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Test: Shadow of the Erdtree gibt euch alles, was ihr an Elden Ring liebt und mehr

Das beste Spiel wurde noch besser.

Ich hätte Elden Ring: Shadow of the Erdtree nicht starten sollen, während ich dieses Dokument zum Tippen öffne. Hm, ich könnte den Test schreiben, der in ein paar Stunden fällig ist oder vorher noch zehn Minuten das beste Spiel überhaupt spielen… Zwei Stunden später, jetzt ist es wohl Zeit für den Test.

Aber erst mal ein kleines Missverständnis aus dem Weg: In meiner Vorschau schrieb ich, dass Elden Ring: Shadow of the Erdtree handzahm beginnt und das stimmt auch. Auf einem Level, der akzeptiert, dass es Leute gibt, die NG7+ mit einem Level 1 Charakter durchspielen, ist es sogar sehr handzahm. Für normale Menschen aber ist es nicht Level 50, wie ich auf dem Event im Vorfeld missverstand, sondern Level 150. Ich wunderte mich schon, als ich bei Mogh in seinem Blutpalast ankam, wie den jemand mit Level 50 besiegen soll – geht sicher alles irgendwie – und nein, das sollt ihr nicht. Ich entschuldige mich, seht zu, dass euer Held auf Level 100+, besser 150+ kommt, bevor ihr den Erdtree angeht. Es ist nicht so, dass es im Hauptspiel wenig zu tun gäbe, also hopp hopp, auf geht es, ihr habt noch drei Tage bis zum Release von Elden Ring: Shadow of the Erdtree am 21.6.24.

Diese solltet ihr mindestens nutzen, um euch warmzulaufen. Kaum berührt ihr die Hand im Cocoon, schon steht ihr in den Schattenlanden, kein Start-Dungeon dieses Mal. Ihr reitet los und boom, eine Art Todesvogel mit zwei Sicheln, einer Billion Hitpoints und einer Reichweite, die den schnellen Galopp des Pferdes aussticht, macht euch nieder. Kein Boss, nicht mal ein besonderer Gegner, der Typ sitzt da jedes Mal. Also erst mal einen Bogen geschlagen und dann erkundet.

Schnell stellt sich heraus, dass Shadow of the Erdtree nicht klein ist, das wird einem schnell bewusst. Aber dass es dann so ausufernd wird? Ich war überrascht. Aber ich hätte es wohl nicht sein sollen, schließlich ist man es ja gewohnt, dass man eine unscheinbare Höhle durchquert, einen Drachen legt, durch ein Tor in ein Drachental kommt, auf einen stürmischen Berg klettert, ein verstecktes Tal voller Blumen findet, in ein Loch fällt und einen unterirdischen Schiffsfriedhof entdeckt. Von dem es sonst wohin geht. Ich bin noch dran. Und das Ganze sind keine fünf Prozent der Karte, zumal die Hälfte dieses Gebietes auf der Karte unter dem Ozean liegt.

Elden Ring: Shadow of the Erdtree Test - Bilder und Eindrücke

Dungeons entfalten sich, Schlösser führen zu Bergen, Berge in alle Richtungen, zu Tälern, Dörfern, Sümpfen, Wäldern. Es ist Elden Ring durch und durch, aber gleichzeitig auch etwas kompakter. Die einzelnen Bereiche sind oft etwas kleiner – etwas, sie sind mehr als groß genug – und übersichtlicher, was die Erkundung interessanter macht. Und es stört euch erst einmal nicht so viel beim Erkunden. Es gibt an ein paar Stellen wie auch im Hauptspiel eine klare Bremse in Form eines Bosses, aber weit weniger oft als man meinen sollte. Shadow of the Erdtree folgt da ganz klar dem Elden-Ring Muster vieler optionaler Bosse und nur weniger Pflichtveranstaltungen.

