Eigentlich hat Beyond Contact alles, damit ich es hassen müsste. Warum mag ich es dann so sehr?
Crafting ohne Ende, eine etwas wüste Steuerung, aber ich wurde trotzdem heimisch.
Eigentlich müsste Beyond Contact ja mein Alptraum sein. Survival-Crafting, gleich nach RTS mein großer Favorit, um zu sagen ich will nicht. Aber zähneknirschend schaue ich doch mal rein. Und jetzt, zehn Stunden später, habe ich gar nicht so richtig Lust zu Star Wars weiterzuziehen. Ich kann ruhig noch ein wenig länger auf diesem Planeten bleiben.
Dabei sah zunächst nichts danach aus. Allein die Steuerung des Early-Access-Spiels ist schon irgendwie eigen. Beherzt griff ich zu Maus und Keyboard, der isometrische Look spricht doch Diablo-Bände. Und ja, eigentlich sollte das auch so funktionieren. Mausklick zum Wandern, Tastenkombos um Dinge zu tun. Beyond Contact beharrt aber darauf, dass ich WASD benutzt, um herumzulaufen, während ich mit der Maus die Sicht drehe und Dinge anklicke. Es gibt sicher zig Leute, die damit kein Problem haben, aber ich habe mich jetzt Auf eine Mischung aus Maus und Controller eingeschossen. Mittels Controller erledige ich das Tagesgeschäft der Erkundung und das Jäger- und Sammler-Daseins. Zur Maus greife ich, wenn es ans Craften geht und das traute Heim verbessert werden muss. Und was soll ich sagen, klappt mittlerweile so dermaßen gut, als wäre es so gedacht.
Die nächste Hürde ist eben genau diese Diablo-Ansicht. Statt wie derzeit üblich eine vollwertige 3D-Welt zu erkunden und alles zu horten, kann man in Beyond Contact nicht mal sonderlich weit herauszoomen. Das macht die Orientierung nicht immer einfach und die übergeblendete Karte jederzeit griffbereit zu haben ist lebenswichtig. Aber auch damit verlief ich mich doch.
Mit anderen Worten, der erste Eindruck war nicht beste ist eine nette Untertreibung. Aber gut, erste Überlebensbedüfnisse erklärt das Tutorial gut genug und es ist, was es so meist ist: Luft, Futter, Lebensenergie. Gut, dass die örtliche Fauna bereitsteht. Danach fing ich an, eine erste Spitzhacke zu craften – oder vielmehr all den Kram zu finden, den man dafür braucht –, einen extra Rucksack, eine belanglose Waffe. Viel konnte ich anfangs eh nicht aus Bäumen, Blüten und Steinen erschaffen.
Das besserte sich aber bald, denn mit jeder neuen Entdeckung, die ich fröhlich auf dem Planeten scannte, sammelt ich eine von drei Wissenswährungen ein. Diese wurde sogleich in einen sehr, sehr umfangreichen Fertigkeitenbaum verbraten und siehe da, mein potenzielles Überlebensarsenal vergrößerte sich schlagartig. Dafür braucht es natürlich mehr Zeugs und so langsam hatte ich auch genug Luft, um mich mal um die Story zu kümmern.
Man ist also abgestürzt aus ungeklärter Ursache, der Rest der Crew verstreut, aber man hat einen KI-Begleiter. Jarvis in billig, aber hey, besser als allein. Meistens. Wenn man ihn nicht aus Versehen mal wieder anklickt und er ungefragt seine Meinung zum Besten gibt. Dank ihm wissen wir aber, dass es ein Camp von Überlebenden gibt. Auf geht es! Was folgte, war dann der Hauptgrund, warum ich Beyond Contact verbissen weiterspiele, immer noch. Der Planet ist eine chaotische Ansammlung aus Biomen. Alle paar Minuten kommt was komplett anderes, auf Lava kann gerne Eis folgen, auf einen Säuresumpf eine radioaktive Wüste. Ich durchquerte meist panisch eine ganze Reihe davon, denn meine Ausrüstung war für nichts davon bereit. Einfach nur immer weiter, irgendwie wird es schon gehen und das Gefühl der Erleichterung, wenn man in einem freundlicheren Biom durchatmet, ist echt. Es war einfach ein echtes Abenteuer zum abgestürzten Schiff zu kommen.
Nach und nach erfährt man mehr über diesen seltsamen Planeten, was ihn auseinanderreißt, ihr trefft andere Gestrandete, auch von ganz anderen Ecken der Galaxis. Das Ganze beginnt fast ein klein wenig einen Outcast-Vibe zu entwickeln. Nur halt mit sehr, sehr viel Crafting. Das muss klar sein. Es gibt viel zu entdecken und erkunden, es gibt Quest-Stränge, aber vor allem sammelt ihr Shit um anderen Shit zu bauen. Hm, erst die neue Fassung von No Man’s Sky,, jetzt Beyond Contact… Ich glaube ich finde Gefallen an diesem Konzept.
Jedenfalls baute ich langsam eine veritable Basis aus und damit wurden auch die Nächte sehr viel angenehmer. Jede Nacht wird es nämlich sehr kalt. So kalt, dass ihr ohne eine Wärmequelle schwer überleben würdet. Es ist nicht so dramatisch, eine Art Fackel ist schnell produziert, aber spätestens bei der langen Sonnenfinsternis, die auch immer wieder kommt, wird es frostig. Aber dank Solar plus Batterie bin ich bereit für ein wenig Dunkelheit und Klimawende. Ich wünschte, Crafting wäre im echten Leben so einfach.
Ja, ich mag Beyond Contact. Weit mehr als ich bei dem Konzept erwartet habe und ich werde diesen Early Access sicher noch länger im Blick haben. Aber um auch auf dem Teppich zu bleiben: Auf den ersten Blick ist Beyond Contact schwierig, die Perspektive ungewöhnlich, die Steuerung nicht ideal und wie alle Spiele dieser Art braucht es ein wenig, um in die Gänge zu kommen. Es erfindet die Werkbank auch nicht neu, das hat man alles schon mal so oder ähnlich gesehen. Das Kampfsystem ist noch alles andere als griffig, es gibt noch Arbeit hier. Aber Spaß hatte ich trotz all dem und es passt alles irgendwie zusammen, selbst wenn es zuerst nicht so aussieht. Ein seltsames Spiel, dieses Beyond Contact. Aber ich werde wohl noch ein Weilchen weiter an meiner Weltraum-Hütte schrauben.
Entwickler: Playcorp Studios – Publisher: Deep Silver – Plattformen: PC – Release: Early Access läuft – Genre: Survival-Crafting-RPG – Preis (UVP): knapp 20 Euro