The Darkness
Monster unterm Bett.
The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay war ein großartiges Spiel. Aber es hatte ein Problem: Es hieß The Chronicles of Riddick. Damit erinnerte es nicht nur an den mittelmäßigen Film, sondern kam überhaupt in Verruf, doch nur einer dieser unzähligen Lizenztitel zu sein. Dass Spiel und Film abgesehen von dem Protagonisten kaum etwas miteinander gemein hatten, bekamen nur die wenigsten mit. Escape from Butcher Bay verkaufte sich trotz durchweg positiver Kritik unter Wert. Die schwedischen Entwickler von Starbreeze hat das nicht davon abgehalten, die Arbeiten an einem neuen Spiel aufzunehmen. Das hört auf den Namen The Darkness, basiert auf den gleichnamigen Comics und macht schon wieder einen verdammt guten Eindruck.
The Darkness erzählt die Geschichte von Jackie Estacado, einem "Don" der Franchetti-Familie. Wie es sich für so einen kleinen Mafiosi gehört, genießt Jackie das Leben in vollen Zügen - und das bedeutet vor allem: Frauen, Frauen, Frauen. Doch dann werden Jackie im Alter von 21 Jahren die Mächte der Dunkelheit übertragen, die gerade für einen Kriminellen wie ihn ein Traum sind: Kreaturen der Finsternis herbeirufen? Kein Problem. Schusstreffer unbeschadet überstehen? Lächerlich! Dass jede Macht große Verantwortung mit sich bringt, wissen wir spätestens seit Spider-Man und so trägt auch Jackie eine schwere Last auf seinen Schultern: sein eigenes Leben. Bringt eines Tages eine Frau sein Kind zur Welt, verlässt ihn die Darkness und beendet auch gleich sein Leben. Jackie versucht von nun an keusch zu sein und hat umso mehr Zeit, seinen dunklen Machenschaften nachzugehen. Von Empfängnisverhütung hat er anscheinend noch nichts gehört.
Familienausflug
Auf der Games Convention zeigten uns die Entwickler die erste Mission von The Darkness. Zu diesem Zeitpunkt ist Jackie noch ein ganz normaler Gangster ohne Superkräfte und schlägt sich mit verfeindeten Mafia-Familien herum. Das Spiel beginnt ohne langes Tutorial mit einer stark geskripteten, aber interaktiven Sequenz - so ungefähr, wie man es aus einem Half-Life kennt. Jackie sitzt mit ein paar Mob-Freunden in einem Auto, unterhält sich angeregt und knallt zwischendurch ein paar Gegner durchs Fenster ab. Der Spieler lernt auf diese Weise die Charaktere kennen, kann sich zugleich aber schon zu einem gewissen Grade mit der Steuerung vertraut machen.
Der Familienausflug endet schließlich mit einem Unfall, und Jackie mitsamt Gang treten den Fußmarsch an. Ihr erstes Ziel ist es, ein paar Arbeiter auf einer Baustelle auszuschalten, die sich dummerweise mit der Mafia angelegt haben. Jackie bekommt zwei Waffen und schon geht's los. Schnell fällt auf, dass Starbreeze im Vergleich zu The Chronicles of Riddick stark an der Mechanik der Schießereien gefeilt hat. Die in Ego-Shootern so beliebten Kisten etwa sind in The Darkness keine simple Deckung mehr, sondern können sinnvoll eingebunden werden: Versteckt sich Jackie hinter einer Kiste, hebt er automatisch seine Hände an und schießt drüber weg. Bewegt er sich zur Ecke der Kiste hin, ballert er von der entsprechenden Seite aus. In einigen Schleichspielen ist das schon Gang und Gebe, für richtige Shooter aber frische Kost.
Jackie ist aber nicht nur der Typ, der seine Widersacher einfach mit Patronen durchsiebt, sondern er schätzt durchaus die hinterhältige Methode. Beispielsweise mit so genannten Stealth Kills - von hinten leise anschleichen und abmurksen - oder indem er die Waffe des Gegners gegen ihn selbst einsetzt. Ist Jackie nah genug an seinem Feind, kann er zudem eine der verschiedenen Spezialattacken ausführen, die den sofortigen Tode des Opfers bedeuten. Starbreeze nennt diese rabiaten Techniken liebevoll Execution Kills.
Fernsehabend
Es erwarten Euch jedoch auch harmlose Innovationen. Unter anderem die Verwendung von Fernsehgeräten, auf die Ihr in The Darkness an einigen Stellen stoßt. Die zeigen nicht etwa nur ein flimmerndes Bild an oder lassen eine wenige Sekunden lange Animationsschleife laufen. Starbreeze verspricht, dass es in Form von TV-Sendungen wichtige Informationen für den Spieler, aber auch ganze Filme zur Unterhaltung geben wird, die Ihr tatsächlich in voller Länge angucken könnt. Nosferatu zum Beispiel oder einen Klassiker von Alfred Hitchcock. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass damit wirklich jemand mehr als fünf Minuten verbringt, aber ein netter Gag ist es allemal.
Später im Spiel wird Jackie dann natürlich seine Darkness-Mächte bekommen, die uns auf der Games Convention allerdings nicht demonstriert wurden. Dafür konnten wir uns bereits von der Qualität der Grafik überzeugen. The Darkness basiert auf einer enorm verbesserten Engine von The Chronicles of Riddick, die Stärken wie die tolle Beleuchtung ausbaut, zugleich den Detailgrad deutlich anhebt und neue Features mit sich bringt. Neben den bekannten ausschießbaren Lichtern erhellt zudem ein Umgebungslicht die Stadt. Jackie ist also nicht immer völlig der Dunkelheit ausgeliefert.
Was bleibt nach diesen ersten Eindrücken noch zu sagen? Eigentlich nur, dass The Darkness wirklich sehr, sehr viel versprechend aussieht und wir guter Hoffnung sind, dass es mindestens an das starke The Chronicles of Riddick anknüpfen kann - wenn nicht noch mehr. Ob das dieses Mal aber auch die Spieler mitbekommen, wird sich herausstellen.
The Darkness wird voraussichtlich Anfang 2007 für Xbox 360 und PlayStation 3 erscheinen.