Edifier M60 Desktop Aktiv-Lautsprecher im Test - Diese Winzlinge sollten nicht so klingen, wie sie es tun!
Winzige Schreibtisch-Alleskönner für kleines Geld
Edifier wird so langsam mein Liebling auf dem Schreibtisch. Die QR65 letztens waren schon überzeugend, fancy und gut ausgestattet, aber auch eine Nummer größer. Für einen kleineren Tisch dürfen auch die Boxen nicht zu unhandlich sein und da kommen die Edifier M60 ins Spiel.
Mit einer Größe von 10 Zentimetern in der Breite, 17 in der Höhe und 15 in der Tiefe sind es winzige Würfel, die man locker ein die Hand nehmen kann. Mit 1,5 Kilo das Stück sind sie aber nicht Federgewichte und in keiner Weise mit den üblichen Mini-Desktop-Billig-Boxen zu vergleichen. Das gilt auch für den Preis von 150 Euro, der schon etwa über den üblichen Mini-Speakern dieser Art liegt. Aber die Verarbeitung ist auch deutlich anders. Die M60 kommen äußert wertig daher, sind massiv und wertig verschraubt, der Korpus hat ein paar Millimeter solider Hülle zu bieten, was auch für die Klangresonanz mehr Fundament mitbringt als eine einfache Plastikhülle es würde. Alles in allen, super verarbeitet und ich habe nicht daran auszusetzen.
Okay, das stimmt nicht ganz. Die schwarze und weiße Version sehen beide sehr schick aus, aber die „Eiche“-Version, die ich hier habe… Ihr kennt diesen Plastik-Klebefolie, die nach Holz aussehen soll und es von ganz weit weg auch ein wenig tut, aber wenn man näher dran ist, dann… Man sieht sofort, dass es kein Holz ist und es lässt die M60 billiger wirken als sie es sind. Egal, es gibt zwei hübsche Versionen, die ihr mit zwei Metall-Füßen anwinkeln könnt, um den Sound auf dem Schreibtisch mehr in eure Richtung zu lenken. Diese wie auch die Boxen selbst haben solide Gummi-Füße, die jedes Rutschen verhindern.
Eine Box ist dabei der aktive Master, die andere der passive Slave. Dieser hat wirklich nur den Anschluss für das Verbindungskabel, die M60 lassen sich nicht kabellos verbinden. Dieses Kabel fiel mit 1,8 Metern selbst für einen Schreibtisch recht kurz aus. Es ist ein Din-4-Pin-Anschluss, ihr könnt Kabel bei Ebay-Händlern finden (sucht nach 4- Pin Edifier), dort findet ihr bis 3 bis 5 Meter für dann 10 bis 20 Euro oder so. Geht also alles, aber 2,5 Meter hätten es ein dürfen, vor allem, weil man sonst mit Kabeln nicht knauserte. Ihr bekommt ein USB-C auf USB-C-Kabel, zwei Audio-Kabel (eins RCA, eins Klinke) und das Stromkabel. Für normale Anschlussbedingungen ist also wirklich alles dabei.
Auf der Rückseite der aktiven Master-Box habt ihr einen Anschluss für Klinke und USB-C. Aber sind die M-60 sind auch eine Bluetooth-Box mit APT-X HD Codec, was das kleine Set auf immerhin drei Eingänge bringt. Die grundlegende Steuerung erfolgt über die Box selbst: Auf dem Master sind oben drei Tasten versteckt, die klar und elegant durch das falsche Holz durchscheinen und auch komplett unter dieser verschwinden, wenn sie nicht aktiv sind. Ist ein witziger Effekt. Vor allem aber sind die reaktionsfreudig. Ich hatte schon derart Tasten an anderen Geräten, die nur reagierten, wenn sie Lust dazu hatten. Die beim M60 hier sind sehr reaktionsfreudig und zuverlässig.
Über sie steuert ihr die Lautstärke, den Stand-by und auch den Eingang. Es ist cool, dass sie aus dem Stand-by zuverlässig von selbst anspringen, auch bei AUX-Signalen, was nicht selbstverständlich ist. Wenn ihr dann manuell wechseln wollt, geht das über ein kurzes Antippen des Power-Sensors, längeres Halten schickt die M60 in den Stand-by. Einen Power-Schalter auf der Rückseite gibt es leider nicht. Wollt ihr die Box wirklich ausschalten, hilft nur das Kabel zu ziehen.
