EA Sports Active
Feel the burn!
Meinen Keller könnte man als „Friedhof der Sportgeräte“ bezeichnen. Alle paar Monate kommt der Rappel, mit ein paar Wochen Aufwand ein paar Pfunde loszuwerden. Die Motivation an mechanischen Bewegungsabläufen lässt dann trotz bester Vorsätze schneller nach als die Kilos purzeln, und am Ende läuft es wieder auf eine solide Diät hinaus, um nicht komplett in Ruben'schen Rundungen aufzublühen. Also zieren diverse Forlterbank-artige Geräte einen viel zu kleinen Raum unter dem Haus und harren der Müllabfuhr, die sie eines Tages wohl beseitigen wird. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist EA Sports Active viel praktischer: Es passt einfach und bequem in jede haushaltsübliche Mülltonne.
Ha! Gelinkt! Ihr habt jetzt sicher gedacht, dass es nun mit dem fröhlichen Flop-Bashing losgeht. Aber weit gefehlt. Nur weil Electronic Arts Wii-Fit Konkurrenten bei mir letzten Endes kein anderes Schicksal droht als den anderen Fitnessgeräten, heißt das nicht, dass das Programm nicht taugen würde. Ganz im Gegenteil, es kommt meiner eigenen Vorstellung eines Trainingsablaufes weit mehr entgegen als es das doch recht behäbige Wii Fit tut.
Ich bin persönlich halt nicht so der Yoga-Typ und kann dem Sonnengruß auch nach der vielfachen Wiederholung nichts abgewinnen. Die Minispielchen reizten halt mal kurz, aber am Ende blieb es beim Jogging, und dafür brauchte man kein Balance Board. Dieses wird zwar auch von EA Active unterstützt, sein persönliches Gimmick kommt aber mit weit weniger Technikaufwand aus.
Es ist ein recht simpler Beingurt, in dessen Tasche Ihr das mit der Mote verbundene Nunchuck steckt. Auf diese Weise registriert Active relativ genau Eure Beinbewegungen. Nun, zumindest die eines der Beine. Die Kabellänge ist bei normalgroßen Menschen für alle Übungen ideal und der Umfang des Beingurtes reichte bei mir aus. Und ich habe keinen zierlichen Schenkel.
Aus der handlichen Packung fallen Euch noch ein seltsames orangefarbenes Gummiband und ein paar Nylongriffe entgegen. Das alles lässt sich zu dem Grundgerüst moderner westliche Frauen-Fitness schlechthin umformen, zumindest wenn man(n) ein paar einschlägigen Texten darüber vertrauen darf. So gerüstet müsst Ihr natürlich noch ein wenig für Bewegungsraum um Euch herum sorgen. Zweieinhalb Meter in der Breite und anderthalb in der Tiefe müssen es sein, die von jeglichen Ming-Vasen, böhmischen Familienkristall oder wertvollen Gemmen-Sammlungen befreit werden sollten. Dann heißt es CD rein und los geht’s. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Active scherzt nicht, lungert nicht mit Minispielchen herum und tut auch an keinem Punkt so, als wollte es gern ein Videospiel sein. Ihr müsst nichts freischalten, sondern erstellt Euch in fünf Minuten ein Profil und legt auf Wunsch sofort mit einem 30-Tage Schnell-Fit-Kurs, zusammengestellt von Oprahs persönlichem Trainer, los. Joggen macht den Anfang für fünf Minuten zum Anwärmen, danach Seitwärtsausfallschritte, Boxen, Sprungübungen, mit dem Band werden die Arme gestreckt und belastet. Dann noch mal Joggen, weiter mit einer Liegestützabwandlung, mehr Hüpfereien und schließlich noch einmal Laufen abgeschlossen durch einen ruhigen Trab auf der Stelle. Entschuldigt mich, ich geh mal kurz kollabieren.
Wii Fit wirbt damit, Spaß an der Bewegung ganz locker und ohne Zwang zu vermitteln. Active mimt den Personal Trainer, der Euch auf Wunsch hart ran nimmt und schon nach einer halben Stunde so richtig schwitzen lässt. Solltet Ihr keine Lust auf die 30 Tage haben, dürft Ihr Euch leicht und gezielt selbst ein Programm aus ungefähr 30 Übungen kreieren. Das Balance Board bleibt dabei strikt optional und auch wenn sich mit ihm ein paar der Übungen geschickt variieren lassen, könnt Ihr locker ohne den langen Weg zur physischen Fitness antreten.
Macht nicht den Fehler, dieses Programm mit einem echten Videospiel zu verwechseln. Active schlägt diesen Weg noch weit weniger als das verspiele Wii Fit ein. Es gibt nichts zu gewinnen, außer Gesundheit und vielleicht ein paar Jahre mehr Lebenszeit. Dafür muss man arbeiten. Ihr werdet nicht ständig zugequatscht, die Übungen folgen Schlag auf Schlag und es geht einfach nur darum, den Burn zu fühlen. Sport halt. Habt Ihr einfach keinen Platz für ein Fitness-Gerät oder sucht einfach ein wenig Abwechslung, dann gibt es derzeit kaum etwas Besseres und Effektiveres als EA Sports Active.
EA Sports Active ist ab sofort für die Wii zu haben. Mit 50 Euro liegt es deutlich unter Wii Fit, bringt aber auch weniger Hightech mit: In der Kiste findet Ihr das Fitnessband und den Beingurt als Accessoires. Diesen Pack könnt Ihr auch für etwa 20 Euro einzeln für einen weiteren Trainingspartner dazukaufen.