E3 2013: Die Microsoft-Pressekonferenz - eine Zusammenfassung
MS sitzt die Diskussionen um Second-Hand-Spiele und DRM aus und lässt lieber die Spiele sprechen.
Man hatte nicht das Gefühl, als hätte Microsoft noch viel zu sagen zu DRM, Online-Checks und Gebrauchtspielen. Auch der aus europäischer Sicht bedenkliche Fokus auf das Fernsehen blieb auf der E3-Pressekonferenz des Redmonder Konzerns komplett außen vor - und wenn man aufgebrachte Gamer mit einem beruhigen kann, dann mit Spielen. Zumindest in der Quantität wird ihnen das wohl gelungen sein.
Weniger schön waren wiederkehrende Schlagworte wie Smartglass (netter Gedanke, aber hab' ich nicht schon genug Bildschirme gleichzeitig laufen?) und "cloud-powered", letzteres allerdings eher, weil Microsoft in vielen Fällen eine Erklärung schuldig bleibt, was dies nun genau für mich als Spieler bedeutet. Trotzdem gab es die eine oder andere Überraschung. Doch der Reihe nach.
Den Anfang machte erstes Gameplay-Material aus Metal Gear Solid V - The Phantom Pain, nicht dass sich irgendjemand darum bemüht hätte, mal klarzustellen, was denn jetzt Ground Zeroes nun genau ist. Aber die Enthüllung, dass der fünfte Teil der Reihe als Open-World-Spiel ausgelegt ist, ist doch mal was Neues und ein interessanter Schritt für die Reihe, über den wohl noch viel diskutiert werden wird. Das erste, was man von Kiefer Sutherland (?) hörte, war unterdessen eine einwandfreie David-Hayter-Imitation. Ich verstehe vollends, dass der Charakter nicht komplett anders klingen soll, aber warum hat man dann den bisherigen Sprecher Snakes überhaupt ausgewechselt?
Let the games begin!
Inhaltlich soll durch den offenen Ansatz "tactical espionage" jedenfalls neu definiert werden, versprach ein nett geschnittener Trailer, der einen auf einem Pferderücken teilweise zeitbeschleunigt durch eine hübsch ausgeleuchtete Landschaft trug. Die Angewohnheit, seinen Score mit aufdringlichem Frauengesang zu unterlegen ("ooooh, aaaah, words that KIIILL!"), hat Kojima auch in MGSV nicht abgelegt, was mir klar wurde, während ich Snake dabei beobachtete, wie er seine "new form of stealth" vorführt: Er lässt sich seitwärts auf der den Gegnern abgewandten Seite vom Ross hängen. Ein Gaul im Vollgalopp ohne Reiter scheint die PMCs auf den Schlachtfeldern des Jahres 1984 nicht zu interessieren.
Der Entschluss, auch afrikanische Kindersoldaten zu zeigen, dürfte für Diskussionen sorgen.
Wirklich gefallen konnten unterdessen die stimmungsvollen Wetter- und Beleuchtungswechsel, Optisch schon ein Brett, während das früher oft etwas hüftsteife Stealth nun eine Idee eleganter wirkt. Die stimmungsvolle Montage illustrer und teilweise bekannter Freunde und Feinde störten lediglich der deplatzierte und etwas einfältig aussehende Skullface und eine halb nackte Kriegerin mit verheultem Eyeliner. Ich hätte auch ohne gekonnt. Der Entschluss, auch afrikanische Kindersoldaten zu zeigen, dürfte für Diskussionen sorgen, während Sprüche von Menschen, die zu Dämonen werden, die Reihe weiter in die philosophisch-mystizistische Ecke bugsieren. Ich überlege noch, was ich davon halten soll.
Kojima war auch da, sagte aber in gebrochenem, abgelesenem Englisch wenig mehr, als dass dieses Spiel wirklich schön aussehen wird. Nach gut fünf Minuten Video wussten wir das schon, aber das ist auch irgendwo der Natur solcher "Press-Briefings" geschuldet, die immer irgendwie in Laboratmosphäre durchexerziert werden. Davon sollte es später noch mehr geben.
Ritt in den Sonnenuntergang
Im Anschluss war es Zeit, das alte Schlachtross 360 noch einmal in eine E3 zu reiten. Eine neue Hardware-Revision wurde gezeigt, sogar ab sofort erhältlich. Kleiner und leiser als das Vorläufermodell, kommt sie nun in einem Look daher, der mehr der Xbox One gleicht, preislich hat sich wenig getan, was man einerseits deshalb vermuten kann, weil MS selbst nichts dazu sagte. IGN spricht jedenfalls von einem 250 GB Modell für 299 Dollar.
