt es das Fluggefährt regelrecht auseinander und die aus Teil 2 bekannte Ellie befand sich im anderen Teil. Ob man sie wiedersieht? Wer weiß. Es wäre ein schneller und irgendwie unwürdiger, unbefriedigender Abgang, nachdem sie sich so hart durch den Vorgänger gekämpft hat.
Online-Features gab es ja schon in Dead Space 2, aber in Teil 3 ersetzt ein Koop-Modus die kompetitiven Elemente. Gemeinsam mit seinem Mitstreiter John Carver löst Isaac Rätsel, bekämpft Unitologen und natürlich Necromorphe. Denn als ob ein Eisplanet an sich nicht schon schlimm genug wäre, ist dieser auch noch von den Alien-Viechern infiziert. Der erste Ausblick auf das Spiel erschien actionlastig und eher weniger auf Horror-Elemente bedacht, aber es ist ja bekannt, dass man mit actionreichen Trailern und Spielausschnitten eher die breite Masse anspricht. Insofern: Warten wir ab, wie sehr sich Dead Space 3 wirklich unterscheidet. Interessanter als die von vielen kritisieren Multiplayer-Elemente in Dead Space 2 ist der Koop-Modus aber allemal.
Zu einer guten EA-Konferenz gehört natürlich auch EA Sports. Und die haben große Pläne, insbesondere was die Vernetzung betrifft. Mit Madden NFL Social plant man beispielsweise ein Free-to-play-Social-Mobile-Game, bei dem man etwa auf Facebook anfangen und auf dem Handy weitermachen kann. Eine iPhone-App ist ebenfalls für FIFA geplant, mit der ihr eure Karriere auf noch nicht näher bekannte Art und Weise verwaltet oder in Ultimate Team bei Auktionen mitbietet.
Alles soll natürlich mit den neuen Ausgaben von FIFA und Madden besser werden, wobei Letzteres von der neuen Infinity-Engine und ihrer Physik profitiert. Masse, Geschwindigkeit und Momentum sollen den Ausgang jeder Situation beeinflussen, auch haben es kleine und schnelle Spieler einfacher, durch die gegnerische Verteidigung zu brechen. Belohnen will man die FIFA-Spieler mit ihrem Football-Club-Profil. Erfahrungspunkte und Level werden in FIFA 13 übernommen, ihr bekommt Boni und überhaupt werdet ihr euch zusätzliche Trikots, Jubelanimationen und "hunderte weitere Dinge" freischalten können. Eine Erweiterung des Football Clubs auf iPad, iPhone und Android ist ebenso geplant. Ihr merkt schon: Alles wird vernetzter, sozialer.
Ähnliches gilt für Madden NFL und dem neuen "Connected-Careers"-Modus, quasi eine Mischung aus Franchise, Online-Franchise und Superstar mit "dynamischer Story" und sozialer Integration. Schließt euch als Spieler oder Coach einer Liga an, erfüllt in eurer Karriere pro Saison gewisse Ziele für Erfahrungspunkte und verbessert so euren Spieler. Und wenn ihr keine Lust mehr auf euren Akteur habt, tretet ihr zurück und fangt einen neuen Charakter an, ohne dabei wieder von Null starten zu müssen. EA will das Zusammenspiel der Leute beziehungsweise das Spielen gegeneinander weiter verbessern. Wenn dabei gute und unterhaltsame neue Spielmodi herauskommen, wird sich wohl kaum jemand darüber beschweren. Wobei ... vergesst das. Dass sich niemand beschweren wird, bleibt wohl eher ein Wunschtraum.
Wie aus dem Nichts kam dann noch eine ganz besondere Ankündigung. EA hat die UFC-Rechte von THQ gekauft - für eine "nicht näher benannte Summe", wie Joystiq später berichtete. Die Partnerschaft gilt für mehrere Jahre und Produkte. Das einzig Traurige daran: THQ schließt im Zuge dessen sein UFC-Entwicklerstudio in San Diego. Scheinbar wussten die Mitarbeiter hier bis zuletzt nicht wirklich etwas von diesem Deal. Das kann man auch besser lösen. Für die Basketball-Fans gibt es hingegen wieder gute Nachrichten. NBA Live 13 kehrt in diesem Jahr zurück. Und was ist mit NBA Elite? Über den Namen fiel kein Wort. Ist vermutlich auch besser so nach dem Trubel rund um das aus Qualitätsgründen eingestampfte NBA Elite 11.
Es ist auch nicht der einzige Rückkehrer bei EA. SimCity tut das gleich doppelt. Neben der bereits angekündigten Variante, die im Februar 2013 für PC erscheinen wird, kommt auch noch SimCity Social für Facebook. EAs Ziel ist klar definiert: Man will die Krone der Städtebauer zurückerobern. Mit dem Satz "more city, less ville" hat man es schön ausgedrückt. Zur PC-Fassung gab es abgesehen von der Aussage, dass es mit seiner Engine die Simulation revolutionieren soll, nicht viel Neues. Nur ein paar Spielausschnitte im Trailer - aber immerhin mit kurvigen Straßen!
Die große Überraschung des Abends: Battlefield 3 Premium. Okay, das war gelogen. Wirklich geheim war DICE' Premium-Dienst längst nicht mehr und er bietet im Grunde das, worüber vorher schon in diversen Leaks berichtet wurde. Zugriff auf alle DLCs zum Preis von 49,99 Euro - der Gesamtwert der Inhalte liegt normalerweise bei rund 75 Euro. Zusätzlich gibt es haufenweise Extras wie Events, exklusive Items und dergleichen dazu. EA bezeichnet BF3 übrigens als "größtes Spiel in der Geschichte des Publishers", wofür 15 Millionen Spieler weltweit sprächen.
