Skip to main content

Earth Defense Force 2017

"EDF, EDF, EDF!"

Die ach so besinnliche Weihnachts- und Jahreswechselzeit. Schön war sie – zumindest für mich – und dennoch so dermaßen hektisch, dass man schon ein bisschen froh ist, sie unbeschadet überstanden zu haben. Das bedeutet natürlich auch, dass nun erstmal Ebbe ist am Strand der Spiele. Die Publisher haben in den letzten zwei Monaten all ihre besten Games-Pferde ins Rennen um die Spielergunst geschickt. Wer laufen konnte, musste raus und sollte sich den Titel holen. Dieses Rennen bot wieder einmal alles auf, was das neutrale Zuschauer-Herz begehrt. Ein paar unwirsche Frühstarts, kalkulierbare Erfolge und die ein oder andere echte ßberraschung.

In der Lawine millionenschwer beworbener Weihnachts-Blockbuster musste ein Spiel wie Earth Defense Force 2017 einfach hoffnungslos untergehen. Die Umsetzung des dritten Teils der Chikyū Bōeigun-Serie, die im Rahmen des traditionsreichen Budget-Labels „Simple 2000“ im Land der aufgehenden Sonne einige Achtungserfolge verbuchen konnte, kam hierzulande viel zu spät an und hätte – genau wie die UK-Version – im letzten März viel besser dagestanden.

Das Spiel selbst kann freilich nichts dafür. Es ist einfach so, dass selbst ehrlicher und – im positiven Sinne – beknackter Trash gerade beim deutschen Endverbraucher nur sehr schwer zu kommunizieren ist. Dabei ist doch gerade das die große Stärke von Earth Defense Force 2017. Es nimmt sich selbst nicht ernst, ist gerne unfreiwillig komisch und tut erst gar nicht so, als müsste es Euch einen Grund geben, mit abgedrehten Waffen Bazillionen von außerirdischen Invasoren in den Orbit zurück zu schießen.

Totale Vernichtung: Die EDF schafft Frieden – um jeden Preis.

Im Jahr 2017 steht der Menschheit der Erstkontakt mit Außerirdischen bevor. Hunderte riesiger, unbekannter Flugobjekte kreisen über den Großstädten der Welt und… kreisen. Zumindest zunächst einmal. Was die Besucher wollen, ist noch vollkommen unklar und trotzdem nennen die verantwortlichen Wissenschaftler sie in einem Anflug von Hellsicht und in Ermangelung der echten Bezeichnung einfach mal „Ravagers“ – Verwüster. Das Spiel verrät uns nicht, ob diese Frechheit eventuell sogar der Auslöser für das nicht enden wollende Inferno aus gigantischen Ameisen, Robotern und Spinnen ist, das die Aliens anschließend über der Erde ausschütten. Stattdessen hält es Euch, als Mitglied der Earth Defense Force, unzählige Waffen vor die Nase und erteilt Euch vollkommene Narrenfreiheit bei der Verteidigung der Erde.

Vor jeder der 50 Missionen wählt Ihr zwei Waffen (die im Level nicht mehr abgelegt werden können) und den Schwierigkeitsgrad, bevor Ihr meist in das frei begehbare Tokio entlassen werdet. Die Munition ist unbegrenzt, Zivilisten und Gebäude sind entbehrlich und das einzige Briefing, das Ihr wirklich benötigt, liefert Euch Euer Radar. Denn das ist mit feindseligen roten Punkten gesprenkelt, als hätte es eine außerirdisch aggressive Form der Masern. Seit Space Invaders war kaum ein Spiel mehr so simpel: Finde und zerstöre alle Feinde! Oder lasst Euch finden. Der Rest ergibt sich von selbst: Rotte um Rotte der schier endlos anrückenden B-Movie-Invasoren gehen in Eurem überkandidelten Dauerfeuer zu Grunde, während Euer elektronischer Helfer hier und da versprengte EDF-Soldaten vermeldet.

ßffnet sich die Klappe, ist die Unterseite der Ufos verwundbar.

Habt Ihr die Kollegen aus der Umzingelung der vielbeinigen Landplage befreit, schließen sie sich Euch an und verstärken Eure Alienstoppwirkung zwar nicht signifikant, aber durchaus spürbar. Auch wenn sie gelegentlich Eurem Friendly Fire zum Opfer fallen, weil Ihr im Regen aus Alienmatsch oder in der bildschirmfüllenden Feuersbrunst eines haushohen, schmelzenden Superroboters kaum noch etwas erkennen könnt, ist es immer eine ßberlegung wert, sich eine Horde der unentwegt plappernden Strahlemänner an die Seite zu stellen. Und schon bald merkt Ihr, dass Ihr Eure Vorgehensweise in den Missionen danach ausrichtet. Zum einen wegen Ihres hohen Unterhaltungswertes der Kameraden („Let’s hurry back and grab a bite to eat!!“, bisweilen unfreiwillig homoerotische Dialoge mitten im schlimmsten Gefecht) zum anderen aber, weil sie recht gut verhindern, dass Ihr von einer Welle flink krabbelnder Insektoiden eingekreist werdet. Echte Kontrolle habt Ihr aber nicht über sie.