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Eat Lead: The Return of Matt Hazard

It´s Hazard Time? Ist vorbei.

Ach damals, als Matt Hazard noch richtig gut war. Als Kracher wie Hazard 3D oder Murder Force unser Ballerleben versüßten. Und nun ist es soweit, dass man sich glatt ein Haz-Matt Karts zurückwünscht und das will so einiges heißen.

Ok, zurück auf Null.

Vicious Cycle hatte den eigentlich brillanten Gedanken, dass es höchste Zeit wäre, Spiele im Allgemeinen und das Actiongenre im Speziellen durch die Butter zu ziehen und so richtig auf die Schippe zu nehmen. Von noch mehr Brillanz zeugte der Gedanke, die ganzen kleinen Anspielungen und Witzchen in einen richtig heftig rockenden Shooter zu packen, der Euch Adrenalinausschüttungen und Lachkrämpfe im gleichen Maß bietet.

Da man keine Lust hatte, sich sofort mit Abmahnungen herumzuschlagen, erfand man kurzerhand den Super-Stud Matt Hazard und eine fiktive Spielehistorie gleich noch dazu. Wie alles andere wichtige auf der Welt auch, startete Matt in den 80ern mit „The Adventures of Matt in Hazard Land“ und streifte im Anschluss jedes Genre, in dem sich harte Kerle und Knarren unterbringen ließen. Erst als Marketing den Brandvalue des Franchises raisen wollte, und nicht nur ein Kartspielchen, sondern auch noch einen kindgerechten Wasserpistolenshooter auf die Welt losließ, versank Matts Stern. Wenn das doch nur das Ende gewesen wäre.

Plötzlich und scheinbar aus dem Nichts erhält er eine zweite Chance, als der neue CEO seiner alten Firma ihn in das härteste Geballer überhaupt schicken will. Soweit stimmt dieses Angebot auch, nur hat niemand Matt gesagt, dass er eigentlich nur als kleiner Aufhänger in Level eins herhalten und den Rest der Rolle als virtuelle Leiche verbringen soll. Ausgelöscht für immer durch einen cooleren Nachfolger. So leicht lässt sich ein 80s-Hero aber natürlich nicht abservieren. It´s Hazard Time, wie der Held selber bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit verkündet.

Eat Lead – Trailer

Mit dieser wundervollen Ausrede eines Plots hätte man wirklich alles machen können und tausend Elemente einbauen, jedes Genre streifen und die ultimative Parodie landen können. Dem kommt leider in die Quere, dass Ihr Euch ein wenig zu oft fragen müsst, ob das jetzt gerade witzig sein soll oder doch nur mies programmiert wurde.

Soll das so aussehen, als würde es auch einer alten Xbox laufen? Ist es eine Anspielung, dass sich Scheiben und auch sonst die meisten Objekte in der Umgebung nicht zerstören lassen? Oder dass Matt nicht in der Lage ist eine Tür zu öffnen, die Gegner dafür aus allen Richtungen fröhlich hereingespawnt kommen? Vielleicht soll die hirntote KI der Bösewichter ja auch eine komplexe Anspielung auf die gesamte Spielebranche der 90er sein und nur ich verstehe es nicht. Glaubwürdiger scheint allerdings die einfache Lösung all dieser Rätsel: Matt Hazard ist einfach kein guter Shooter.

Der Versuch, sich über etwas lustig zu machen, an dem man selbst hoffnungslos scheitert, setzt einen in eine sehr traurige Rolle. Selbst solche Basics, wie den Spieler ein großzügiges Blickfeld zu gewähren, funktionieren hier nicht. Viel zu nah krabbelt die Kamera an Matts Rücken heran und spätestens in etwas engeren Gängen und voll gestellten Räumen habt Ihr oft genug keine Vorstellung, was Euch denn gerade unter Beschuss nimmt. Die Anzeige der Richtung aus der das Feuer kommt, bewahrt vor dem Schlimmsten, nur setzt das böswillige Spawning oft genug Feinde hinter oder auch schon mal direkt in Euch aus und sorgt so für ein paar billige Tode.

Zumindest das Decken funktioniert gut.

Eine Lebensanzeige sucht Ihr vergeblich und würde bei dem wenigen, was der große Held abkann, auch nicht viel bringen. Auf Distanz scheint fast jeder an Euch vorbeizuschießen, was ganz gut zu der Eleganz der Bewegungsmuster der Bösen passt. Einmal nah genug, verfärbt sich der Bildschirm in Sekundenbruchteilen grau und dann fällt Matt auch schon um. Gut, dass es viele Rücksetzpunkte gibt und Ihr schnell erneut das Vergnügen haben werdet, Euch von Zombies, 2D-Nazis, Wasserpistolen-Commandos, Russen, Cowboys oder Schlägern in Anzügen massakrieren zu lassen.

Die auf die Figuren aufgepappten Tapeten mögen sich drastisch unterscheiden, die kopflosen Taktiken tun es nicht. Sie tauchen aus dem Nichts auf, verstecken sich mehr oder weniger geschickt – meist weniger, sehr viel weniger – und warten auf Euren Header. So ergibt sich über die gesamten acht bis zehn Stunden ein immer wiederkehrendes Muster. Vor Euch liegt ein Raum, Deckung und Feinde tauchen aus dem Nichts auf. Jetzt springt Ihr Eurerseits in Deckung und habt so Gelegenheit, das einzige wirklich gut gelungene Feature von Matt Hazard zu ergründen.