Erste Eindrücke zu PES 2017: Das Jahr nach dem Jubiläum ist überlegter, taktischer
Der alte Rhythmus ist wieder da.
PES 2017 kann auf einem starken Fundament aufbauen. Die letzte Ausgabe war mit Ausnahme der Torhüter und der viel zu lange hinausgezögerten Updates ein absolut fantastisches Spiel, das an die besten Zeiten der Fußballsimulation erinnerte. Die neue Version spielten nun unsere Kollegen aus England und Portugal an, weshalb wir euch deren wichtigste Erkenntnisse nicht vorenthalten wollen. Nähere Ausführungen in einem umfassenderen Artikel erhaltet ihr dann, sobald wir selbst Hand an das Spiel legen konnten.
Nachdem PES 2016 sichtlich in Jubiläumsstimmung war und den Jahrestag mit actionreichem Spektakelfußball beging, scheint PES 2017 ein Spiel zu sein, das einen Gang runterschaltet. Dieser Titel sucht die Schönheit des Sports in überlegten Spielzügen und cleverer Verteidigung. Der britische Kollege bemerkt direkt als erstes, dass sich der allgemeine Ablauf etwas langsamer anfühlt, mit Pässen, die weniger oft in den Lauf gespielt werden, denn für dieses Jahr wurden Ballphysik und -Kontrolle stark überarbeitet. Die erste Ballberührung, so bemerken unsere Portugiesen, ist je nach Spieler eine bessere Gelegenheit, sich von seinem Gegenspieler abzusetzen, als das noch zuvor der Fall war.
Das Spiel zu lesen wird durch das niedrigere Tempo einfacher, Spielmacher haben nun Zeit für mehr als nur einen schnellen Pass in die Tiefe und so darf der Spieler nun auch endlich wieder manuell durch Halten des eines Bumpers mit den Schultertasten vorgeben, wie sehr gestürmt wird. Auch wird die gewonnene Zeit mit dem Leder gut genutzt, um die überarbeitete, auf Präzision setzende Ballphysik und die laut Portugal deutlich saubereren Interaktionen zwischen den Spielern in Szene zu setzen. Dass wieder mehr mit Köpfchen als aus dem Bauch heraus gespielt wird, unterstreicht auch, wie man aus dem Spiel zwischen zwei offensiven und zwei defensiven Taktiken wechselt. Unsere Kollegen beobachteten, dass die Nebenleute blitzschnell auf neue Vorgaben reagierten und lobten auch die neue Flexibilität bei Eckstößen, bei denen man wegen zusätzlicher Taktikoptionen wieder mehr pokern darf.
Dass man dem Spieler nicht noch mehr Kontrolle und taktische Optionen geben kann, ohne diese Mittel irgendwie zu kontern, ist klar. Konami betont die neue, reaktive KI, die sich an eure Spielweise anpasst und eine Innovation sei. Der englische Kollege bemerkt zu Recht, dass er fast deckungsgleiche Versprechen nicht zum ersten Mal hört. Zugegebenermaßen hatte PES Productions auch jedes Mal durchaus abgeliefert, wenn man davon sprach, die KI reagiere nun besser. Allerdings würde mich schon interessieren, was genau das neue KI-Verfahren so besonders macht. Auch hier wieder gilt: Wir können unsere spielbare Fassung kaum abwarten.
So oder so: Tore fallen offenbar deutlich weniger, denn die Keeper sind nun reaktionsschnell und konsequent und ein Tor durch die befriedigendere Ballkontrolle herauszuspielen dürfte nun wieder ansatzweise etwas Besonderes sein. Ein 4:4 ist mit eines der coolsten Erlebnisse, die man als Fußallfan haben kann. Sobald aber jedes Spiel mit dieser Torfrequenz abläuft, wird es ein wenig schal.
Optisch ist man im dritten Jahr mit der Fox Engine offensichtlich weiterhin gut bedient. Ein Fußballspiel, das sich nicht zu 100 Prozent dem visuellen Realismus verschrieben hat, sondern sich lieber auch ein Quäntchen eigener Identität, einen eigenen Look bewahrt. PES 2016 hatte vermutlich die beeindruckendste Menge an neuen Animationen, die ich in einem Jahresupdate einer Sportsimulation je gesehen habe und auf diesem Fundament wird weiter aufgebaut.
In Sachen Lizenzen ist es wohl das alte, mittlerweile sehr relativierte Leid, dass Konami machen kann, was es will, so lange die FIFA-Rechte exklusiv bei EA liegen. Nicht, dass es die Fans dieser Reihe noch wirklich scheren würde. Atletico Madrid und Arsenal London waren auf dem Event neben Frankreich und Deutschland spielbar und sofern ich nichts anderes höre, gehe ich noch davon aus, dass neben einigen neuen Teams auch in diesem Jahr wieder welche dabei sein werden, deren Lizenz ausläuft. Aber wie gesagt: Das lässt sich nicht ändern, wir nehmen es also, wie es kommt.
Zu guter Letzt ist Konami noch wichtig, zu demonstrieren, dass man die Lektionen aus den problematisch verspäteten Kader-Updates des letzten Jahres gelernt hat. Die Mannschaften sollen nun am ersten Tag auf den neuesten Stand gebracht werden.
So aus der Ferne scheint Konami seinen alten Rhythmus wiedergefunden zu haben: Auf ein actionreiches Jahr folgt eines, in dem man die Taktik überarbeitet und dem Spieler mehr Mittel maßvoller Kontrolle gibt. Das war schon immer eine etwas verschrobene Art, ein Sportspiel weiterzuentwickeln. Aber weil die zentralen Werte eines unmittelbaren und unberechenbaren Fußballs konstant blieben, entzündete sich so auch jedes Jahr eine neue Leidenschaft für die jüngste Ausgabe. Dank des anderen Fokus fühlt sich ein neues PES immer frischer an, als es bei linearer Weiterentwicklung der Fall wäre. Ich freue mich darauf, diesen Sommer selbst ein Tänzchen auf dem frisch gewässerten Grün zu wagen.