Easter Eggs Reloaded
Die Neuzeit
Das kollektive Gedächtnis
World of WarCraft
Das Internet vergisst nicht. World of WarCraft noch weniger. In Shattrath kann man auf einen Nachtelfen-NPC namens Caylee Dak treffen. Allerdings ist Caylee nicht immer ein NPC gewesen, wie schon die recht bunt gemischte Ausrüsung vermuten lässt. Sie war der Avatar eines gewissen Dak Krause, der 2007 im Alter von nur 28 Jahren an Leukämie verstarb.
Zu Daks Gedenken wurde Caylee mit aller Ausrüstung und samt Haustier Dusky als NPC in das Spiel auf genommen. Sie ist sogar Teil einer kleinen Quest, in deren Rahmen man ihr ein durchaus rührendes Gedicht über den Tod überbringen muss.
World of WarCraft ist ebenfalls voll bis oben hin mit popkulturellen Anspielungen, von Zelda bis Indiana Jones. Diese Sorte Tribut bleibt dabei aber am längsten hängen.
Aliens hassen Japaner
Call of Duty – World at War
In Anbetracht der Tatsache, dass Ostern ein so christliches Fest ist, ist es schon verwunderlich, wie viele Eastereggs in Spielen so gar nichts mit dem Thema zu tun haben. Ganz im Gegenteil sogar. Die oft so gut versteckten Software-Überraschungen bedienen sich überdurchschnittlich oft Von Däniken-esker Ufo-Themen.
In Treyarchs World at War kann man mit etwas Trickserei an eine versteckte Alien-Pistole kommen. In der Mission „Geringer Widerstand“ müsst Ihr dazu nach der Landung des Bootes auf dem Strand drei verschiedene Pfützen finden und kurz darin stehen bleiben. Die erste befindet sich ganz rechts, die zweite in der Mitte des Strandes, während die letzte Pfütze es sich ganz links, nichts Böses ahnend, nahe des Stacheldrahtes gemütlich gemacht hat.
Hier wartet Ihr eine Weile, bis der Boden erbebt und unheimliche Stimmen die mutmaßliche Nationalhymne des Mars gurgeln. Einige Löwenstatuen fahren simultan dazu aus dem Erdreich heraus, die jeweils eine außerirische Pistole in ihrem Schlund tragen. So kann man einen Krieg auch gewinnen!
Samus, deine Eltern sind am Apparat!
Metroid Prime 3 Corruption
In Metroid Prime 3 sind einige Sprachnachrichten von Nintendo-Offiziellen versteckt. Miyamoto und Iwata, aber auch Yamato und Metroid Prime-Schöpfer Sakamoto funken den Spieler an, wenn dieser bestimmte Codes in den Kommunikations-Computer von Samus Raumschiff eingibt.
Gebt Ihr zum Beispiel (von links nach rechts) das zweite, siebte, fünfte und dann erste Symbol in das Terminal ein, spricht etwa Nintendo-Endgegner Satoru Iwata auf Japanisch davon, wie alle aufgrund des Stresses Gewicht verlören, er stattdessen aber zunähme. Vermutlich spielt er mittlerweile fleißig WiiFit. Wer 8, 3, 5, 4 (ebenfalls v.l.n.r.) einhackt, bekommt dagegen einen Miyamoto ohne Gewichtsprobleme zu hören, der allerdings außer den Durchspielbefehl nicht allzu viel zu erzählen hat. Natürlich ist dieses Metroid seiner Meinung nach das Beste der Reihe.
Versteckte Nachrichten der Entwickler an den Spieler sind die älteste Sorte Easteregg, allerdings passiert das hier dank Sprachausgabe und der innovativen Code-Eingabe auf durchaus frische Art und Weise.
Die Geschichten zwischen den Geschichten
Fallout 3
Vor allem Openworld-Games schreien ja geradezu danach, dass man ihre Weiten mit mal mehr mal weniger ernst gemeinten Absurditäten spickt. Und wenn man es richtig macht, verleiht man seiner Welt trotz weit hergeholter Spinnereien viel mehr Lebendigkeit und Tiefe, weil man sie so um Geschichten bereichert. Wenn man mal ehrlich ist, ist das echte Leben doch auch nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Unwahrscheinlichkeiten und gemeinen Witzen.
Wenn man es mit dieser Annahme ganz genau nähme, müsste man zugeben, dass Bethesdas monochrome Atomwüste beunruhigender Weise wohl eines der originalgetreuesten Abbilder unserer Wirklichkeit ist. Ich werde nicht ins Detail gehen, aber für einen der spannendsten versteckten Späße muss man nicht einmal obskure Tastenkombinationen eingeben: Wer nördlich von Minefield lange genug sucht, wird einen Fund machen, der ganz ohne viel Gebrabbel die Fantasie des Spielers anregt und dadurch mehr Geschichten erzählt als tausende Worte schwere Cutscenes oder Osterspecials.
Ein bisschen mehr Dharma-Initiative, bitte!
Half-Life 2 Episode 2
Entwickler sind auch nur Nerds. Und spätestens seit Half-Life 2: Episode 2 haben die Valve-Leute schlechte Karten, wenn sie versuchen, das zu leugnen. An mehreren Stellen im Spiel erscheint auf verschiedenen PC-Monitoren die mysteriöse Zahlenfolge 4 8 15 16 23 42 der Hit-Serie Lost. Und sogar ein an das Logo-der Dharma-Initiative angelehntes Graffiti lässt sich hier und da blicken.
Natürlich enden die Verbindungen von Spiel und Serie bei diesen Anspielungen, denn ansonsten haben beide Universen nichts miteinander zu tun. Es ist eher ein anerkennendes Nicken von Valve in Richtung J.J. Abrams, dem Schöpfer der Mystery-Serie. Das wird auch aus dem entsprechenden Audio-Kommentar ersichtlich.
Einen der Computer mit der Zahlenfolge findet Ihr zum Beispiel im Kapitel „Ein gemeinsamer Freund“. Auf dem Weg zum zweiten Silo trefft Ihr auf einen Vortigaunt im weißen Kittel. In diesem Raum werdet Ihr nach etwas Krabbelei fündig.
In Anbetracht der Tatsache, dass Abrams mindestens genauso detailversessen ist, ist die Revanche dafür wohl eher eine Frage des "wann" und nicht des "ob".