Content ist auch ein wichtiges Stichwort für Star Wars: The Old Republic. Viele neue Inhalte versprach BioWares Dr. Ray Muzyka auf der Bühne, darunter neue PvP-Gebiete, herausforderndere Gruppen-Inhalte, einen Gruppenfinder und einen neuen Nightmare-Modus. Mit der Menge an neuem Content in diesem Jahr will man im MMO-Genre "neue Standards setzen". Und damit auch jeder mal reinschnuppern kann, soll man im Juli kostenlos bis Level 15 spielen können - ganz ohne Einschränkungen. Wenn das kein verlockendes Angebot ist ... Weiterhin geplant - für dieses Jahr wohlgemerkt - sind eine neue Weltraummission, die Operation "Terror from Beyond", ein "HK-51 Assassin Droid" als Begleiter, die Cathar als neue spielbare Spezies, eine Erhöhung des Level Caps, zusätzliche Fähigkeiten, das Kriegsgebiet "Ancient Hypergates" und Makeb als neue Welt. Fleißig sind sie ja, die Jungs von BioWare. Aber ob man damit viele der schon abgesprungenen Spieler wieder zurückgewinnen kann?
Große Hoffnungen setzt man sicherlich auch auf Medal of Honor: Warfighter, das diesmal vollständig auf DICE' Frostbite 2 Engine setzt und ein Call of Duty im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lässt. Jede Mission im Spiel soll auf einem tatsächlichen Ereignis oder einen realen Krisengebiet basieren, in der Gameplay-Demo ging es nach Somalia. Im Spielverlauf gab es gameplaytechnisch wenig Überraschendes zu sehen, Medal of Honor sticht vor allem optisch hervor - durch Rauch, Dreck und Staub sorgt man für eine stimmige Atmosphäre, während Explosionen die Gegend erschüttern und Häuser effektvoll zu Schutt und Asche zerfallen. Im Multiplayer könnt ihr euch unterdessen zwischen Spezialeinheiten aus zwölf Nationen entscheiden, darunter auch das deutsche KSK.
Von vielen lang erwartet wurde die Rückkehr von Criterion. Und die einstigen Burnout-Entwickler melden sich mit Need for Speed: Most Wanted wieder zurück auf der Bildfläche, nachdem man die Reihe nach eigenen Angaben wieder auf Kurs gebracht habe. Ein bisschen Eigenlob muss ja auch sein, in diesem Fall aber völlig zu Recht.
Most Wanted ist ein Open-World-Rennspiel, in dem es à la Burnout Paradise einen Start- und Zielpunkt gibt. Was dazwischen passiert, bleibt im Grunde euch überlassen. Ob ihr nun eine Abkürzung über eine Fußgängerbrücke oder eine Baustelle nehmt - alles ist möglich. Achtet nur darauf, nicht von der Polizei erwischt zu werden. Mit dabei ist natürlich Autolog, das jeden Teil des Spiels zu einer gewissen Herausforderung machen soll. Autolog hält euch ständig auf dem Laufenden darüber, wer die schnellste Zeit gefahren, in den Verfolgungsjagden die meisten Punkte erzielt oder am weitesten gesprungen ist. Wettkampf immer und überall ist das Ziel. Dass das motivierend sein kann, zeigten schon die Vorgänger. Am 30. Oktober fällt der Startschuss für Most Wanted. Eigentlich würde man sich ja jetzt schon gerne ans das virtuelle Steuer setzen.
Und was darf zum Abschluss nicht fehlen? Natürlich der Shooter Made in Germany, Crysis 3. Auf den ersten Blick tut sich hier spielerisch im Vergleich zum zweiten Teil nicht viel, allen voran lässt die CryEngine 3 hier wieder ihre Muskeln spielen. Im "urbanen Regenwald" von New York City sollt ihr auf Canyons, Sümpfe und Flüsse stoßen, was in einigen interessanten Schauplätzen resultieren dürfte. Und in der Tat sieht der Szenario-Mix aus Crysis und Crysis 2 sehr interessant aus - mal was Anderes. Der Abstecher nach New York beginnt im Februar 2013.
Mit lästigen Details hielt man sich bei Electronic Arts gar nicht erst auf. Auf Spiel folgte Spiel, Spiel und nochmals Spiel - die harten Fakten nicht zu vergessen. Die Spiele waren die Stars dieser Show, nicht irgendwelche Musikacts oder prominente Gastgeber. Titel wie Dead Space 3 oder Need for Speed: Most Wanted waren schon lange vorher bekannt, mal abgesehen von der Übernahme der UFC-Lizenz gab es hier somit keine großen Überraschungen zu bewundern, also leider auch kein Mirror's Edge 2. Warten wir halt weiter darauf, irgendwann wird's schon noch kommen. Nicht wahr, DICE? Und wenn wir bis zur Next-Gen warten müssen. Hauptsache es kommt.
Zusammengefasst: Für Ende 2012 und Anfang 2013 hat EA ein sehr gutes Programm auf die Beine gestellt, auch wenn es eigentlich ausschließlich Fortsetzungen sind. Titel wie Insomniacs OverStrike oder Command & Conquer: Generals 2 glänzten leider nur durch ihre Abwesenheit, ebenso blieb den beiden Respawn-Entertainment-Chefs nur die Rolle als Zuschauer vorbehalten. Aber nächstes Jahr findet ja auch noch eine E3 statt. Und das vermutlich mit dem Höhepunkt und vorläufigen Schlussakt der aktuellen Konsolengeneration.