EA spricht über den "inakzeptablen" Battlefield-4-Launch
Im Anlauf auf Hardline will DICE die Art ändern, wie es Spiele macht.
EA hat sich zu dem, den Worten seines Chefs nach, "inakzeptablen" Launch von Battlefield 4 geäußert - und schildert nun den neuen Ablauf, der dazu führen soll, das so etwas noch einmal passiert.
In detaillierten Interviews mit Eurogamer sagten sowohl EA CEO Andrew Wilson als auch DICE General Manager Karl-Magnus Troedsson, dass die Entwicklungs-Teams hinter der Battlefield-Reihe ihre Lektion auf die unangenehme Art gelernt hätten. Battlefield startete in einem Zustand, den viele Spieler als "defekt" bezeichneten.
Battlefield 4 erschien letztes Jahr für PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und Xbox One und machte sich auf Next-Gen-Konsolen 60 FPS und 64 Spieler zum Ziel. Zum Start trat aber eine ganze Reihe Probleme auf, besonders im Mehrspielermodus. Viele konnten überhaupt nicht spielen.
Das Problem wurde so schlimm, dass DICE im Dezember die Arbeiten an allen Erweiterungen und "zukünftigen Projekten" stoppte, um mit gesamter Mannschaftsstärke die Probleme zu beheben.
"Im Sinne der Transparenz: Es war kein Server-Problem im Fall von Battlefield 4", so Andrew Wilson gegenüber Eurogamer. "Es war ein Client-Problem. Mittlerweile spielt sich das Spiel ausgesprochen gut und die Leute haben außerordentlich viel Spaß. Ich spiele es immer noch."
Was lief also schief? Wilson sagt, das Spiel litt unter seinen Ambitionen.
"Bedenke, was Battlefield 4 war: 64 Spieler, gigantische Maps, 1080p und Levolution veränderte das Gameplay-Design auf frische Weise. Die Möglichkeit, dass einem etwas während der Entwicklung entgeht, besteht immer. Und dann landet man in einer Situation wie mit Battlefield 4.
"Für mich war diese Situation inakzeptabel. Für das Team war sie inakzeptabel. Wir haben seither unermüdlich gearbeitet, um zu garantieren, dass das Spielerlebnis so gut wird, wie es schon zum Start hätte sein sollen. Wir konzentrieren uns darauf und bleiben dabei, unserer Spielerbasis Mehrwert zu liefern.
"Aber wenn man so etwas macht, gibt es niemals eine Garantie. Es wäre unehrlich von mir, hier zu sitzen, und zu behaupten, wir würden nie wieder ein Problem haben, denn das würde auch bedeuten, dass wir niemals wieder Grenzen sprengen werden. Wir wollen nicht diese Sorte Firma sein. Ich will in einer Firma arbeiten, die daraufhin arbeitet, führend zu sein, zu innovieren und kreativ zu sein. Aber man kann Maßnahmen einleiten, die einem eine bessere Handhabe und einen besseren Überblick über mögliche Herausforderungen verschaffen."
Wilson sagte auch, dass EA nun versucht, die "endgültige" Version des Spiels früher fertigzustellen und so den Entwicklern mehr Zeit zu geben, sie zu testen.
"Man kann Entwicklungszyklen verlängern", so Wilson. "Man kann einen längeren Zeitrahmen zwischen letzter Version und Verkaufsstart einräumen, um ausführlichere Tests durchzuführen. Man kann den Entwicklungsvorgang anpassen, damit man stabilere Build-Voraussetzungen über die gesamte Entwicklung hinweg etabliert. Man kann Betas früher beginnen, damit die Leute es schon früher auf die Probe stellen können."
"Wir haben unseren Entwicklungsprozess umgestellt, die Entwicklungs-Timelines verändert und die Test- und Betavorgänge modifiziert, damit diese Probleme nicht noch einmal auftreten."
Seit dem Start von Battlefield 4 sah sich EA immer wieder der Anschuldigung ausgesetzt, das Spiel sei überstürzt veröffentlicht worden, um zum Verkaufsstart von PlayStation 4 und Xbox One im Laden zu stehen. DICE hätte mehr Zeit zum Testen bekommen müssen.
Wilson wehrt sich jedoch dagegen und besteht darauf, dass DICE mehr als genug Zeit hatte, an dem Spiel zu arbeiten. Stattdessen verweist er auf die Herausforderungen einen Next-Gen Konsolenstarttitel zu erschaffen.
