E3 2019 – 18 Messeankündigungen, die niemals herauskamen
Welche Spiele wird es wohl dieses Jahr treffen?
Das Spielejahr ist lang, die Menge an Veröffentlichungen mittlerweile arg unübersichtlich und es scheint nicht weniger zu werden, weil immer mehr Leute mit dem Spielen anfangen. Man kann schon mal den Überblick verlieren, vergessen, was wann herauskam, wer was versprach, und was wann eigentlich kommen sollte.
Die E3 aber ist anders, egal ob es sie nächstes Jahr noch gibt oder nicht. Sie vergisst nicht. Geschönte erste Bewegtbilder auf einer E3-Ankündigungsleinwand zum Beispiel, die Jahre später, bei erscheinen des Titels auf ihren tatsächlichen Wahrheitsgehalt abgeklopft werden. Oder die Spiele, die irgendwann mal angekündigt wurden, einige mit mehr Trara als andere, und dann nie herauskamen, weil sie entlang des Entwicklungsweges in irgendeinem Shareholder-Meeting den Stecker gezogen kamen.
Hier eine traurige und, wenn wir nicht irgendwas vergessen haben, fast komplette Auswahl an Spielen, die nicht sein durften. Ich bin sicher, in einigen Fällen ist es besser so. In anderen ...
Scalebound (2014)
Ja, das ist fünf Jahre her. Platinum Games macht für Microsoft Third-Person-Action mit einem dynamischen Duo aus Drache und Kopfhörer-Hipster? Ich wäre immer noch dabei, auch wenn das Ding erst totgeschwiegen, dann gecancelt und schließlich leider nur in Gerüchten wiederbelebt wurde, es könnte vielleicht für Switch erscheinen.
Hat sich leider (vermutlich/natürlich/vielleicht doch nicht) als Quatsch herausgestellt, wenn uns nicht jemand gehörig verladen hat. Der ehemalige Creative Producer Jean Pierre Kellams kann sich das Revival jedenfalls aus Lizenz- und technischen Gründen nicht vorstellen. Ich weiß, ihr behaltet dennoch einen Funken Hoffnung. Gut so. Was wären wir ohne?
Phantom Dust (2014)
Mal wieder von Microsoft. 2014 muss in der Xbox-Abteilung wirklich kein gutes Jahr für E3-Ankündigungen gewesen sein. Komplett gruslig standen die Vorzeichen hierfür nicht: Das Original war 2004 eines der besseren Spiele der ersten Xbox, aber ich bin sicher, der eine oder andere musste googeln, als er die Ankündigung im Saal vernahm. Denn ganz so viel Eindruck hatte der Mix aus Action und Taktik jetzt auch nicht hinterlassen. Der Trailer war trotzdem ganz cool aussehender übernatürlicher Hokuspokus, den man sonst eher von Square Enix erwartet hätte. Microsoft trennte sich 2015 vom mittlerweile aufgelösten Studio Darkside. Phil Spencer tut allerdings immer noch so, als wäre man mit der Marke nicht am Ende.
Criterions namenloses Spiel (2014)
Ich bin mir sicher, EA fand irgendwo Verwendung für die imposante Technik, die Criterion da zeigte, ohne einen Namen draufzupappen. Die Fahr-, Flug-, Alles-Action aus der Ego-Sicht sah durchaus aufregend aus, wenngleich diese Sorte Trailerformat natürlich grundsätzlich lügt. Auch in den Jahren danach folgte kein Name und wenn man heute wen dort fragt, weiß vermutlich niemand mehr was man meint. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, was Criterion gerade macht, außer DICE bei Battlefield V zu helfen. Ich würde "schade" sagen, wenn ich wüsste, was mir hier durch die Lappen gegangen ist.
Black Tusks namenloses Agentenspiel (2013)
Black Tusk? Klingt nach einem Namen, den man irgendwie kennen müsste, oder? Gut möglich, ist das doch der Gründungsname des Studios, das mittlerweile als The Coalition für Gears of War verantwortlich ist und dort einen guten Job macht. Bei jedem anderen Studio wäre ich traurig darüber, wenn man es an eine bekannte Marke fesselte, die sich einst ein anderer Entwickler ausdachte. Aber was 2013 auf der E3-Bühne gezeigt wurde, war an generischem "Hey, Agenten, die geheimes Zeug machen, sind cool" kaum zu überbieten. Spionage von der Stange, so austauschbar wie Archers taktische Rollkragenpullover. Nicht schade drum, schätze ich.
