Epic verurteilt "verstörenden Trend": Indie-Studio erhält Drohungen nach Exklusivdeal
"Tausende, wenn nicht zehntausende Drohungen" in Richtung des Ooblets-Entwicklers.
Ok, so langsam nimmt es groteske Züge an. Ich verstehe, wenn man sich zu vieler Store-Clients und -Accounts verwehrt und sehe auch die Exklusivitäts-Praxis Epics ein wenig kritisch - die Entwickler auf der anderen Seite verstehe ich vollkommen -, was jedoch gerade um Ooblets herum passiert, wirft wirklich ein finsteres Licht auf uns Videospielende als Bewegung, wenn wir denn eine sind.
Nachdem Entwickler Glumberland die zeitliche Exklusivität im Store des Fortnite-Hauses in einem erklärenden Blog-Post ankündigte, brachen Wellen um Wellen an Anfeindungen und Kritik über das Studio herein, bei denen man langsam nach der Verhältnismäßigkeit fragen muss.
Glumberland hatte mit Gegenwind gerechnet, das Duo habe sich aber nicht ausmalen können, wie es sich anfühlen würde, Ziel eines "Internet-Hass-Mobs" zu sein. "Tausende, wenn nicht gar Zehntausende" Drohungen (danke, GamesIndustry.biz) seien eingegangen. Das ging so weit, dass Glumberlands Ben Wasser sich gegen Screenshots wehren musste, die angeblich vom Discord des Spiels stammten. Denen zufolge habe Wasser geschrieben, "Gamer wären in Gaskammern besser dran". Als Jude, so Wasser, habe dieser Fake besonders wehgtetan.
Klar, dass nach der Stellungnahme weitere Fakes auftauchten, diesmal angebliche Videos, die zeigen sollten, wie Wasser die Nachricht gelöscht habe.
Epics Tim Sweeney äußerte sich zunächst in nicht gerade deeskalierender Weise auf Twitter, hat aber mittlerweile die Belästigung der Entwickler und die Verbreitung von Fehlinformationen verurteilt.
"Wir bei Epic sprechen oft über unsere Ansichten die Spielebranche betreffend und bezüglich verschiedener Firmen und wir unterstützen das Recht der Gaming-Community, sich ebenfalls offen und kritisch zu diesen Themen äußern. Das umfasst Epic, unsere Produkte und unseren Store", steht in dem Blog-Eintrag. "Wenn alle ehrlich sind, siegen letzten Endes die besten Ideen."
"Die Ankündigung von Ooblets verdeutlichte einen verstörenden Trend, der aktuell wächst und den gesunden öffentlichen Diskurs unterminiert: Es handelt sich um die koordinierte und willentliche Erschaffung und Verbreitung falscher Informationen, einschließlich Fake-Screenshots, Videos und technischer Analysen, neben der Belästigung von Partnern, Verbreitung hasserfüllter Themen und der Einschüchterung derer, die anderer Ansicht sind."
Epic schließt mit der Absichtsbekundung, "seine Partner bei diesen Herausforderungen zu unterstützen" und mit Entwicklern daran zu arbeiten, "eine gesündere und wettbewerblichere Multi-Store-Welt für die Zukunft zu erschaffen."
Die Debatte um den Epic Game Store ist jetzt schon ein paar Monate im Gange. Kritiker bemängeln an der Plattform zu Recht fehlende Features im Vergleich zur Konkurrenz, während die Exklusivdeals mit attraktiven Spielen schon mal ein wenig wie Erpressung wirken können. Umso verständlicher sind Stimmen, die sich zum Beispiel darüber beschweren, bei Shenmue 3 einen Steam-Key versprochen bekommen zu haben.
Auf der anderen Seite stehen die Entwickler, vor allem die Kleineren, denen man es nicht verdenken kann, wenn sie sich für die finanzielle Absicherung eines Exklusivdeals entscheiden. Die Leute von Ooblets erklären das in ihrem Posting ganz gut, wenn sie sagen, dass sie "Cash vorweg durch den Deal bekamen und so das Spiel machen konnten, dass sie immer wollten, ohne Kompromisse einzugehen". Zugleich gab Epic eine "Minimum-Garantie an Verkäufen, die dem entspricht, was wir verdienen wollen würden, wenn wir Ooblets über alle Stores hinweg verkaufen würden". Dies habe den Entwicklern die "Last der Unsicherheit" von den Schultern genommen.
So oder so, wir sind uns hoffentlich einig, dass es nicht in Ordnung ist, Entwicklern zu drohen. Und das Spiel? Das sieht ganz entzückend aus. Schade, dass das irgendwie untergeht in dem Gewese.