Gut so, denn die Bosse haben es in sich. Oft genug erscheint die erste Phase harmlos und wenn nicht, dann fürchtet euch sehr, denn erst in Phase zwei geht es los, und zwar mehr als bei den meisten Elden Ring Bossen. Im Grunde sind alle Bosse mindestens Godrick, bei dem sich meiner Meinung nach die Muster und Taktiken mit am drastischsten nach der Umwandlung änderten. Hier verwandelt sich ein gefräßiger Happy Happy Hippo in ein 20 Meter langes Stachelschwein und die eben noch etwas hektische, aber nicht zu heftige Ritterin packt plötzlich Magie und Flamme aus und zeigt, dass „100% Schaden mit maximalem AoE“ ihre Lieblingsworte sind. Ihr müsst bereit sein, euch anzupassen, die richtigen Buffs für die richtige Phase parat haben und natürlich darf die Bereitschaft zum Streben und Experimentieren nie fehlen. Dann geht das auch gut.

Dabei hilft wie immer die fast schon nicht lineare Struktur des Spiels. Ich dachte zuerst, dass ich die Ritterin besiegen muss, um das Startgebiet zu verlassen, aber nein. Wer ein wenig sucht, der wird finden. Einen etwas verstecken Weg in ein etwas verstecktes Tal, einen Pferdesprung, den man mit einem nicht so versteckten Steinhaufen aktivieren muss und ein verstecktes Schloss. Boom, schon seid ihr hinter dem Schloss der Ritterin und könnt erst mal schauen, was es so gibt. Unter anderem ein Großkatana mit einem sehr coolen Spezialangriff, das ich dann mal eben auf Level 10 brachte und damit die Ritterin erneut besuchte. Drei Anläufe waren es immer noch, aber die Mischung aus ein wenig mehr Gear, einer Variante im Angriff und etwas mehr persönlicher Erfahrung mit dem Gegner brachten dann den Sieg, der einen so glücklich macht. Natürlich fiel die Belohnung eines neuen Gebietes weg, aber da hatte ich ja schon die Freude, dieses gefunden zu haben, vorher kassiert.

Das Schwert zu leveln ist mittlerweile an diesem Punkt auch kein Problem mehr. Ihr findet Massen an regulären Schmiedesteinen, oft genug Drachensteine für den letzten Schliff und Seelen lassen sich auf diesem Level für solche Zwecke ohnehin nach Belieben farmen. Ihr werdet also mehr Freiheit haben, mit Waffen zu experimentieren, schlicht, weil es kein großer Akt ist, sie weit aufzuleveln. Wer jetzt aber denkt, dass mit Shadow of the Erdtree danach Elden Ring alt zum Spaziergang wird, der wird sich wundern. Statt universell Boosts zu geben, sammelt ihr spezifisch Schattenwelt-Segen ein, die euch Boosts für Angriffund Verteidigung geben, die aber auch eben nur im DLC funktionieren. Dieser Boost geht sofort weg, wenn ihr zurück in die normale Welt springt, was natürlich ein Segen für das Balancing ist. Ihr spürt, dass ihr Fortschritte im deutlich angezogenen Shadow of the Erdtree macht, aber das normale Game verliert nicht seinen Reiz.

Das heißt nicht, dass ihr euch mit Shadow of the Erdtree das Leben in der normalen Welt nicht trotzdem leichter macht. Die Waffen, neue Kriegsaschen oder Beschwörungen funktionieren natürlich auch dort. Das macht vieles einfacher und gibt euch bei einigen der nervigeren optionalen Bosse definitiv den Boost, den ihr braucht, um nicht die Hoffnung zu verlieren. Sie bringen euch immer noch um, aber ihr seht etwas mehr vom Licht am Ende des Tunnels.

Es ist auch fantastisch, dass ihr jederzeit zwischen Shadow of the Erdtree und Elden Ring selbst hin- und herspringen könnt. Per Tastendruck wechselt die Karte und alle Feuer lassen sich direkt ansteuern. Eben mal beim Schmied vorbeischauen oder Albinauten farmen ist immer nur einen sehr kurzen Ladescreen weg. So fügt sich Shadow of the Erdtree fantastisch ein und wird zum bestens integrierten Teil eines so nun noch einmal größeren Spiels.

