Elite: Dangerous - mit der ersten kostenpflichtigen Erweiterung auf zu neuen Horizonten
Planetenlandungen für Aufrüster.
Die Ankündigung, dass man noch in diesem Jahr auf vielen Planeten in Elite: Dangerous landen können wird, hat mich ein bisschen überrascht. Ich hatte das nicht so früh erwartet. Dann wiederum hatte ich auch nicht erwartet, für dieses Privileg beinahe 40 Euro hinlegen zu müssen. Und doch: Wenn man darüber nachdenkt, was andere Spiele in ihre "Season Passes" packen, tut Elite: Dangerous' zweite Runde an Erweiterungen doch sehr viel mehr dafür, das Spielgefühl maßgeblich zu verändern. Schon mal vom Mars gehört? Jetzt könnt ihr dorthin, auf ihm landen und durch seine hoffentlich noch nicht allzu dicht besiedelten Canyons gurken.
Also, klar ist es schade, dass man einen Flowchart braucht, um immer noch nicht genau zu wissen, wer nun wie viel für dieses Privileg blechen muss, aber wenn man erst mal durchschaut, was alles dahintersteckt, ist der Preis nur fair. Schade ist einzig, dass Neueinsteiger im Vergleich deutlich gefühlt stärker subventioniert werden, wenn sie nur 49,99 Euro auf den Tisch blättern. Nun denn, sei es, wie es sei. Ich will Horizons trotzdem lieber gestern als heute spielen, denn der angekündigte Funktionsumfang hat sich wirklich gewaschen.
Es beginnt damit, dass Besitzer der Erweiterung neben Noch eine langsamere Geschwindigkeit erlernen als den Supercruise, nämlich die Orbitalgeschwindigkeit. Schwirrt man aus dem Supercruise in den kreisenden Schleichgang hinab, lässt sich die Planetenoberfläche genauer scannen. Das wirft dann wiederum diverse Signale auf, die vermutlich den unbekannten Signalquellen des aktuellen Hauptspiels nicht unähnlich sind. Nur scheinen sie den Beschreibungen von David Braben zufolge deutlich interessanter. Von abgestürzten Schiffen über Mineralablagerungen, Gegenständen und Artefakten hin zu Außenposten und Festungen soll hier einiges geboten werden, was Forscherseelen reizen dürfte, die sich im Landeanflug damit auseinandersetzen müssen, dass sich das tonnenschwere Fluggefährt in Planetennähe deutlich anders steuern wird als im freien Weltraumflug.
Das erkundet ihr mithilfe des neuen Landefahrzeugs, dem Scarab. Dieser passt selbst in den Frachtraum einer kleinen Sidewinder und hat neben mondfahrzeugartigen Rädern auch Schubdüsen zu bieten, die ihn jedes Terrain bezwingen lassen. Schluchten, Berge, Ebenen - hier seine Reifenspuren zu hinterlassen soll laut Braben regelrecht giftigen Offroad-Spaß machen, während man mit den Schubdüsen unter Ausnutzung veränderter Schwerkraftdüsen lustige Dinge anstellen können soll. Und über Waffen verfügt der Scarab natürlich auch. Missionen sollen hier noch mehr miteinander verknüpft werden und unterschiedliche Wendungen nehmen. Und laut Produzent Michael Brookes gibt es noch eine aufregende weitere "neue Art", Dinge auf fremden Planeten und Monden zu entdecken, über die leider noch nicht näher ins Detail gegangen wurde.
Immerhin, über das Zusammenspiel von Landefahrzeugen und Piloten über dem Planeten hat sich Frontier Developments schon reichlich Gedanken gemacht: Spieler im Scarab sollen etwa die Schilde eines Außenpostens lahmlegen, damit ein anderer mit seinem Schiff herbeifliegen kann, um die Basis unter Feuer zu nehmen. Das resultiert wiederum darin, dass der Spieler im Landefahrzeug tiefer in die Basis vordringen kann. Und selbst unter der Planetenoberfläche soll es noch Dinge zu entdecken geben, die dann hoffentlich nicht zu beliebig verstreut ausfallen. Immerhin will man immer noch das Gefühl haben, sich einen Ressourcen-Jackpot redlich verdient zu haben. Dazu kommt endlich die Erstellung eines Piloten-Avatars, damit das ebenfalls zu Horizons gehörende Multi-Crew-Feature nicht in körperlose Kameras ausartet, die sich dasselbe Cockpit teilen.
Befindet man sich mit einem oder mehreren Freunden in einem Schiff, das dafür geeignet ist, kann man sich bei der Bedienung der Systeme absprechen und seine Effizienz steigern, so der Gedanke. Auch einen kleinen Jagdflieger soll man für Mitspieler im Frachtraum mit sich führen können, um so Überzahlsituationen auszugleichen. Ab wann genau Multi-Crew eine Rolle in Horizons spielen wird, ist bislang nicht konkret definiert, da die Season aber rund zwölf Monate dauern soll, ist der Rahmen nicht allzu breit abgesteckt.
Ein kleiner Wermutstropfen ist unterdessen, dass man vorerst nur auf Himmelskörpern ohne Atmosphäre landen können wird. Denn Atmosphären bringen andere aerodynamische Voraussetzungen mit sich und das Potenzial für außerirdisches Leben, das man dann schließlich auch überzeugend abbilden will. Und so weit ist Frontier Developments offensichtlich noch nicht. Das alles soll jedoch später kommen, verspricht das Studio.
Die große Frage, die sich bei dieser Veröffentlichungspolitik stellt, ist natürlich, ob hier nicht ein Spalt durch die Spielergemeinde verlaufen wird: zwischen denen, die sich Horizons holen, und jenen, die für eine zugegebenermaßen substanzielle Aufstockung desselben Spiels nicht noch einmal fast den Betrag hinlegen wollen, den sie bereits vor einem Jahr aufbrachten. Theoretisch gibt es aber auch so noch genug Potenzial für Zusammenspiel. Kommandanten ohne die Erweiterung könnten zum Beispiel im Orbit andere Spieler abfangen, um eine Einmischung zu vermeiden, schließlich sollen die Basen auf Planeten nicht instanziert werden. Ob und wie das so genau funktionieren wird, das sehen wir dann.
Fakt ist, durch Horizons gewinnt das Universum von Elite: Dangerous eine Dimension hinzu, von der man bisher gar nicht wusste, wie sehr man sie vermisste. Jetzt fragt sich nur, wie viele Spieler ebenfalls den Traum totaler Science-Fiction-Freiheit weiterträumen wollen. Schon jetzt stelle ich es mir einfach nur atemberaubend vor, Panoramen wie das oben im Bild mit eigenen Augen nach wertvollen Fundstücken abzugrasen. Und obwohl es doch verwundert, dass bei einer angeblich schon in Kürze bevorstehenden Veröffentlichung - Weihnachtssaison 2015 - bisher noch keine Spielszenen zu sehen waren, hat Frontier Development in den vergangenen zwei Jahren bei mir reichlich Kredit angehäuft. Das hier wird gut, da bin ich mir fast sicher.
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