"DICE hatte dieses Mal viel Zeit", so Wilson. "Hardline hatte drei Jahre. Die Situation letztes Jahr war eine einzigartige. Ich will nicht bestreiten, dass wir für die Probleme verantwortlich sind - wir stehen dazu, sind dafür verantwortlich und haben unermüdlich daran gearbeitet, die Situation zu beheben. Aber wenn man ein Spiel auf einer unfertigen Plattform und unfertiger Software entwickelt, gibt es einige Dinge, die man bis zur letzten Minute nicht erledigt bekommt, weil die Plattform noch nicht bereit war.
"In Battlefield 4 pushten wir all diese Innovationen und vieles davon konnten wir erst spat in der Entwicklung testen. Ich bin überzeugt, die Situation war einzigartig."
Wilson sagt, EA hatte zwei Möglichkeiten mit Battlefield 4: Entweder man versucht, Grenzen zu sprengen oder man geht auf Nummer sicher. Letzteres ist ein kaum verleierter Seitenhieb auf den Wettbewerber Activision, dessen Call of Duty: Ghosts letztes Jahr im gleichen Zeitfenster erschien wie Battlefield 4.
"Man kann auch den sehr konservativen Weg wählen, den einige Leute in der Industrie eingeschlagen haben, und mit seinem Spiel keine dieser Probleme zu haben. Aber dann bekommt man auch die Rückmeldung, dass es sich genauso anfühlt wie immer."
„Oder du könntest die Grenzen sprengen und in der Situation enden, in die wir gerieten. Nichts davon ist gut. Ich wäre trotzdem gern in der Firma, die die Grenzen sprengt."
"Man kann auch den sehr konservativen Weg wählen, den einige Leute in der Industrie eingeschlagen haben, und mit seinem Spiel keine dieser Probleme zu haben. Aber dann bekommt man auch die Rückmeldung, dass es sich genauso anfühlt wie immer."
EA-Chef Andrew Wilson
Für DICE war die Veröffentlichung von Battlefield 4 besonders problematisch, da sie den Ruf des Studios beschädigte.
„War ich wegen der Reaktionen überrascht? Nein. Waren wir etwas überrascht vom Zustand des Spiels? Ja, sicher", sagt DICE-Chef Karl-Magnus Troedsson zu Eurogamer.
„Aber deswegen haben wir so gewissenhaft daran gearbeitet, das aus der Welt zu schaffen. Es hat eine Menge daran geändert, wie wir an gewisse Dinge herangehen."
„Einige Leute im Studio haben das sehr persönlich genommen. Es führte zu einigen sehr kniffligen Diskussionen darüber, was wir hier tun. Wir schauen nach vorne, nicht mehr nach hinten, und sagen 'OK, was nehmen wir aus diesem abhärtenden Erlebnis mit und was bedeutet das für unser weiteres Vorgehen?'"
„Wir werden in Zukunft mehr dazu sagen, aber wir haben definitiv viel gelernt."
Kommen wir zu Battlefield: Hardline, das im Oktober 2014 erscheinen soll - ein Jahr nach Battlefield 4.
Sowohl Wilson als auch Troedsson sagen, dass Hardline, entwickelt vom Dead-Space-Studio Visceral in Kooperation mit DICE, von drei Jahren Entwicklungszeit profitiert und all die Verbesserungen habe, die an Battlefield 4 in den letzten acht Monaten vorgenommen wurden. Man möchte damit Probleme zum Launch verhindern.
Der Start der Closed Beta von Battlefield-Hardline fünf Monate, bevor das Spiel erscheint, ist ein Teil von EAs neuem Entwicklungsprozess - ausgelöst von Battlefield 4 im letzten Jahr.
„Wie stabil ist der Server? In welchem Zustand befindet sich der Client? Das ist nur ein Beispiel dafür, was wir veränderten, nach dem, was mit BF4 passierte", sagt Troedsson.
Während EA von Hardline einen Hit erwartet, weiß man auch, dass es Skepsis ernten wird - zu recht -, und zwar von jenen, die sich von Battlefield 4 ausgebrannt fühlen. Die Foren sind übersät mit Kommentaren von Fans, die sagen, sie seien sich nicht sicher, was Hardline angeht. Oder die es im schlimmsten Fall komplett überspringen wollen.
