Eindrücke von der gamescom - Mad Max, X Rebirth und World of Tanks Blitz
Was immer ihr wollt: Endzeit-Schrauber, Imperator Ming oder Couchpanzer-Fahrer.
Mad Max
Auf jeden Fall ist das immer noch mein Anwärter für die überraschendste Rückkehr eines Franchises nach mehr als 20 Jahren, mit dem nie wieder jemand irgendwie gerechnet hat. Aber hier ist Mad Max, viele Jahre jenseits der Donnerkuppel und schließlich bietet sich die Marke ja von allein für ein Spiel an: gemoddete Autos, jede Menge Waffen und verrückte Freaks in der Wüste. Warners so unerwarteter Wiederkehrer scheint die Dinge auch in dieser Reihenfolge zu priorisieren.
An erster Stelle steht das Auto, das mit einer ungesunden Liebe zu Pathos und peinlichen Namen in der Demo zelebriert wurde. Nachdem Max' Pursuit Special - der aus den Filmen bekannte umgemodelte 73er Ford Falcon - zerstört wurde, muss ein neues Auto her und es soll „Magnum Opus" oder auch Opus Magnum oder etwas ähnlich Drolliges heißen. Es tauchten noch mehr Kosenamen für hohe Zylinderzahlen auf und es wird in der großen Open-World-Umgebung euer erklärtes Ziel sein, in diversen Missionen diesen Autos oder Teilen nachzujagen, und damit das eine, wahre Super-Auto zu bauen. Mit diesem soll Max dann in die diesmal ganz sicher existente Stadt des Glücks voller Bäume, Wasser und schöner Frauen entkommen können.
Oder so. Ich hoffe, dass da etwas mehr Handlung kommt, auch wenn das sicher nie die starke Seite des Franchises war. Das Mad-Max-Gefühl zu definieren und zu sagen, ob das Spiel es treffen könnte, ist dabei gar nicht so einfach. Es gab seit den Filmen eine ganze Menge Endzeit, sowohl in Spiel und in Film und was Mad Max definierte, war ja schon die namensgebende Figur. Rein äußerlich kommt man einem jungen Mel Gibson zwar nicht ganz nahe, was letzten Endes eine Frage der Rechte sein könnte. Was in der kurzen Demo jedoch fehlte, war der zumindest ab der Mitte des ersten Films vorhandene latente Wahnsinn in Kombination mit stoischem Egoismus. Gibson traf dies anscheinend so gut, weil es ihm zweite Natur sein dürfte. Die Spielfigur lässt das ein wenig vermissen. Er wirkt einfach zu normal.
Gibson traf die Kombination aus Wahnsinn und stoischem Egoismus anscheinend so gut, weil es ihm zweite Natur sein dürfte. Die Spielfigur lässt das ein wenig vermissen.
Die postapokalyptische Welt als der zweite Star jedoch wirkt wie eine gesunde Mischung aus Sand, auf Dünen hopsenden Irren in verrückten Autos und mystischen Orten, wie dem Maw, einem Stahltor, das wie gefletschte Reißer wirkt und den Zugang zum allseits beliebten Bartertown versperrt. Einige der Waffen an den Wagen, wie der nach hinten gerichtete Flammenwerfer wirkten fast kreativ, der Kampf schnell, aber durch Zeitlupen in den richtigen Momenten nicht zu chaotisch, alles sehr unterhaltsam. Das interaktive Highlight soll die Harpunen-Kanone an Max' sehr individuell gestaltbarem Magnum Opus sein, mit der ihr Hindernisse ein- und andere Autos umreißt. Ob man einem Mutanten mit ihr durch den Bauch schießen und ihn dann hinterherschleifen kann, wurde nicht gezeigt, aber ausgehend von ein paar anderen blutigen Finishern sollte das im Rahmen sein.
Ersteindruck: Unterhaltsam, aber noch nicht verrückt genug.
Potenzial: Solides Open World, die einzelnen Elemente scheinen alle zu funktionieren, aber ist es nur Max oder auch Mad?
Erscheint für PC, PS3/4 und Xbox 360/One, irgendwann 2014.
X Rebirth
Von der Open-World geht es in die Sandbox. Ich hätte es nicht erwartet, aber am Ende war X Rebirth fast das Spiel der GamesCom 2013. Wenn denn die Polen von CD Project ihm mit Witcher 3 nicht doch noch den Rang abgelaufen hätten. Aber 'nah dran' ist für das seit sieben Jahren in der Entwicklung steckende vierte X auch nicht schlecht.
Nachdem die Komplexität der alten X ja immer weiter um sich griff und vom Einsteig in die Reihe abschreckte, soll es diesmal etwas anders werden. Vor allem will man sich für Rebirth Gedanken machen, wie man die zahllosen Möglichkeiten eines nicht ganz unendlichen, aber doch riesigen, in sich geschlossenen und sich eigenständig entwickelnden Universums ein wenig in den Griff bekommt, ohne auf Tastaturschablonen zurückgreifen zu müssen. Die Benutzerführung wurde komplett überarbeitet und in schlankere Menüs und Kommandos verpackt. Das ganze Spiel wird sogar per Joypad beherrschbar sein, was wohl mit Hintergedanken an eine spätere Konsolen-Umsetzung stolz vorgeführt wurde.