Interessant auch, dass Microsoft sich offenbar die Kritik derer zu Herzen nimmt, die Xbox LIVE Gold für zu teuer halten: Die Firma lenkt ein, indem sie einen Blick zur Konkurrenz von PlayStation Plus wagt. Zwei Spiele pro Monat sollen Goldmitglieder gratis erhalten. Den Anfang machen nur leider Assassin's Creed 2 und Halo 3 - gute Spiele, die nur bedauerlicherweise schon mehr als einmal von jeweiligen Nachfolgern überrundet wurden. Egal, die Zukunft ist noch lang, reichlich Gelegenheit also, in einem der kommenden Monate nicht mehr ganz nach unten in die Grabbelkiste zu greifen.
Ein kleiner Kracher hat sich unterdessen von der Free-2-Play-Front auf die Konsole gebombt: World of Tanks kommt konsolenexklusiv auf der 360 heraus, wie Wargaming CEO Victor Kislyi höchstselbst auf der E3-Bühne ankündigte. Dark Souls kannte man schon, auch wenn der neue Trailer einmal mehr spitze aussah, während den Nachfolger von Max and the Magic Marker wohl niemand auf dem Zettel hatte. Keine Ahnung, ob die Ankündigung an diesem Status Quo etwas geändert hat, aber süß sah es trotzdem aus. Und damit hatte sich das Thema 360 auch schon wieder erledigt. Mach et jut, altes Pferd.
Das Eingemachte
Saving Private Ryan 200 vor Christus trifft es wohl am ehesten, als die römische Legionen in ihren Galeeren auf einen schwer befestigten Strand auflaufen.
Danach ging es ans Eingemachte, und zwar als erstes mit einem Titel, den man häufiger totgesagt hat als die Konsole, auf der er ursprünglich herauskommen sollte. Crytek hat tatsächlich den mittlerweile zum Xbox-One-Starttitel angewachsenen Rom-Slasher Ryse vorgestellt. Saving Private Ryan 200 vor Christus trifft es wohl am ehesten, als die römische Legionen in ihren Galeeren auf einen schwer befestigten Strand auflaufen. Optisch dank CryEngine 3 erste Sahne übertrieb es der Titel jedoch mit Tasten-Einblendungen für wirklich jeden Kill, samt dazu passender Super-Zeitlupe, die nur noch langsamer hätte sein können, wenn man die Pausetaste gedrückt hätte. Rein vom Zuschauen her kam kein guter Kampffluss auf, auch wenn das Spiel - mit Ausnahme der Laufanimationen - wirklich gut aussah. Gerade die Szene vom Anfang, als eines der hölzernen Landungsschiffe direkt neben dem Spieler in Millionen Zahnstocher zu zerbirst, machte mächtig Eindruck. Dem Gameplay selbst gelang das nicht so recht.
Im Anschluss bestätigten sich schließlich die Gerüchte, dass die Prügelreihe Killer Instinct tatsächlich ein Revival erfährt. Sofern ich in dem Moment nicht gerade die Finger in den Ohren hatte, habe ich aber niemanden "Rare" sagen hören, aber es ist wohl trotzdem der Fall, dass der Serienerfinder wieder am Ruder sitzt. Schön, auch wenn ich es zwangsläufig dabei belassen muss, dass es schön war, die bekannten Figuren von Jago bis Sabrewulf mal wieder auf dem großen Bildschirm zu sehen.
Direkt danach betrat Insomniacs Ted Price die Bühne, der nach dem Fuse-Desaster offenbar wieder von der Multiplattformentwicklung kuriert ist. So kündigte er den Xbox-One-exklusiven Open-World-Shooter Sunset Overdrive an. Als stilisiertes offenes Geballer, natürlich dank der "power of the cloud", sah zumindest der Ankündigungstrailer, in dem ein schlanker, kantiger Held über Dächer flitzte und an Wäscheleinen herunterrutschte, um gnubbelige Monster mit einer Flinte kleinzumachen, nach Spaß aus. Wir werden sehen, was von dem poppigen Stil im nächsten Jahr noch übrig ist oder ob er auf halbem Wege wieder als zu kindgerecht aus dem Spiel gekippt wird. Wenn es so bleibt, geb ich diesem hier auch nach Fuse gerne noch eine Chance.
Gas geben (lassen)!