Dann ist da noch die App. Wie auch die QR65 werden die M60 von der Edifier ConneX App unterstützt. Hier finden erst mal Firmware-Updates statt, ihr habt die Quellenwahl, ein paar Basis-Settings für Musik, Spiel und Film und eine, 6-Band-Equalizer, um eigene Settings zu basteln. Erwarte nicht zu viel, die Bänder lassen sich nur in einer Handvoll Schritten abstimmen, das ist alles sehr basic. Schließlich habt ihr noch Lautstärke, Stand-by und im BT-Modus noch die BT-Qualität, die ihr ruhig auf 96kHz hochsetzen dürft. Bringt nur was bei entsprechendem Quellmaterial, kostet aber auch nicht extra. Und ja, die M60 haben einen echten APT-X HD Codec mit einem 24/96 DA-Wandler. Das Tidal- oder Qobuz-Abo war also hier nicht umsonst.
Die Verarbeitung und die Feature-Ausstattung sind also top und recht üppig. Gut aussehen tun sie auch noch, was ist also der Haken bei den M60? Der Klang etwa? Nein, gibt keinen Haken, diese kleinen Würfel haben aufgrund ihrer Größe schlicht nicht das Recht so zu klingen, wie sie es tun! Das ist teilweise absurd. Boxen, die so leicht sind und so klein sollten nicht so klingen. Bass haben sie sogar auch noch und gar nicht mal so wenig, wie auch die Vibration des Schreibtischs mir zu verstehen gibt.
Ich will jetzt nicht komplett eskalieren, die M60 kommen in Volumen und Leistung nicht an Sachen wie Nuberts A-125 ran, die QR65 haben mehr Bühne und Raum, aber für den Preis und die Größe kann ich bei den M60 nur Chapeau! sagen. Und das in jeder Richtung, denn zum einen sind die kleinen Dinger erstaunlich Pegelfest bis zum oberen Ende der Zimmerlautstärke. Die beiden Boxen zählen gern ihre 66 Watt zusammen. Die kleinen oberen 1-Zoll Hoch-Seidenkalotten-Tweeter bringen 15 Watt, die 3-Zoll Aluminium-Mitten-Tief-Treiber darunter haben je 18 Watt. Das sind kleine Zahlen, aber nur für die Größe. Als ich in meinem Arbeitszimmer mal guckte, was geht und Fun‘s Some Nights aufdrehte, klingelte es wenig später an der Tür und mein Besuch konnte den Song schon im Treppenhaus identifizieren. Da sind ein paar Meter und die Haustür dazwischen. Und nein, das war noch nicht die Lautstärke, wo die M60 überfordert waren und verzerrten. Es war die Lautstärke, wo man merkte, dass in den Tieftonbereichen deutlich was fehlt, klar, aber ein wenig zurückgefahren war es immer noch eigentlich zu laut für den Lärmschutz, aber eigentlich genau richtig.
Sie sind also laut genug, wenn es sein muss, aber vor allem sind die M60 klanglich beeindruckend. Sie sind reaktionsschnell bis geradezu spritzig, sehr klar und gut definiert, fast schon elegant. Instrumente lassen sich hervorragend orten, die Bühne ist da und weiter als man es hier erwarten sollte. Sicher, das ist alles kein Hi-Fi im höheren Sinne, aber um einfach nur richtig guten Sound auf einem Schreibtisch zu haben, ich war wirklich beeindruckt.
Klar, es gibt Grenzen, was bei der Größe machbar ist. Wenn es zu endlos überlagernden Strukturen kommt wie Devin Townsends Werken, die technisch zwar auf großen Boxen fein ziseliert abliefern und das Chaos klarste Struktur hat, verschwimmt auf den M60 manches ein wenig. Dreht man das laut um einen größeren Raum zu beschallen, dann fehlt der Punch. Das sind Dinner- und nicht Großparty-Boxen. Mache ich aber leisere Werke zu Arbeiten an, dann werde ich immer wieder von der klaren Spielfreude der M60 abgelenkt. Ich erwischte mich eben bei Tom Pettys Wildflowers immer wieder viel mehr dabei genau auf die gut ausdefinierte Instrumentierung und die Wärme im Sound zu achten als diese Zeilen zu tippen. Ich merkte aber auch, wie direkt diese kleinen Boxen abstrahlen. Dank des kurzen Kabels musste ich den einen Kanal so drehen, dass er nicht direkt auf das Ohr gerichtet ist und der Sound geht schon deutlich vorbei. Die M60, auf so kurze Distanz, müssen also direkt auf euch gerichtet sein, um den Kopf zu treffen (hier lahmen Witz einfügen, dass eines der populärsten MGs der Welt auch M60 heißt).
