Elden Ring: Shadow of the Erdtree macht euer Leben besser, weil es Elden Ring ist
Endlich zurück zu Hause.
Zurück zu Hause. Als wäre man nie weg gewesen. Oder so. Das gilt jetzt für mich, der nach einem halben Jahrzehnt das erste Mal wieder das Haus für ein Anspiel-Event verließ und nun zurück am heimischen PC sitzt und für das Gefühl, zu einem From-Software-Game zurückzukehren. Während einem das eine das wohlige Gefühl gibt, einmal mehr den Verkehrsmoloch von Paris lebend überstanden zu haben, gibt das andere die Erkenntnis, dass From-Software-Games wie Fahrradfahren ist.
Ich hatte echte Sorge, nachdem ich zwei Jahre nicht mehr Elden Ring spielte, ob der Elden Ring DLC Shadow of the Erdtree mich gleich einmal durchkaut und ausspuckt. Schließlich kannte ich ja kaum noch die Tastenbelegung. Aber nach wenigen Minuten erinnerten sich Hände und Reflexe. Schnell wurden Mobs dezimiert und bereits erste Mini-Bosse gelegt. Ganz mini, aber immerhin ein Boss, der dunkle Ritter in der kleinen Kapelle. Alles Weitere ergab sich dann in der nächsten halben Stunde. Sollte jemand Angst haben, dass er „raus“ ist, dann ganz ruhig bleiben, der Sache ein paar Minuten geben und schon seid ihr zurück in Elden Ring.
Es hilft dabei ungemein, dass Elden Ring: Shadow of the Erdtree nicht einen auf The Ringed City macht. Dieser DLC zu Dark Souls 3 war zwar schön und sicher auch gut, aber begann schon von der ersten Sekunde an auf einem Level, dass mir alles verging. Wer da nicht komplett im Flow war, Hochlevel-Held inklusive, war verloren. Nein, Shadow of the Erdtree lässt es ruhig angehen.
Um den Elden Ring DLC Shadow of the Erdtree zu starten, müsst ihr nur ein paar kleine Grundvoraussetzungen haben. Der erste große Boss Magrit muss im Staube liegen und dann müsst ihr das Ende des Moghwyn-Mausoleums erreichen. Das sind theoretisch nur zwei Bosse, die besiegt werden müssen. Die enthusiastische Entwickler-Aussage war, dass das vielleicht auch mit Level 20 möglich ist. Sicher, es ist auch möglich, sich in etwas weniger als 20 Minuten durch Elden Ring zu glitchen. Aber die meisten Spieler, die lange genug bei Elden Ring dabeiblieben, um jetzt Interesse an Shadow of the Erdtree zu haben, sollten fast direkt starten können, ohne abenteuerliche Bedingungen zu erfüllen.
Unsere Charaktere zum Anspielen waren Level 50, was jetzt nicht sehr hoch ist, aber alle Waffen waren auf Level 25 hochgelevelt (etwas, das nur wenigen regulären Level-50-Helden vergönnt sein dürfte). Dazu hatten wir eine Menge Boost-Items, aber nichts zu exotisches. Dass es nur drei Aschen gab, fühlte sich fast wie ein Handicap an, aber es war keine Zeit schnell mal eben noch nach Nokron zu springen. Insgesamt hatten wir also einen Heldenlevel, den man nach einer guten Spielzeit im Hauptspiel hat oder überbieten kann.
So gar nicht mal so toll gerüstet – ohne meine Mimic-Asche fühlte ich mich schon etwas einsam – ging es los und was soll ich sagen. Auf einem weiten Feld voller gespenstischer Grabsteine sah man in der Ferne einen Feuerriesen wandern. Links ein altes Schloss, rechts eine alte Burg, in der Ferne absurde Klippen, alles in den markanten, weil irgendwie nicht ganz gesättigten Farben, die man so gut kennt, nachdem man ein paar hundert Stunden mit ihnen zubrachte… Man war Zuhause.
Und das wäre auch die zweite Erkenntnis nach drei Stunden: Dieser DLC verändert nicht die Welt (Die erste war, dass Shadow of the Erdtree alle Elden-Ring-Spieler angeht, nicht nur Super-Pros). Er gibt euch – ausgehend vom Gesehenen – mehr von dem, was man kennt und liebt. Wer das nächste große Ding von From erwartet hat, der soll sich bitte bis Elden Ring 2 gedulden, dies hier wenigstens versuchen zu genießen und vielleicht mal Armored Core ausprobieren.