Mit reichlich Bombast wurde im Anschluss daran ein McLaren F1 auf die Bühne gestellt, um Forza 5 den passenden Rahmen zu geben. Ein Spiel, von dem man beinahe unwillkürlich im Vorfeld schon eine ganz bestimmte Vorstellung hatte. Eine Neuerung konnte man dann aber doch guten Glaubens als wahrhaft innovativ bezeichnen. Unter dem Namen Drivatar lernt eine KI euren Fahrstil auswendig, merkt sich, wie ihr einzelne Strecken fahrt, bestimmte Kurven angeht. Und auch, wenn sich für eine Sekunde finstere Gedanken zwischen meinen Ohren trollten - wow, jetzt muss man nicht mal mehr selbst spielen -, ist das Feature doch sehr faszinierend: Spielt ihr nicht, steht der Drivatar anderen Spielern als KI-Gegner zur Verfügung. Es war der erste und einzige Mal, das "cloud-powered" zumindest für mich wirklich Sinn ergab. Ich harre der Erklärungen, die die anderen Spiele für mich bereithalten.
Die PK hatte ihren ersten "Hey, das war mal wirklich cool!"-Moment, der nichts mit Nostalgie oder guter Grafik zu tun hatte.
Die PK hatte also ihren ersten "Hey, das war mal wirklich cool!"-Moment, der nichts mit Nostalgie oder guter Grafik zu tun hatte, was Phil Harrison eine passende Bühne gab, die Bedeutsamkeit der Zusammenarbeit Microsofts mit externen Entwicklern anzupreisen. Für die Xbox One enthüllte er eine spezielle Minecraft-Ausgabe, um im Anschluss Remedys Sam Lake auf die Bühne zu bitten. Der gezeigte Spielausschnitt des Xbox-One-exklusiven Quantum Break - einem Spiel mit begleitender beziehungsweise ergänzender TV-Serie - sah spitze aus. Protagonist Jack Joyce hat ein fehlgeschlagenes Experiment überlebt, in dessen Folge für ihn (?) die Zeit stottert und stillsteht. Praktisch wird das in de Moment, in dem er einen in der Zeit eingefrorenen Raum betritt, der gerade explodiert.
"60 Sekunden", weist ihn seine weibliche Begleitung an und er bahnt sich seinen Weg durch die in der Luft stehenden Glasscherben zum Opfer der Detonation. Durch seine Berührung holt er die Frau aus ihrer temporalen Gefangenschaft. Der folgende Dialog zeigt ausgezeichnete Gesichtsanimationen, wenngleich The Last of Us nicht unbedingt übertroffen wird. Dennoch ein gut anzusehendes Spiel. Mit ein wenig aus dem Zusammenhang gerissenen Bekundungen über gestohlene Wissenschaftsexperimente ist die Demo auch schon wieder vorbei. Das zweite Mal, dass Remedy ein bisschen zu wenig zeigt. Aber wie gesagt: Auf Pressekonferenzen gelten eigene Regeln.
Kurz darauf gab es Swery65's (Deadly Premonition) neuen Titel D4 kurz zu sehen - eine episodische Murder Mystery im Cell-Shading-Stil, das in bester Tradition dieses Entwicklers grafisch mindestens eine Generation hinter der Zielplattform hinterher hinkt. Im Fall dieses kreativen Querkopfes heißt das aber nichts. Swery-Spiele sind immer eine Reise wert. Ansonsten war der Trailer zu kurz, um irgendeine Aussage zu treffen, die "Microsoft kümmert sich um die kleinen Entwickler" übersteigen würde.
Funkenflug am Swimmingpool
Im Anschluss wurde Project Spark gezeigt, Microsofts Version eines LittleBigPlanet, die mit Smartglass und Kinect-Sprachsteuerung vornehmlich in der Bedienung neue Impulse zu setzen versuchte. Die in der anschließenden Video-Montage gezeigten möglichen Spielvarianten aus Gamer-Hand hätten allerdings auch von Media Molecule kommen können, wenn die alle ihre Stilbeauftragten entlassen hätten. Nicht falsch verstehen. Es sah solide aus, aber einen zweiten Sackboy haben wir hier nicht gesehen. Und die schwach eingeübten Scherz-Dialoge der beiden Vorspieler waren vielleicht der Tiefpunkt der Präsentation.
Auch die Xbox One wird nämlich eingebaute Sharing-Funktionen für Gameplay-Videos bieten, und zwar in Kollaboration mit der führenden Plattform dafür: Twitch.tv.
Und auch, wenn wir dieses spezielle Tal noch nicht ganz durchfahren hatten und noch etwas mehr dröge einstudiertes Gezanke zweier MS-Angestellten zu ertragen hatten, die sich linker und rechter Hand von Marc Whitten ein Killer-Instinct-Match lieferten, konterte die Windows-Firma einen von Sonys größten Trümpfen in dieser Phase gekonnt aus: Auch die Xbox One wird nämlich eingebaute Sharing-Funktionen für Gameplay-Videos bieten, und zwar in Kollaboration mit der führenden Plattform dafür: Twitch.tv. Mit "Game DVR" werden Clips aufgezeichnet, die man im "Upload Studio" dann hochlädt.