Für DICE ist der Launch von Hardline eine entscheidende Möglichkeit, der Community zu beweisen, dass man auf das Feedback hört - positives und negatives - und entsprechend handelt.
„Selbstverständlich ist das ein Schwerpunkt für uns, wenn es um Weiterentwicklung geht", sagt Troedsson. „Das ist nichts, was wir auf die leichte Schulter nehmen. Es wäre falsch von uns, dies nicht ernst zu nehmen, wenn wir das nächste Spiel veröffentlichen."
„Aber wir sind im Moment in einer so guten Position. Battlefield 4 läuft stabil. Es ist eine gute Erfahrung. All diese Verbesserungen kommen Hardline zugute. Die meisten davon sind bereits implementiert. Eine Menge unserer Leute arbeiten immer noch an Battlefield 4. Alles dort läuft in den richtigen Bahnen. Ja, das ist ein absoluter Schwerpunkt für uns. Der Launch dieses Spiels muss besser vonstattengehen als bei BF4."
"Der Launch dieses Spiels muss besser vonstattengehen als bei BF4."
DICE-Boss Karl-Magnus Troedsson
Weitere Bedenken von Battlefield-4-Spielern sind, DICE könne den Support stoppen, sobald Hardline erhältlich ist.
Dies beflügelte Troedsson dazu, einen Blog-Eintrag zu verfassen, in dem er schwor, den Support für Battlefield 4 aufrechtzuerhalten, trotz der Ankündigung von Hardline.
„Das bringt es so mit sich, jetzt, wo wir ein Spiel nur ein Jahr nach dem letzten ausliefern - auf jährlicher Basis, wie einige Leute sagen würden. Ich wollte, dass die Leute verstehen, das schließt nicht unsere Unterstützung des letzten Titels aus", erzählt uns Troedsson.
DICEs Ziel ist es, von dem wegzukommen, was Troedsson „aufeinanderfolgende" Entwicklung nennt: Ein Battlefield-Spiel wird veröffentlicht, aktualisiert und unterstützt, dann kommt das nächste zwei Jahre später und von allen Spielern wird erwartet, dass sie dorthin umziehen.
Stattdessen möchte DICE eine „parallele" Entwicklung, wobei mehrere Battlefield-Spiele zur selben Zeit unterstützt werden sollen.
„Nur weil das nächste herauskommt, heißt das nicht, dass wir aufhören, BF4 in Sachen Updates und Balancing zu verbessern, und wir nur dann, wenn neue Probleme entstehen, diese fixen", sagt er.
„Wenn jemand derzeit Battlefield 4 spielt, dort eine großartige Zeit hat und sagt 'Ich bin noch nicht bereit für den Wechsel, bin immer noch beschäftigt damit, den höchsten Rang zu erreichen oder alles freizuschalten', dann ist das schön. Ich bin glücklich, solange sie Battlefield spielen. Natürlich sähe ich es gern, dass sie beide Titel spielen, aber wenn sie nicht möchten, bin ich trotzdem zufrieden, dass sie eines spielen."
Troedsson fügt hinzu, dass DICE auf seinen großen Pool an Entwicklern zurückgreifen kann, um dieses Ziel zu erreichen. Er verwaltet gerade das DICE-Hauptstudio in Stockholm, Schweden, ein kleineres DICE-Studio in Uppsala, Schweden, und DICE Los Angeles.
"Das heißt einfach gesprochen, dass wir eine große Gruppe an Entwicklern haben, die aushelfen können, wenn Sachen gemacht werden müssen."
"Wenn wir also ein Team haben, das nach dem Release an Battlefield 4 arbeitet, und sie finden einen Bug oder wollen etwas verbessern, dann können sie es richten und schon ist es im nächsten Patch auf dem Weg ins Spiel. Das ist ein großer Vorteil für das, was wir in Zukunft bewegen wollen und wenn wir über das Franchise-Portfolio ganzheitlich nachdenken."
Was natürlich offen im Raum steht, ist der befürchtete Zug EAs, jedes Jahr ein Battlefield-Spiel zu veröffentlichen.