Vor allem Bluetooth profitiert natürlich von der ausgezeichneten D/A-Wandlung des APT-X-Codecs. Aber auch die beiden anderen Kanäle überzeugen. Das Klangbild bei Filmen über Computer und USB ist sauber, klar und präzise. Ihr habt ausgezeichnete Sprachverständlichkeit. Für große Epen liefern sie eine etwas zu kleine Bühne – Dune guckt man doch besser über das große Set –, aber für normale Serien wie Bosch ist das alles, was ihr an Sound benötigt, um am Schreibtisch unterhalten zu werden.
Und natürlich testete ich auch den Klinkeneingang, indem ich meinen Rotel Pre-Amp und Plattenspieler anschloss. Da es kalt und dunkel draußen ist, sprang mich die MoFi Sisters of Mercy Floodland direkt an und ich wollte eigentlich mit Lucretia starten, setzte aber ein wenig zu früh auf Flood I ab. Wow, das kommt nicht schlechter als HD-Files über BT, vielleicht sogar noch besser. Ja, man grübelt schnell, dass ein Sub noch mal den letzten Schliff geben würde, Aber für den Schreibtisch? Wow. Ich lebe mit den M60 nicht so viel schlechter als mit den kleinen Nuberts wie es der Preis andeutet. Ja, die haben den Punch, die haben die Endlautstärke und sie können besser straight rocken, wie Lucretia dann zeigte. Hier blieben die M60 ein wenig blass, aber das auf hohem Niveau. Bei einem eher ruhigen, pointierten Song wie Flood trumpfen sie mit ihrer Klarheit und Definition auf, feiern die kleineren Töne, die sonst etwas verschluckt werden. Für 150 Euro bin ich zutiefst beeindruckt.
Bei Spielen gibt es natürlich die üblichen Stereo-Einschränkungen. Wer weiß, dass es vor allem um den weiten Sound von Open-World-Games als akustisches Rundum geht, bekommt für das Geld ein gutes Headset. Aber wenn euch Stereo genügt, dann enttäuschen die M60 in keiner Weise. Ihr habt in Games die gleiche gute Sprachverständlichkeit, wenn ihr das Game auf Stereo-Sound stellt und die Klangkulisse lässt zwar etwas Bühne, aber nichts an Klangbrillanz vermissen. Retro-Style-Games, die mehr auf Stereo ausgelegt sind, fühlen sich auf dieser Box eh pudelwohl. Damit sind die Edifier M60 für alle Lebenslagen am Schreibtisch bestens geeignet.
Der Preis ist bei den Edifier M60 auch das schlagende Argument. Sicher, ich kann mir besser klingende Boxen hinstellen, auch welche von Edifier. Aber die meisten von denen sind deutlich größer und vor allem sehr viel teurer. Auch andere Mini-Desktops, die ich mir mal für nächstes Jahr schon auf die Testliste gesetzt habe, werden es gegen diese kleinen Brüllwürfel nicht leicht haben, denn auch die kosten sehr viel mehr. Als ich die M60 auspackte, hielt sich mein Enthusiasmus auch in Grenzen, aber das, was sie hier liefern, liegt weit über dem, was für die Größe und den Preis zu erwarten war. Wenn ihr wenig Platz habt und ein paar hochmusikalische Alleskönner unterbringen müsst, die euch so stil- wie kraftvoll bei der Arbeit beschallen sollen, ohne jetzt die Hütte abzureißen, dann sind die M60 schlicht perfekt. Nehmt noch die gute Verarbeitung, verschiedene Anschlüsse, die coolen Touch-Buttons und App-Kontrollen dazu, dann wird die Liste der Dinge, die gegen die M60 sprechen würden, sehr, sehr kurz. Zumindest, wenn ihr Schwarz oder Weiß als Farbe wählt. Wenn ihr „Eiche“ stehen habt, dann fällt mir immerhin ein Punkt für die Contra-Liste ein…
Edifier M60 | |
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PRO | CONTRA |
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Spezifikation | Details |
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Gesamtausgangsleistung (RMS) | Höhen 15W x 2, Mittel/Tief 18W x 2 |
Signal-Rausch-Verhältnis | ≥ 85dB (A) |
Bluetooth-Version | V5.3 |
Gewicht | 3,07 kg |
Treiber | 3" Langhub-Aluminium-Mitteltieftöner 1" Seidenkalotten-Hochtöner |
Audioeingänge | ⅛-Zoll-Stereo (3,5 mm AUX), USB-C, Bluetooth |
Codecs | SBC, LDAC |
Frequenzbereich | 58Hz – 40kHz |
Eingangsempfindlichkeit | AUX: 500 ± 50 mV USB-C: 450 ± 50 mFFS Bluetooth: 450 ± 50 mFFS |
Abmessungen (B x H x T) | 100 x 168 x 147 mm (pro Lautsprecher) |