Das klingt schon deutlich konkreter als bei Sony, wo einem nur versprochen wird, dass mittels der Share-Taste die letzten 15 Spielminuten magisch im Netz erscheinen. Und "Upload Studio" lässt zumindest auch Bearbeitungsmöglichkeiten vermuten, von denen bei der Konkurrenz noch überhaupt nichts zu hören war. Hier sind sich beide Firmen anscheinend einig, dass das Aufnehmen und Teilen von Spielmaterial auch auf Konsolen Einzug halten kann und wird. Wir sehen dann spätestens im Herbst, ob sie sich da verschätzen. Weitere Ankündigungen, die nicht direkten Spielbezug hatten: Microsoft-Punkte als digitale Währung werden demnächst zu Grabe getragen und das Freundeslimit von 100 Online-Kumpels wird aufgehoben. Nett, aber beides im Grunde überfällig.
In dieselbe Kategorie fällt der neue Titel des Panzer-Dragoon-Machers Crimson Dragon. 2011 als Project Draco angekündigt liefert der Rail-Shooter ein exotischer Ballererlebnis auf dem Rücken des titelspendenden Flugreptils. Wer jemals einen der spirituellen Vorläufer aus der Tastatur von Yukio Futatsugi gespielt hat, weiß genau, was ihn erwartet. Der Trailer auf der PK konnte wegen eines Soundproblems leider nicht ganz die magische Wirkung entfalten, die man von der Reihe kennt. Trotzdem schön, dass MS Vertrauen in die Macher setzt.
Aus dem Kaufhaus an die frische Luft
Nach zwei Mal The Walking Dead, Techlands zweitem Inselausflug, State of Decay und The Last of Us bin ich fürs erste am Ende mit Zombies.
Nach zwei Mal The Walking Dead, Techlands zweitem Inselausflug, State of Decay und The Last of Us bin ich fürs erste am Ende mit Zombies. Für Capcom Vancouver, ehemals Blue Castle, gilt das allerdings nicht. Denn mit Dead Rising 3 kündigten sie einen Open-World-Zombietitel an, der die Markenzeichen der Reihe - gewaltige Horden Untoter und abgefahrene Mordswerkzeuge - optisch in die neue Generation holt. In erster Linie bemerkenswert war hier allerdings die Xbox One Exklusivität. Es ist bestimmt ein gutes Spiel, aber auch eines, das ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, wenn es hier vornehmlich ums Schnetzeln geht, während man sich andernorts vor diesem Szenario schon viel dringlichere Fragen stellt. Ach, und es hat Smartglass-Unterstützung, wenn man etwa mit dem Smartphone Artillerie-Unterstützung herbeifunkt. Ab diesen Winter, wenn es euch anders geht als mir und euch vielleicht sogar der überernste Ton vieler aktueller Endzeitspiele auf den Geist geht.
Weiter ging es mit CD Project Red, deren The Witcher 3 - The Wild Hunt in einem langen Gameplay-Trailer ausgiebig prämierte. Und es gab Meerjungfrauen! Optisch ziemlich opulent, wie man es nicht anders von dem Studio gewohnt ist, wenngleich PC-User nach dem umwerfenden zweiten teil hier nicht wirklich einen Generationensprung ausmachen dürften. Trotzdem sicher eines der Highlights der Präsentation.
DICE' Patrick Soderlund war der nächste, der mit Soundproblemen zu kämpfen hatte und sah im Anshcluss an die Präsentation etwas angefressen aus. Am Spiel hat's nicht gelegen, lieferte Battlefield 4 mit Frostbite-3-Unterstützung auf einem auseinanderbrechenden Flugzeugträger doch die Sorte Spektakel ab, die man schon vom dritten Teil erhofft hätte. Klar, das hier ist mittlerweile Call-of-Duty-Grund, den man hier beackert, wenn Jagdjets ein Flugdeck in Schräglage herunterpurzeln und dabei auseinanderfallen, aber es sieht halt konkurrenzlos gut aus und läuft sogar mit 60 Bildern pro Sekunde. Das hat wohl keiner in der Form erwartet. Eine weitere Parallele zu Call of Duty war die angekündigte Zeitexklusivität des ersten Battlefield-4-DLCs, Second Assault. Für Microsoft ein echter Gewinn, auch wenn es auf DICE nicht unbedingt das beste Licht wirft, nach der Hollywood-Action nun auch in Sachen Veröffentlichungspolitik mit Activision gleichzuziehen.