Fable Legends (2013)
Ganz schwieriger Fall. Ich bin der Letzte, der Fable als Koop-Titel sehen wollte. Trotzdem hörte man aller Orten, dass dieser gemeinsame actionreiche Dungeon-Crawl durchaus Spaß machte. Das Spiel war sogar recht weit fortgeschritten, einige Betas oder Alphas (wer weiß das schon so genau, vor allem nicht die Entwickler) liefen ordentlich und dann ... war Legends im Frühling 2016 auf einmal eingestellt und Lionhead dicht. Aber wie das so ist: Manchmal funktionieren Beziehungen nicht mehr. Und die von Microsoft und Lionhead schien nicht erst seit Molyneuxs Kinect Experimenten nicht mehr im Lot zu sein.
FEZ 2 (2013)
Hier gab es nichts zu sehen. Außer einem Logo, bei dem das Herz höher schlug, denn Fez war einfach phänomenal. Und dann ist Phil Fish explodiert (er war ein Heiliger). Zumindest ist das meine Erinnerung daran. Weiß da jemand Genaueres?
Star Wars 1313 (2012)
Das eine Spiel, das wir dringend wollten und nicht haben durften. Und dann kam das andere, von Amy Hennig und Jade Raymond, das wir fast noch mehr haben wollten und noch weniger haben durften. Na ja, macht ja nichts. Jetzt kriegen wir ja Jedi: Fallen Order von Respawn. Wir kriegen doch Jedi Fallen Order von Respawn, oder?
1313 sah aber auch zu cool aus. Eine echte Schande, das.
Bioshock Vita (2011)
Mehr als Ken Levine, der ein wenig zerknautscht und betont beiläufig auf der E3-Bühne bekundet, man spiele gerade mit einer Idee herum - um dann eine PlayStation Vita aus der Gesäßtasche zu ziehen, gab es zu Bioshock Vita nie. Ich bin ziemlich sicher, es blieb bei der Idee. Aber immerhin wissen wir mittlerweile, was es wohl geworden wäre und woran es gescheitert ist: Ein rundenbasiertes Strategiespiel im Rapture vor dem Untergang, nach Final Fantasy Tactics-Art. Nach Irrational Games' Freedom-Force-Spielen war das auch sehr naheliegend. Leider konnten sich Sony und 2K aber nie über die Modalitäten einigen. Schade, dass es so sang- und klanglos verschwand.
Prey 2 (2011)
Was hier passierte, ist Geschichte. Ich glaube, aus dieser Liste regte nur Star Wars 1313 dermaßen die Fantasie an wie das, was Human Head Games seinerzeit als Prey 2 präsentierte. Ich finde Arkanes Reboot zwar ebenfalls extrem gelungen, aber man kann gute Argumente dafür finden, dass dies hier der spannendere Entwurf, weil ambitioniertere war, als das unfassbar routinierte und gut erzählte, aber letzten Endes auch erwartbare Quasi-System-Shock, das dann daraus wurde. Aber hey, es hätte uns wahrlich schlimmer treffen können, als trotzdem noch eines der besten Spiele des Jahres anstelle von diesem hier zu bekommen.
Contra (2011)
Das hätte sich Konami sparen können: Nur einen Screen mit dem brennenden C, um zu signalisieren, ein neues Contra kommt - das hatte die Action-Legende, hierzulande besser als Probotector bekannt, nicht verdient. Keine Ahnung, was daraus wurde, wenn es jemals etwas war. Es mag eine dieser klassischen Marken sein, an denen die Zeit uneinholbar vorübergezogen ist. Aber ohne, dass es mal einer probiert, werden wir es nie herausfinden. Ich fürchte, hierfür ist es zu spät.
Brothers in Arms: Furious 4 (2011)
Das hier und Fuse waren zwei populäre Beispiele, wie schlecht eine gewisse Gattung der Spezies Core Gamer seinerzeit auf stilisierte Grafik reagierte (ist das immer noch so?). Nachdem Gearbox für Ubisoft eine humorige Version seines Weltkriegs-Taktikshooters vorstellte, war das Echo alles andere als gut. Ob es an dem Aufschrei einiger bestimmter Leute lag, oder ob doch Mr. Caffeine mit dem Verschwinden des Projekts etwas zu tun hat, der die verhängnisvolle E3-Show moderierte, haben wir selbstverständlich Gearbox gefragt. Zur Stunde warten wir noch auf die Antwort.
