EGX Berlin 2019: Kaum zu glauben, aber das traumhafte Lost Ember ist fast fertig
Für Mooneye geht eine fünfjährige Reise zu Ende.
"Es geht immer noch besser" ist einer der ersten Sätze, den ich von Maximilian Jasionowski, Co-Founder und Art Director von Mooneye, höre. Und er muss wissen, wovon er spricht, denn mittlerweile fünf Jahre arbeitet er an Lost Ember, einer der größten Indie-Hoffnungen aus Deutschland, die im Oktober 2016 mit einem immens erfolgreichen Kickstarter von sich Reden machte.
Rekordverdächtige 326.000 Dollar konnte das fünfköpfige Team sich seinerzeit sichern und endlich in Vollzeit an dem Projekt arbeiten, an dem man davor schon zwei Jahre mehr oder weniger aus eigener Tasche finanziert werkelte.
Es muss ein steiniger Weg gewesen sein, den Kopf finanziell über Wasser zu halten. Eine zusätzliche Förderung bekam man ebenso wie eine private Investition, und doch nahm das Team noch Kredite auf, was man sich glücklicherweise leisten konnte, ohne die eigene Existenz zu gefährden. Aber um die Vision von Lost Ember durchzusetzen, geht Mooneye ein großes Risiko ein. Und wenn man Lost Ember spielt, merkt man direkt warum, auch wenn sicher "immer alles noch besser" geht. Die Leute, an die sich Lost Ember richtet, wissen, was sie von einem Indie dieser Größenordnung erwarten können und leben gern mit den Limitationen.
Und tatsächlich fallen die nicht allzu auffällig ins Gewicht. Lost Ember ist einfach wunderbar anzuschauen und wahrhaft entspannend zu spielen. Es fällt leicht, den Messetrubel ringsum zu vergessen, wenn man von der eleganten Wolfsgestalt, die man hauptsächlich steuert, nach Wunsch ins Gefieder einer Gans, eines Kolobris oder eines Wasserschweins schlüpft, um diese zauberhafte Anderswelt aus anderer Perspektive zu erleben. Es hat etwas seltsam Hypnotisches, was nicht selbstverständlich ist, denn eigentlich folgt ihr einer zielgerichteten Narrative: Findet zusammen mit eurem irrlichtartigen Begleiter heraus, was ihr in eurem früheren Leben angestellt habt, dass ihr nun im Wolfspelz durch diese Traumlandschaften wandelt.
Im Grunde ist das auch schon das komplette Spiel, denn weder Kämpfe noch echte Rätsel erwarten euch in Lost Ember. Der Gestaltenwechsel ist ebenfalls eher ein narratives Element als alles andere und sich einfach nur treiben zu lassen und der schönen Erzählerstimme durch diese Lande zu folgen, versprüht einen märchenhaften Zauber, der die vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäße, aber schön verträumt stilisierte Optik wunderbar stützt.
Also ja, "es geht immer noch besser", was vor allem auf die eine oder andere Animation zutrifft. Aber wenn man es von Maximilian hört, schwingt darin in ansteckender Ehrgeiz mit, nicht die Müdigkeit, die man eigentlich hören müsste, wenn sich ein so junges, unerfahrenes Team seit über einem halben Jahr im Crunch aufreibt. Und wer dermaßen alles in die Waagschale wirft, dem ist auch zuzutrauen, dass er irgendwann sagt: "Ok, jetzt geht es wirklich nicht mehr besser." Zu wünschen wäre es Mooneye.
Lost Ember erscheint am 22. November.
Entwickler/Publisher: Mooneye Erscheint für: PS4, Xbox One, PC. Switch-Version später- Geplante Veröffentlichung: 22. November