Ein Spiel später hatte Microsoft dann seinen Jonathan-Blow-Moment, auch wenn Capybara mehr als Designerkollektiv bekannt ist, als für singuläre Spiele-Persönlichkeiten.
Offene Arme für kleine Entwickler
Ein Spiel später hatte Microsoft dann seinen Jonathan-Blow-Moment, auch wenn Capybara mehr als Designerkollektiv bekannt ist, als für singuläre Spiele-Persönlichkeiten. Dennoch wurde mit Below ein intimes kleines Indie-Roguelike gezeigt, dass wirklich einen verdammt hübschen Eindruck machte. Und wenn Jim Guthrie (u.a. Indie Game - The Movie) die Musik komponiert, weiß man, dass auch die Ohren exzellent bedient werden. Ein schöner, leiser Moment nach all dem opulenten Geballer.
Was in Zukunft von Black Tusk zu erwarten ist, einem von fünf eigens auf Xbox-Exklusiventwicklungen angesetzten Studio, lässt sich anhand des gezeigten kurzen Technik-Schnipsels unterdessen nicht sagen. Eine Skyline, ausgiebiges Feuerwerk, und ein finsterer Agent, der sich von einem Hochhaus abseilt und eine Wache ausschaltet. Sah nicht nach einem wirklichen Spiel aus und auch das Art-Design hatte nicht wirklich einen eigenen Daumenabdruck. Warten wir es ab.
Den vermeintlich größten Moment des Microsoft-Abends stand dann mit dem stimmungsvollen Trailer eines neuen Halo bevor, von dem man sich im Vorfeld nicht sicher sein konnte, dass es ihn überhaupt geben würde. Gut sah er aus, war nach Teil 4 von der Atmosphäre her erfrischend anders - und erneut die magischen 60 Bilder pro Sekunde. In Zeiten, in denen man die Hoffnung schon aufgegeben hatte, die Entwickler würden jemals wieder visuelle Pracht hinter der Performance zurückstellen, setzte MS hier eine Reihe wichtiger Zeichen. Dedizierte Server und - da ist es wieder - Cloud Computing wurden von 343's Bonnie Ross ebenfalls noch einmal in den Raum geworfen, bevor Microsoft endgültig ernst machte.
Zur Kasse bitte
Gemeint ist natürlich der Preis und mit 499 Dollar, die selbstverständlich 1:1 in Euro umgerechnet werden, verleitet er nicht gerade zu Freudensprüngen. Zur Erinnerung: 2005 kostete die Xbox 360 in der Premium-Ausführung 100 Euro weniger. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass jeder One ein Kinect der zweiten Generation beiliegt, das Microsoft natürlich nicht verschenken kann. Die Frage ist nur,ob das auch den Usern der Aufpreis wert ist.
Es ist vermutlich dieser Frage geschuldet, dass die Veranstaltung nicht hierauf schloss, sondern auf der Enthüllung eines heiß im Vorfeld diskutierten Spiels. Titanfall von den Ex-Infinity-Ward-Leuten von Respawn Entertainment, mit dessen Xbox-One-Exklusivität man noch Mitte letzter Woche so wohl nicht gerechnet hätte, wurde ausgiebig gezeigt. Interessantes Detail:Das Spiel erscheint über EA, was es nach Capcoms Dead Rising 3 zum zweiten exklusiven Titel eines ausgewiesenen Multiplattform-Anbieters macht. Eine Taktik, die durchaus aufgehen könnte. Das Spiel selbst sah technisch zwar noch nicht ganz danach aus, als sei es komplett auf der Höhe. Aber Multiplayer-Action mit Mechs und offenen Schlachtfeldern geht eigentlich immer und spätestens, als sich der Spieler per Schleudersitz aus seinem qualmenden Mech schoss, um direkt den eines Feindes zu übernehmen, hatte Titanfall bei mir einen Stein im Brett.
Es wäre gelogen, zu behaupten, mit dem Gefühl aus der Vorstellung gegangen zu sein, dass hier gerade Weltbewegendes passiert ist. Trotzdem hat Microsoft seine Schuldigkeit getan, die Leute reden fürs erste wieder über Spiele. Von denen gab es massig, noch dazu in einer Bandbreite, die man nicht so oft zu Gesicht bekommt. Warten wir ab, ob der Konzern in den kommenden Monaten Smartglass-Einbindung und cloud-gestütztes Gameplay besser kommunizieren kann.