Die faszinierenden Bestandteile des komplexen Warenwirtschaftssystems, vollständig durchsimuliert von den Rohstoffen bis hin zu fertigen, gewaltigen Raumstationen, berührt das nicht. Handelskriege werden zwischen verschiedenen Fraktionen genauso geführt, wie auch ganz handfeste normale Kriege, in denen zahlreiche Groß-Raumer, noch mehr Jäger und auch alles andere unterwegs sind. Damit diese Ereignisse nicht so weit auseinanderliegen und nicht ganz so viel langweilig-leerer Weltraum zu durchqueren ist, verbindet Egosoft die interessanten Orte mit Super-Highways, schnellen Sprungrouten für die Schiffe.
Das Herumkurven zwischen einer waffenstarrenden, aber zum Glück für die Dauer der Demo befreundeten Station, der durchdacht wirkende Lock-On für den Kampf gegen große Schiffe und die hübschen Innenansichten in die Brücke mal außen vor, das aktive Fliegen wird wieder nur ein möglicher Aspekt sein. Wer in früheren X-Teilen lieber Flotten koordinierte, Handelsimperien baute und allgemein gern über das Universum herrschte, ohne sich direkt die Hände schmutzig zu machen, darf all das auch in Rebirth tun. Wie gesagt, die Steuerung soll vereinfacht werden, nicht das Spiel selbst.
Wer in früheren X-Teilen lieber Flotten koordinierte, Handelsimperien baute und allgemein gern über das Universum herrschte, darf all das auch in Rebirth tun.
Technisch machte alles einen ordentlichen Eindruck, auch wenn es sicher nicht den Titel „schönstes Spiel der Messe" mitnehmen darf. Die Stationen sahen gut aus, die Effekte der Waffen und Explosionen hübsch, es ist ein Universum, das man sich schon mal angucken kann. Die wahren Stärken liegen aber eh in der dynamischen Sandkiste eines sich selbst interessant haltenden Universums, in dem ihr für euch entscheidet, wie weit ihr euch einmischen möchtet.
Ersteindruck: Vielleicht nicht besser als Star Citizen, aber immer noch verdammt gut und außerdem schon bald fertig.
Potenzial: Wenn die Zeit jetzt wirklich richtig ist für eine Rückkehr zu epischem Weltraumspielen, dann hat X Rebirth alles, was es braucht, um ganz vorn dabei zu sein.
Erscheint für PC und das schon Mitte November 2013.
World of Tanks Blitz
Der letzte Termin des ersten Tages war etwas unerwartet, denn eigentlich war ich auf eine Runde World of Warplanes eingestellt, als ich den Bunker-artigen, teils aus Beton, teils aus Holz bestehenden Business-Stand von Wargaming betrat. Aber es kommt ja immer alles anders als man denkt und eigentlich macht es ja auch nur Sinn, dass die erfolgreichen Weißrussen ihre Reichweite auf die wundervolle Welt der Apple- und Android-Tablets ausweiten wollen.
Wie auch beim regulären World of Tanks ist der Einstieg extrem einfach. Die Steuerung der Panzer ist ja eh schon auf das nötige Minimum reduziert und so braucht es auch nur wenige Daumen-Kontakt-Punkte, um zu fahren, den Turm zu drehen und zu feuern. Ein paar Buttons für die Munition und schon rumpelt es sich auch im Kleinen sehr angenehm. Zwar immer noch eher was zum auf den Tisch legen, als es lange in der Hand halten, aber dann ohne Probleme. Optisch kann es natürlich nicht ganz mit dem PC mithalten, detailliert genug bleit es allemal. Vor allem jedoch wurden die Feinheiten der Panzer nicht vereinfacht, die Positionierung der Panzerung und die Richtung der Angriffe ist auch auf den Tablets entscheidend.
Die Größe der Gefechte wurde dabei auch der Größe des Screens angepasst. Die neu entworfenen Karten sind etwas handlicher, sollen aber auch wieder die übliche Mischung aus Möglichkeiten zum Versteckspielen und Ausmanövrieren bieten. Sieben gegen Sieben ist dabei das Limit, was die eh schon nicht langen Runden ein wenig verkürzen könnte. Blitz wird Teil des normalen Wargaming-ID-Universums sein, sodass euer üblicher Login euch auch hier in das Spiel bringen wird.
Ersteindruck: Im Kleinen rumpelt es sich auch gut.
Potenzial: Couch-Panzerfahrer sollten rundum zufrieden sein.
Erscheint für iPad und Android-Tablets, aber wohl erst 2014