Auch in Elden Ring: Shadow of the Erdtree gilt: Wenn ein Held dramatisch auf einer Klippe auf einem sturmumtosten Berg posiert, dann heißt das genau eines - Dass er sich verlaufen hat und überlegt, wo er eigentlich noch mal hinwollte.

Was die Kontinuität der Handlung angeht, da fragt ihr den falschen. Ich weiß, dass es Lore-Fanatiker gibt, die aus all dem einen Sinn ziehen, der sicher auch da ist, aber meine Einstellung dazu beschreibt diese Szene wohl ganz gut: Nach dem Sieg über die Ritterin kam ich raus, eine Frau stand am Feuer und sprach meinen Helden an. „Hey, du bist auch hier. Ich denke, dass zwei der Verräter sein können, entweder der oder der. Was denkst du?“ Nun, ich danke, dass ich nicht weiß, wer du bist, dass mir diese Namen nichts sagen und dass es Zeit ist, weiterzuziehen.

Ganz grob gesprochen folgt ihr jemandem auf dem Weg zu einem scheinbar nicht gesunden Erdenbaum, um was zu finden, das auch andere aus verschiedenen Gründen suchen, und so arbeitet ihr euch langsam vor. Definitiv das Geld wert, das der aktuell teuerste Fantasy-Schreiber nimmt. Wie immer ergötze ich mich lieber an der gewaltigen Architektur, den Felsformationen und der leicht morbiden Schönheit des Nichtgesagten und Angedeuteten in der Landschaft. Aber die kryptischen Sätze verwirrter NPCs zu entschlüsseln, da ist meine Zeit beim nächsten Boss besser investiert. Aber, wer es mag, da sind viele neue Zeilen, viele kleine Krümel und Verweise und ich bin mir sicher, dass sich das Elden Ring Universum sehr bedeutsam mit Shadow of the Erdtree weiterdreht.

Da ist es mir weit wichtiger, dass die neuen Dungeons doch mit etwas mehre Liebe entstanden sind. Die großen Legacy-Dungeons sowieso, aber die waren auch im Hauptspiel Kunstwerke. Dort aber reduzierten sich die kleinen Dungeons auf Katakombe oder Höhle. Sicher, immer ein wenig ein Twist, aber schon eher öde. In Shadow of the Erdtree geben sie sich individueller, haben eigene Themen und Rätsel und es ist viel spannender, durch so einen Dungeon mit Charakter zu wandern, den man nicht schon ein Dutzend Male gesehen hat.

Sp viel noch zu sehen, so viel noch zu tun, so oft noch zu sterben.

Elden Ring: Shadow of the Erdtree Test - Fazit

Elden Ring: Shadow of the Erdtree ist so groß, so ausgefeilt und ergiebig für Elden Ring als Ganzes, dass es so manches komplette Spiel direkt im Regen stehen lässt. Ja, manche der Souls-Nachahmer sind schon ganz nett, aber eigentlich sind sie nicht mal so gut wie der DLC des Originals. Sicher, Elden Ring wird mit Shadow of the Erdtree nicht zu einem neuen Spiel und wer ganz große neue Impulse im Gameplay erwartet, ist hier falsch und ich verwirrt, woher der Gedanke kam. From Software verbessert das, was sie tun, seit 20 Jahren und das in großen Schritten, aber es ist nicht so, dass sie dabei von ihrem Weg abweichen. Gut so, wenn man ihr Konzept als das liebt, was es ist: das beste Spiel auf der Welt. Ich weiß, ich weiß, Superlative, persönliche Meinung, nervig. Aber was soll ich sagen. Ich war zuletzt aus Versehen nicht ganz ehrlich mit euch, was den Schwierigkeitsgrad von Shadow of the Erdtree angeht – sorry noch einmal –, da muss ich jetzt bei der Wahrheit bleiben. Elden Ring war eh schon ganz weit vorn dabei und zusammen mit Shadow of the Erdtree ist es nun einmal die einzig sinnvolle Zeit, die man aktuell mit einem Spiel verbringen kann.

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