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Eternal Threads: Clevere Zeitreise zwischen fesselndem Thriller und Daily Talk

Vera gestern Mittag

Ich wusste vorab noch gar nicht, was mich in Eternal Threads erwarten könnte, nur: Zeitreise, Sci-Fi-Technologie und Story-Fokus, dafür konnte ich ganz unvoreingenommen an das Indie-Game von Cosmonaut Studios reinspielen. Das Intro empfängt einen musikalisch gleich mit herrlichen 80er-Nostalgie-Vibes, die Lust auf ein nostalgisches Mysterium machen.

Zwar war mein erster Eindruck voller guter Ideen und schafften eine lockere Mischung zwischen Entspannung und Neugier, doch die verheißungsvolle Retro-Musik zu Beginn weckte bei mir beinahe mehr Erwartungen, als die ersten Spielstunden hielten. Hier kommt mein Angespielt-Eindruck einer originellen Mischung aus komplexem Zeitthriller, Voyeurismus-Simulator und Arabella.

Zurück in die Zukunft

Eternal Threads fackelt nicht lange und verschwendet wenig Zeit für ein Intro. Es reicht zu wissen, dass man einen Zeit-Agenten spielt, der zu einem Ereignis zurück und dieses verändern muss, um die Gegenwart und Zukunft zu retten. Alle, die empfindlich auf Blitzlichter reagieren, sollten allerdings gewarnt sein, denn im Intro gibt es jede Menge Geblinke!

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Unser Arbeitsplatz als Zeit-Agent: ein mehrstöckiges WG-Haus in Nordengland. Dort hat ein Brand 6 Opfer gefordert: den milchgesichtigen Studenten Neil und seine frisch getrennte Schwester Linda, Vorzeige-Medizin-Pärchen Ben und Jerry ("fast wie das Eis, hahaha"), Party-Maus und Femme Fatale Raquel und den verschuldeten Hauptmieter Tom.

Ebendiese WG-Gruppe müsst ihr vollständig retten, um eine katastrophale Zukunft zu vermeiden. Also geht ihr als unsichtbarer Voyeur zurück vor die Feuerkatastrophe und müsst nun die Vergangenheit mit vielen kleinen Veränderungen so manipulieren, dass alle im Haus überleben.

In Eternal Threads dreht sich alles um den Tod von 6 Menschen in der Vergangenheit, den ihr als Zeit-Agent 43 mittels kleiner Eingriffe in der Zeitline verändern müsst.

Dabei könnt ihr nicht einfach brutal mit vollen Händen in die Zeitlinie eingreifen und alles angrabbeln, denn das hinterlässt Spuren. Der Zeitranger darf also nicht einfach verhindern, dass die WG abbrennt, vielmehr muss er dezenter vorgehen und im Leben der sechs Personen immer wieder kleinere Entscheidungen ändern, um kein Paradoxon zu erzeugen.

Eternal Threads ist also primär eine Mischung aus Visual Novel und Puzzle, denn in erster Linie verfolgt ihr zahlreiche Dialoge (in Englisch mit deutschen Untertiteln) und trefft danach Entscheidungen, was dann wieder neue Ereignisse und Szenen mit sich zieht. Dabei greift ihr teils ziemlich ins Privatleben und in Entscheidungen der sechs jungen Leute ein und versucht, sie mit einem Netz aus den richtigen Ereignissen vor dem Feuertod zu bewahren.

Die meiste Zeit ist Eternal Threads Voyeur-Simulator mit düsteren Bildern aus der Vergangenheit, bei dem ihr Entscheidungen im Leben der sechs Hauptfiguren beeinflussen könnt.

Wie eine freche Parodie junger Erwachsener

Diese Grundprämisse ist einerseits eine spannende, kreative Idee, die in Sachen Gameplay würde aber deutlich besser funktionieren, wenn diese sechs Leute im Haus nicht wirken würden, als hätte man "typische junge Erwachsene" für eine gestellte Daily Talkshow gecastet.

Die etwas unbeholfenen Kommunikationsversuche zwischen den jungen Leuten wirken ein wenig, als hätte jemand versucht, junge Menschen in einer WG darzustellen, der noch nie welche gesehen geschweige denn gesprochen hat. Und das kann auf eine trashige Art sehr unterhaltsam und liebevoll schrullig sein, wenn man es nicht allzu ernst nimmt, und keine 100-prozentig glaubhaften Charaktere erwartet.

Außerdem bringt einem Eternal Threads noch viel darüber bei, wie junge Erwachsene wirklich flirten - ganz echt jetzt!

Allerdings verlangt das Spiel von einem, dass man sehr viel Zeit mit diesen Leuten verbringt und unzählige Dialoge mit ihnen verfolgt, die gern etwas cringe werden können. Da wäre es vielleicht besser gewesen, wenn man sich mit ihnen identifizieren könnte. Wenn die sechs Charaktere keine halb-glaubhaften Studenten-Darsteller wären, würde es einem zudem auch mehr am Herz liegen, dass sie überleben. Bisher rette ich sie, weil es das Spiel nun einmal von mir verlangt und weniger, weil ich unbedingt an ihrem Leben hänge.

Und doch, ich ahne schon nach dem Anspielen, dass da noch mehr in Eternal Threads steckt, als ich bisher entdeckt habe. Die Timeline ist lang, es gibt verheißungsvolle Andeutung von Zeit-Anomalien und wer weiß: vielleicht wachsen mir die unfreiwillig komischen Klischee-Studenten mit ihren "lustigen" Sprüchen und fragwürdigen Entscheidungen immer mehr ans Herz!


Eternal Threads von Cosmonaut Studios und Secret Mode gibt auf Steam für den PC. Versionen für Playstation und Xbox sollen folgen.

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