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Ein Mörder namens Gnosia ist unter uns und Ihr habt es verpasst - Test

So sieht Werwolf in der Pandemie also aus.

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Wenn Werwolf oder Mafia zu euren Lieblingsspielen zählt, ist Gnosia die Nadel im Heuhaufen, die ihr so lange gesucht habt.

Among Us. Werwolf. Mafia. Diese Spiele schießen einem in den ersten Szenen von Gnosia sofort ins Gedächtnis. Wenn man mit der Tatsache konfrontiert wird, dass in einem Raumschiff eine gefährliche Seuche droht, das Schiff zu kippen, sobald mehr als die Hälfte der Besatzung infiziert ist, dann sind das entweder Sci-Fi-Horror-Szenarien oder eine sehr gute Voraussetzung für ausgiebige Diskussionen darüber, wen man denn als nächstes über Bord werfen könnte.

Schafft man es, alle Infizierten loszuwerden, bekommt man zwar eine Menge Erfahrungspunkte, so ganz vorbei ist das Spiel aber nicht. Eine neue Runde beginnt und vielleicht bist Du der nächste Gnosia, der dafür sorgen muss, dass alle Mitglieder bald der Seuche erliegen. Mehr über die Geschichte inklusive visueller Einblicke ins Spiel erfahrt ihr im folgenden Video:

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In 200 Runden um die Welt

Die Prämisse ist, das Gefühl eines Werwolf-Spiels zu erzeugen, obwohl man im Einzelspieler mit und gegen KIs spielt. Das wirft unweigerlich die Frage auf, wo die Motivation herkommen soll, mehr als zwei, drei Runden mit den gleichen künstlichen Intelligenzen zu spielen. Dieses Problem löst Gnosia erstaunlich gut mithilfe zweier Spielelemente: Einer unerwarteten Geschichte, die sich in den ersten Runden ganz subtil einschleicht und sich erst zum Ende entfaltet, sodass die Motivation, eine weitere Runde zu spielen, konstant hoch gehalten wird. Zum anderen gibt es ein klassisches RPG-Punktesystem, das sich aus Charisma, Logik, Intuition, Heimlichkeit, Charm und Performance zusammenstellt.

Je nach Gewinn oder Niederlage bekommt man entsprechend viele Erfahrungspunkte, die zum Level-Up führen. Jedes Level gibt aber nur einen Punkt her, um eine der sechs Fähigkeiten aufzubessern. Upgrades wiederum schalten weitere Optionen in den Diskussionen mit der Belegschaft frei.

Sei heimlich und bleib gesund! Ja.. auf Englisch klingt's besser.

Wenn das nicht reicht, um die Einzelspieler ans Spiel zu fesseln, so haben alle 15 Charaktere zusätzlich kleine Geschichten, die man freischalten kann. Einige werden zufällig generiert, andere muss man finden, indem man sich ein wenig durch die Akten wühlt. Zudem gibt es die Option, nach circa 15 bis 20 Runden selbst die Anzahl der Mitspieler zu bestimmen, sich die eigene Rolle zuzuordnen oder aber nach einem Ereignis zu suchen, das eine Information der Belegschaft freischaltet. Zusätzlich gibt es echt abgefahrene Rollen, die nur in einem Videospiel möglich sind - aber auch welche, die ich mir bereits für echte Post-Pandemie Runden abgeschaut habe.

Zwischen Raging Loop und Among Us

Dank und trotz des sehr angenehmen Zeichenstils ist Gnosia auf den ersten Blick eine Visual Novel und wenn der etwas düstere Genre-Vertreter "Raging Loop" dann auch noch ins Gewicht fällt, könnte man denken, Gnosia hat weniger mit einem sozialen Deduktionsspiel zu tun und mehr mit einem japanischen Comic-Roman. Dieser Eindruck trügt leider gewaltig und ich bin überzeugt, dass das am Zeichenstil liegt. Tatsächlich ist es so, dass die Menüpunkte und der Aufbau der Runden eher an Among Us erinnern, nur das man eben nicht in der Lobby auf weitere Spieler und Spielerinnen warten muss und sich auch nicht in Echtzeit durchs Raumschiff bewegen kann. Alles ist deutlich statischer. Auch die Geschichte wird nicht aktiv, sondern nebenher erzählt. Im Vordergrund steht die Diskussion darum, wer böse ist, wer tagsüber von der Gruppe rausgeworfen wird und wer nachts stirbt. Es geht darum, geschickt zu überzeugen aber auch darum, gut aufzupassen, um Lügner zu entlarven oder Schlussfolgerungen logisch zu hinterfragen.