Nein, Shadow of the Erdtree ist das Gebiet, von dem man im Hauptspiel immer hoffte, dass es irgendwo noch da ist und man es nur noch nicht gefunden hat, weil man will ja weiterspielen. Nicht, dass man Elden Ring Vorwürfe machte, schließlich ist es ein absurd ausuferndes Game. Aber eben auch ein so gutes, dass man nicht wollte – ich zumindest –, dass es schon vorbei ist. Da muss noch mehr sein und jetzt ist da mehr. Nicht sooo viel mehr, wie man bereits hörte (News: Die Größe von Elden Ring: Shadow of the Erdtzree), dürfte es von der Fläche noch mal ein Viertel bis ein Drittel drauf sein, acht bis zehn große und eine Reihe kleiner Bosse inklusive. Das ist schon sehr ordentlich und sollte einen ein Weilchen bei Laune halten.
Dazu gibt es das, was man so an genereller Pflege erwarten darf. Neue Waffen, Aschen, ein paar Tweaks und kleinere Mechanik-Dreher, aber am Ende spielt man Elden Ring. Wie gesagt, nichts hat das, was man kennt, wirklich umgekrempelt. Die neuen Dungeons waren nett. Ihr dürft euch in einem davon weit, weit, weit über hängende Töpfe nach unten fallen lassen. From Software weiß immer noch nicht so richtig, was sie mit großer Vertikalität jenseits vom Grenzbereich tödlicher Beschleunigung anfangen sollen. Das macht aber nichts, solange sie geringere Distanzen so gut im Griff haben, wie das hier der Fall ist. Unten dann trefft ihr auf das, was einer „Gollum auf Crack“ nannte. Kommt der Sache nah genug und zeigt, dass die Zeit der reinen Roly-Poly-Lehre vorbei ist. Etwas clever muss man schon sein. Nicht viel, aber etwas.
Das zeigt auch der Boss, der eine viel zu lange und vor allem nicht zur Hitbox zählende Schärpe trägt. Man muss nahe ran an seinen eigentlichen Löwenkopf-Körper und der bewegt sich sehr schnell, sehr weit und in einer Vielzahl von Mustern und Phasen. Es machte einfach Spaß, zu sehen, was er kann, anzupassen, was man selbst kann und recht schnell von „Wie bitte?!?“ zu „Das geht schon. Nächste Runde.“ umzuschalten. Ich habe ihn nicht besiegt, aber es schien alles andere als aussichtslos, selbst mit einem im Vergleich zu meinem privaten Haupthelden etwas unterfütterten Charakter. Ein anderer Boss war klein, ein Mensch, aber ein sehr schneller, mit Magie-MG und mehr. Auch kein Kinderspiel, aber auch kein Hexenwerk. Und auch nichts, was man noch nie gesehen hätte.
Ich betone das unbedingt. Wenn jemand erwartet, dass Elden Ring: Shadow of the Erdtree allem noch mal direkt und zum Start einen draufsetzt und alles in den Schatten stellt: Das passiert nicht. Vielleicht später, aber ich würde nicht drauf wetten. Was auch daran liegt, dass Elden Ring eh schon mehr Register zog, als überhaupt existieren sollten. Das sei gesagt, aber es sei noch viel mehr gesagt, wie gut es sich anfühlte, endlich neue Bosse und neue Gegenden zu erkunden, zutiefst vertraut und erfrischend zugleich.
Seit ich die Odyssey aus der diesjährigen Olympiastadt zurück bewältigt habe, gab es für mich nur ein Spiel: Drei Stunden mit Shadow of the Erdtree reichten, dass ich endlich wieder unbändige Lust auf Elden Ring habe und warte nur sehnsüchtig, das endlich das letzte Wort hier steht, damit ich mehr Elden Ring spielen kann. Nicht nur, um bereit für den Release von Shadow of the Erdtree am 24.6.24 zu sein. Das auch, sicher. Aber vor allem: Der Sinn des Lebens ist Metroidvania und From Software und ich habe gerade kein Metroidvania. Da kommt Shadow of the Erdtree genau richtig.