Eat Lead: The Return of Matt Hazard
Duke of Hazard
… landet mitten in einer Wild-West-Kulisse, in der Cowboys Euch das Leben schwer machen. Man kann ja mal testen, ob Matt auch Jahre später noch seinen 1987er Hit-Titel „A Fistfull of Hazard“ überlebt. Nachdem Ihr die Pistoleros beseitigt habt, sammelt Ihr deren Waffen ein, aber nicht ohne dass Euch Eat Lead daran erinnert, dass nichts davon „echt“ ist. Bläuliche Code-Fetzen der Programmierung der Cowboys vermischen sich mit Hazard und in Sekunden hält er plötzlich eine Peacemaker in der Pranke, mit der er zurück in den Club rast, um sich nun Mafiosi, Zombies UND Cowboys zu stellen. Surrealismus, dein Name ist Hazard.
Das Spiel quirlt alles durch den Mixer und dank der Ausrede der ständigen Umprogrammierung des Spiels durch den Bösewicht scheint nicht nur alles möglich, sondern auch zu passieren. Nette Dinge wie Ummodeln der Umgebung in Sekunden gehören zu den durchaus beeindruckenden Features, es lässt aber auch widerliche Endlosrespawns befürchten. Mal sehen, ob sich dies bewahrheitet, so ganz eindeutig war es nicht. Habt Ihr die Masse der Standardfeinde – Standard hier eher lose ausgelegt – in einem der teilweise kreativen Levels, wie zum Beispiel einer Fabrik, die generisches Videospielzubehör in Form explosiver Fässer und Kisten produziert, hinter Euch gebracht, folgt natürlich und wie könnte es anders sein der Bosskampf. Und hier werden die Anzüglichkeiten gegenüber anderen Spielen am direktesten.
Ein Klempner mit einem Schnauzer, einer Mütze und einer Kiste, die über ihm erscheint, wenn er mit ausgestrecktem Arm und Finger zum Luftsprung ansetzt, dürfte wohl ein deutlicher Hinweis sein. Ebenso der Rollenspielboss aus Japan, lange, fließende Haare und ein monströses Schwert inklusive.
Indem er an einer Stelle stehen bleibt, sich permanent selbst heilt und seine Attacken beinahe in Runden ablaufen, kopiert er sogar den Ablauf. Und natürlich bedroht er Euch mit einem endlosen Schwall an pseudo-bedrohlichem Emo-Geplapper, bevor es zur Sache geht. In authentischen Sprechblasen, die Ihr einzeln mit dem A-Button weiterdrücken müsst.
Diese Momente funktionieren sicher und auch für ein Weilchen, selbst wenn der Gehalt des Humors höchstwahrscheinlich starken Schwankungen unterliegt. Deshalb ist es um so wichtiger, dass das alles zusammenhaltende Spiel dahinter funktioniert und in der Lage ist, Euch von Witz zu Witz zu tragen. Und hier sieht es ehrlich gesagt eher Meh aus. Shootern, rennen, decken, aus Deckung rausballern, weiter rennen. Das sind zugegebenermaßen die Standardzutaten, aber die Umsetzung wirkt nicht unbedingt Gears oder Uncharted, sondern leider, nun, Meh halt. Der Funke springt nicht über.
Das soll aber nicht heißen, dass es ein defektes System zu sein scheint oder ganz ohne seinen Reiz wäre. Das Waffenarsenal mit seiner Mischung aus klassisch – MGs, Raketenwerfer – bis zu absurd – Super Soaker – wirkt gefällig und die Mechanik, per Fadenkreuz die nächste Deckung anzupeilen und Hazard per Knopfdruck automatisch dorthin hechten zu lassen, gefällt durchaus. Nahkampfattacken und zerstörbare Deckungen runden den Eindruck eines Spiels ab, das seine Hausaufgaben machte, nur halt noch nicht ganz bereit für dieses Extrasternchen zu sein scheint.
Optisch bietet sich der gleiche Eindruck. Die mitunter wirklich witzigen Feindgestalten wandern durch eine sehr kompetente, aber irgendwie zu stereotyp klinische Kulisse, deren Engine, übrigens eine Eigenentwicklung und mal nicht Unreal 3, zwar alles richtig, aber nichts besonders macht.
Einen sicheren Punkt landet Eat Lead allerdings mit der akustischen Besetzung der beiden Hauptrollen. Will Arnett verleiht Hazard den richtigen Duke-Touch, während Neil Patrick Harris Stimme als entnervter Spielemogul nur so vor spöttischer Verachtung trieft. Gutes Casting ist offenbar doch der halbe Sieg, zumindest solange es darum geht, anständige Oneliner zu reißen.
Ich wünschte ich könnte sagen, dass ich mich auf Eat Lead: The Return of Matt Hazard wie auf kein zweites Spiel in 2009 freue, denn eine professionelle, mit einem halbwegs brauchbarem Budget ausgestattete und ambitionierte Parodie auf das sich selbst mitunter viel zu ernst nehmende Shooter-Genre war längst überfällig. Eat Lead könnte zweifelsohne genau das werden, aber nur wenn das Spiel mit dem Witz gleichzieht und auch mal eine versandete Pointe retten kann.
Dafür allerdings wirkt das Spiel selbst zu sauber. Sicher, inhaltlich ist es ohne Frage witzig und abgedreht, aber spielerisch scheint es so austauschbar wie viele der Shooter, die es auf die Schippe nehmen will. Und da wir hier nicht über einen zweistündigen Online-Titel reden, sondern ein vollwertiges Actiongame, muss dieser Part erst beim Erscheinen beweisen, dass wir bisher mit der Abwesenheit von Matt Hazard in dieser Realität wirklich etwas verpasst haben. Oder ob er halt doch nur ein Wannabe-Duke war, der zu Recht in den Zwangsruhestand geschickt wurde.
Eat Lead: The Return of Matt Hazard soll im März 2009 für Xbox 360 und PS3 erscheinen.