Beim Zeichenstil trügt der Schein: Ein Roman im Visual Novel Gewand ist das nicht - ein soziales Deduktionsspiel dagegen allemal.

Und immer noch steht die Frage im Raum: Wie soll das mit KIs funktionieren? Entwickler Petit Depotto hat dafür ein unfassbar schlaues Netz aus Charaktereigenschaften, Kommunikationsmöglichkeiten und freischaltbaren Anschuldigungen- oder Verteidigungsoptionen gewebt, das intuitiv funktioniert. Natürlich ersetzen die fiktiven Charaktere keine echten Menschen, auch wenn die Möglichkeiten, immer mehr über ihre Hintergründe der Figuren zu erfahren, diesen Eindruck ab und zu erweckt. Die Kommunikation, Rätsel und Interaktion zwischen den KIs und auch zwischen User und KI sind realistisch gestaltet, was unter anderem damit zu tun hat, wie unterschiedlich die Ausdrucksweisen der Figuren geschrieben wurden. Natürlich sind viele Charaktere überspitzt, Dialogzeilen wiederholen sich oft und wirken manchmal unlogisch - aber wenn ihr schon mal mit echten Menschen über einen langen Zeitraum auf engem Raum zusammengelebt habt, kommt auch das Euch sicher bekannt vor.


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Wie Gnosia sein Genre meistert

Mit über 200 Runden im Spiel, kann ich meine Begeisterung nicht wirklich zügeln und so geht es vielen meiner Freunde. Obwohl wir Gnosia alle im Einzelspieler spielen, tauschen wir uns ständig (und ja, immer noch) über dieses Spiel im echten Leben aus. Ganz so unsozial ist Gnosia am Ende also doch nicht. Das hat das Spiel vor allem den vielen Erkundungsmöglichkeiten und den Zufallsbegegnungen zu verdanken, die beispielsweise dadurch entstehen, welches Geschlecht man am Anfang wählt, oder welche Optionen in den Einstellungen ausprobiert werden. Zudem verfügt das Spiel über ein verstecktes Ende und drei verschiedene Spieldateien, die einem erlauben, viel mit seinen Punkteverteilungen zu experimentieren. Das Spiel belohnt eine schlaue Idee immer mit einer neuen Szene - auch wenn man selbst nicht davon ausgeht, dass es die überhaupt bemerkt.

So kann eine Abstimmung in Gnosia aussehen. Verlasst euch drauf, dass es nicht einfach wird, die KIs von euren Ideen zu überzeugen!

Insgesamt würdet ihr in 120-170 Runden mit der Geschichte durchkommen, wenn ihr euch zwischendurch nicht im Diskussionsspaß mit den Charakteren verliert, was 15-20 Stunden eurer Zeit beanspruchen würde.

Gnosia Test - Fazit

PLAYISM bringt nach dem "Among Us"-Hype frischen Wind auf die Switch und der schlägt für Fans von sozialer Deduktion allemal ein. Das Gute ist, ihr braucht keine Mitspieler: Die künstlichen Intelligenzen der 15 bunten Mitstreiter begeistern mit ihren Dialogen und euren Antwortmöglichkeiten und machen konstant Lust auf mehr, sodass ihr nicht bemerkt, wie ihr plötzlich mit Hunderten von Runden am Ende des Spiels angelangt seid. Der Look täuscht eine Visual Novel an, der Soundtrack wirkt einseitig und wenn ihr kein Englisch könnt, dann müsst ihr die Finger sowieso davon lassen, denn deutsche Texte gibt es bisher keine. Und genau diese kleinen Defizite grenzen Gnosia davon ab, was es nicht sein will: Offen und zugänglich für Alle. Es bedient eine kleine Spielernische, aber es bedient sie gut, denn es kennt jeden Winkel seines eigenen Genres, kann die Gedanken der Spieler und Spielerinnen schon fast lesen, wenn es um die Handhabung des eigenen Menüs geht und versteckt absichtlich viel mehr hinter der oberflächlichen Fassade.

Wer Werwolf-Runden mit Freunden vermisst und wem Among Us nicht mehr reicht, der muss Gnosia probieren - aber auch wer seine grauen Zellen herausfordern möchte und es vermisst, bei einem Wein eine richtig gute und fruchtbare Diskussion zu führen, wird hier allemal auf seine Kosten kommen!


  • Entwickler / Publisher: Petit Depotto / Playism
  • Plattformen: Switch
  • Release-Datum: erhältlich
  • Sprache: Englisch und weitere
  • Preis: ca. 25 Euro, keine Mikrotransaktionen

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Ana Kudinov Avatar
Ana Kudinov: Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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