DICE hat Erfahrung damit, Battlefield-Spiele relativ regelmäßig zu veröffentlichen, aber Battlefield Hardline erscheint gerade mal ein Jahr nach Battlefield 4. Im Kontext von Activisions Angewohnheit, jedes Jahr ein Call of Duty herauszubringen, haben sich einige gefragt, ob EA jetzt auch auf einen jährlichen Rhythmus umstellt.
"Wir werden dieses Jahr ein fantastisches Spiel veröffentlichen."
Sowohl Wilson als auch Troedsson verneinen den Wechsel zu einer jährlichen Veröffentlichung. Wilson sagte auch direkt, dass man jetzt nicht erwarten solle, dass Battlefield 5 gleich im nächsten Jahr erscheinen würde.
"Nun, ich würde das nicht annehmen, du kannst das natürlich tun!", so Wilson.
"Wir veröffentlichen dieses Jahr ein großartiges Spiel", fährt er fort. "Das Feedback war positiv. Und wir werden das Spiel als Live Service laufen lassen, so wie wir das mit Battlefield 3 und Battlefield 4 getan haben und nun mit Hardline tun werden. Dann erst werden wir schauen, was der richtige Zeitpunkt für die nächste Veröffentlichung ist."
"Wir glauben, dass die Zeit für den Hardline-Launch in diesem Jahr richtig gewählt ist. Es war jetzt drei Jahre in der Entwicklung. Der Inhalt ist cool. Und es ist die richtige Zeit. Wir glauben, dass es symbiotisch im Battlefield-Ökosystem mit Battlefield 4 und zu einem gewissen Grad auch Battlefield 3 existieren kann."
Troedsson merkt auch an, dass es keine Anweisung seitens EAs für ein jährliches Battlefield gibt und dass er sicher auch nicht DICE dazu zwingen würde.
"Es ist jetzt nicht so, dass ich zu Hause sitze, eine Idee habe, dann zum Team gehe und ihnen sage 'baut das jetzt!', und sie antworten dann 'ach nö'. Und ich würde sagen 'nein, macht das jetzt, weil wir müssen ein Franchise mit Jahresrhythmus haben'. So funktioniert das nicht, auch wenn einige Leute scherzen, dass EA uns unsere Ideen verschafft."
"Es gibt keine Regeln dafür. Wir machen solange Battlefield-Spiele, wie wir gute Ideen dafür haben. In diesem Fall ist es ein neues Team mit einem neuen Szenario. Wir könnten das Spiel natürlich nicht so nah an dem letzten Release ausliefern, wenn wir dafür nicht ein anderes Team hätten. Es gibt auch viel Kooperation. Das Erweiterungspaket End Game ist ein Beispiel, aber es gibt auch andere Kooperationen der Studios untereinander im Hintergrund, die nicht jeder sieht."
"Wir sind solange Battlefield verpflichtet, wie wir Ideen haben, von denen wir glauben, dass sie das Franchise vorwärts bringen, und der Spieler Spaß daran hat. Und natürlich, wie ich schon in der Pressekonferenz sagte, wie wir ein Team haben, das eine Leidenschaft für das Projekt entwickeln kann."
"Es gibt wirklich keine Regeln und Vorgaben. Es liegt allein bei uns. Es ist meine Verantwortung und dann sind es die Spiele, die wir machen möchten. Ich scheue nicht davor zurück, zu sagen, dass es im Hintergrund ein Geschäft ist, das wir führen müssen und wenn das bedeutet, dass wir jedes Jahr statt alle paar Jahre ein Battlefield veröffentlichen müssen, dann bedarf es keiner Wissenschaft zu sagen, dass das getan werden muss."
"Aber wir würden uns nie zu so etwas verpflichten, solange wir nicht glauben, dass wir die richtigen Spiele liefern könnten. Etwas, dass sich wie ein gutes Battlefield anfühlt, ein echtes Battlefield, von dem wir glauben können, dass unsere Kunden damit Spaß haben werden."
Also, wird es 2015 ein Battlefield geben? Wenn man davon ausgeht, dass mit Sicherheit ein Call of Duty von Treyarch kommen wird, sollte man meinen, dass EA gerne etwas hätte, um dagegenzuhalten.
"Wir müssen sehen, was die Zukunft bringt", so Troedsson. "Die letzten Spiele haben wir auch innerhalb des Zeitfensters veröffentlicht, in dem wir jetzt auch das neue Spiel herausbringen. Aber wir werden sehen, was in Zukunft Sinn macht und welche Ideen wir haben werden."