Innergy (2010)
Oh Junge, Ubisoft hatte so manches Jahr kein gutes Händchen mit E3-Moderatoren, oder? Ich hätte allerdings schwören können, dass Joel McHale erst nach Mr. Caffeine für das französische Unternehmen auf die Bühne stieg, nicht davor. Nun denn, ich bin ziemlich sicher, von euch erinnern sich genauso wenige an diese gamifizierte Atemübung samt Innergy-Fingersensor wie hier in der Redaktion. Zugutehalten muss man Ubisoft, dass sie schon einen Schritt weiter waren als Nintendo mit seinem Vitality Sensor. Das Problem: Wenn schon Nintendo keine Ahnung hat, wie man den Spaß in einer Sache finden soll, dann ist dort mit ziemlicher Sicherheit auch nichts zu holen. Kein Wunder, dass wir Innergy nie wieder gesehen haben.
Project Milo (2009)
Meine Dunkle Seite stellt sich immer noch vor, wie eine empfindsame KI, die sich für ein menschliches Kind hält, Black-Mirror-artig auf einer Festplatte versauert und darauf hofft, dass irgendjemand über das Kabel stolpern möge, das seinen Server mit Strom versorgt. Gute Güte, könnt ihr euch vorstellen - mit dem Wissen von heute - was für ein Krampf das hier zu spielen gewesen wäre?
Vitality Sensor (2009)
Siehe oben bei Innergy. Sehr untypisch für Nintendo, etwas anzukündigen, das kaum über den Stand einer Idee hinauskommt. Vermutlich eine Folge des Höhenflugs, nachdem sie mit der Wii so gut wie nichts falsch machen konnten und eigentlich abstruse Sachen wie Wii Sport und Balance Board in aller Munde waren. Einen Versuch war es wert. Glaube ich? Wie schon gesagt: Wenn einer hier den Spaß findet, dann Nintendo. Es hat nicht sollen sein.
Hier zur Auffrischung. Vorsicht, Iwata-Feels incoming!
Project H.A.M.M.E.R (2006)
Nun gut, sie haben nicht alles richtig gemacht. Lapidarer als Project Hammer (und nein, für die Interpunktion ist mir mein Leben zu kurz) kann man einen Titel auf der E3 nicht ankündigen. Ob Reggie wohl damals schon geahnt hat, was kommen würde?
Eight Days (2006) und The Getaway 3 (2005)
Mensch, was weiß ich, wie The Getaway jemals einen dritten Teil genehmigt bekommen hat. Was ich weiß, ist allerdings, dass Sony London Studio hier zwei (vermutlich) räudige Jahre hinter sich hat, denn beide Titel wurden nach ihren E3-Ankündigungen erst ein wenig totgeschwiegen, bevor 2008 ihre Einstellung bekannt wurde. Für die Beteiligten tut's mir leid und technisch war vor allem die untenstehende Picadilly-Szene recht beeindruckend.
Eyedentify (2005)
Ehrlich gesagt ... das hier würde ich mir heute sogar anschauen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das Spiel, in dem man gewissermaßen den Charlie in Charlies Anime-Angels gibt und per PlayStation-Eye-Kamera mit zwei anpackenden Damen in sicherlich komplett professioneller Geheimagenten-Verbindung steht, den Bechdel-Test bestehen würde. Es war nicht komplett humorlos gehalten, sicherlich kein bisschen creepy ... und dann wieder ohne Weiteres von der Bildfläche verschwunden.
Starcraft Ghost (2002)
Ihr wusstet, dass das kommen würde, oder? War eigentlich auch klar, nachdem kürzlich bekannt wurde, dass Blizzard mal wieder ein Action-Spiel im Starcraft-Universum gecancelt hat. Starcraft Ghosts Ende ist vor allem deshalb legendär, weil der Spin-off-Gedanke und der Perspektivwechsel von der Top-Down-Strategie runter bis über die Schulter damals noch ein frischer Gedanke war. Guckt man sich das heute an, ist es auch nur ein Third-Person-Mördersimulator unter vielen, aber wir mochten damals den Gedanken, diese Welt und ihre Geschichten aus so kurzer Distanz zu erleben. 2006 war es dann offiziell auf Eis, bevor Mike Mohairme 2014 endlich den letzten Sargnagel in diese Kiste schlug.
Wie ihr seht, werden immer wieder Spiele angekündigt, die niemals wirklich herauskommen. Rein statistisch gesehen dürften auch dieses Jahr wieder ein paar mit dabei sein. Was denkt ihr wen es dieses Jahr treffen wird?
Der eine oder andere ebenso widerwillige wie unwissentliche Bewerber dürfte sich leider auch auf diesen Terminen der E3 Pressekonferenzen und Streams wiederfinden. Wir drücken die Daumen, dass alles gut ausgeht.