Enslaved: Pigsys perfekter Partner
Freund gesucht
Wenn man nach der fast vollständigen Auslöschung der Menschheit alleine auf einem Schrottplatz lebt, kann man schon mal ein wenig vereinsamen. Da hilft auch ein kleiner, schwebender Roboter, der ausschließlich mit Hilfe von Smilies kommuniziert, nicht wirklich weiter.
Genau so ergeht es Pigsy, der in Ninja Theorys leider etwas zu wenig beachtetem Enslaved bereits als Nebencharakter für zusätzliche Unterhaltung sorgte. In Pigsys perfekter Partner, so der Name des ersten Download-Contents, spielen Trip und Monkey keine Rolle, stattdessen konzentriert sich die Zusatzepisode ausschließlich auf diese Figur. Pigsy hat genug von seiner Einsamkeit und will sich, wie der Name schon sagt, einen „perfekten" Partner erschaffen, mit dem er auch richtig sprechen kann.
Da ihm dazu drei wichtige Komponenten fehlen, macht er sich auf seinem Schrottplatz auf die Suche danach, was sich im Nachhinein als echtes Abenteuer entpuppt. Im Gegensatz zu Monkey ist Pigsy natürlich etwas beleibter und dementsprechend kein allzu guter Nahkämpfer. Er vertraut mehr auf sein Gewehr und ein paar technische Hilfsmittelchen, wodurch sich das Gameplay also um einiges vom Hauptspiel unterscheidet.
Da Pigsy nicht allzu viel aushält und ebenfalls keinerlei Schutzschild besitzt, könnt ihr euch nicht munter ins Getümmel stürzen, ihr würdet es nur ein paar Sekunden überleben, wenn überhaupt. Stattdessen kommt es darauf an, seine Gadgets und mitunter auch die Umgebung taktisch geschickt einzusetzen. Einzelne Feinde stellen dabei noch das geringere Problem dar, kann Pigsy sie doch mit seinem am Arm befestigten EMP kurzzeitig außer Gefecht setzen und ihnen dann den mechanischen Kopf vom Rumpf pusten.
Kritisch wird es erst, wenn sich mehrere Feinde in einem Abschnitt tummeln. Neben dem Nahkampf-EMP, der wirklich nur im Notfall eingesetzt werden sollte, stehen euch vier weitere Spielzeuge zur Verfügung: Ein kleines Hologramm, das die Aufmerksamkeit der Gegner für einige Sekunden auf sich zieht, eine EMP-Granate, die Feinde in einem bestimmten Umkreis lahmlegt, ein explosiver Sprengsatz und ein Gerät, das die Mechs für eine gewisse Zeit auf eurer Seite kämpfen lässt.
In den knapp zweieinhalb Stunden, die man hier beschäftigt ist, gelingt es Ninja Theory dabei wunderbar, den Schwierigkeitsgrad Stück für Stück nach oben zu schieben. Anfangs seid ihr mehr damit beschäftigt, euch von Plattform zu Plattform zu befördern, aber je mehr Gadgets ihr mit der Zeit erhaltet, desto mehr Gegner tummeln sich auch in der Gegend. Ihr müsst Situationen gut einschätzen können und solltet eure Hilfsmittel nicht planlos einsetzen, zumal es auch jeweils einige Sekunden dauert, bevor sie sich wieder einsetzen lassen.
Überseht ihr einen Feind, kann das mitunter sehr gefährlich werden. Manchmal ist es auch nützlich und nötig, gleich mehrere der Gadgets anzuwenden, zum Beispiel erstmal eine Gegnergruppe per EMP lahmlegen, ihnen einen Sprengsatz vor die Füße legen und in die Luft jagen. Oder ihr lockt einen Feind an und macht ihn zum Verbündeten, woraufhin er aber von einem Geschützturm in Einzelteile zerlegt wird - das wäre dann zumindest schon mal ein Problem weniger. Wie schon gesagt, steigert sich das bis zum Finale immer mehr und sorgt besonders zum Ende hin für entsprechenden Nervenkitzel in den Scharmützeln.
Auf der technischen Seite steht Pigsys perfekter Partner dem Hauptspiel in Nichts nach. Es sieht wunderbar aus, obwohl die Kamera auch hier gelegentlich mal nerven kann, und wird durch eine Reihe von Ingame- und schick vorgerenderten Zwischensequenzen unterstützt. Des Weiteren bringt Pigsys perfekter Partner einen 3D-Modus mit sich. Der funktioniert nicht nur mit dem DLC selbst, sondern macht obendrein noch das gesamte Hauptspiel 3D-fähig.
Eine deutsche Synchronisation hat man sich diesmal zumindest bei der Vertonung gespart, Pigsy plaudert ausschließlich auf Englisch. Wer Probleme damit hat, kann deutsche Untertitel hinzuschalten und auch Menüs, Texte und dergleichen sind in deutscher Sprache vorhanden.
Alles in allem macht Ninja Theory mit dem ersten und, wenn es nach mir geht, hoffentlich nicht letzten Download-Content für Enslaved seine Sache sehr gut. Sofern ihr nun nicht unbedingt eine starke Abneigung gegen diesen Charakter habt und ihn schon im Hauptspiel nicht ausstehen konntet, werdet ihr hier zwischen zwei und zweieinhalb Stunden mit einer schönen Geschichte über Freundschaft sehr gut unterhalten. Spielerisch bietet man im Vergleich zum Hauptspiel genügend Abwechslung, dass es sich wieder frisch anfühlt, und auch in puncto Inszenierung gibt es nicht viel zu meckern. Für mich haben sich die investierten 800 Microsoft Punkte in jedem Fall gelohnt. Und wer noch nicht zu Enslaved selbst gegriffen hat, sollte das unbedingt nachholen – oder wollt ihr eine der Überraschungen des Jahres 2010 verpassen?
Pigsys perfekter Partner ist bereits erhältlich.