Evercade Vs. Test - Sammeln und Spielen, als wäre es 92: Die Fortsetzung
Ein ausführlicher Blick auf die stationäre Version des Evercade, Evercade Vs., und alle Spielesammlungen, die es bisher für die eigenwilligen Retro-Modul-Konsolen gibt.
Das erste Evercade war eine komplette Revolution am Retro-Markt, die alles umgeworfen hat! Nun, nein, nicht wirklich, aber das kleine Handheld, das auf Module statt Downloads setzt und so den Sammeltrieb der Freunde physischer Gegenstände befeuert, kann schon was. Auch wer sich damals kurz Sorgen machte, dass da nicht mehr viel an Modulen nach dem ersten Schwung kommen könnte, kann mittlerweile beruhigt sein. 30 kleine Boxen sind es mittlerweile fast, mit einem sehr weit gefächerten Angebot an Games. Und nicht nur das, mit dem Evercade Vs. startet Blaze nun Runde zwei. Die Heimkonsole ist da! Für etwa 130 Euro kommt sie mit zwei Controllern und zwei Spiele-Sammlungen (Arcade 1+2, siehe weiter unten für Details) nach Hause.
Im Prinzip ist das Evercade Vs. jetzt nichts zu exotisch Neues im noch winzigen Ökosystem der Evercade. Es ist halt die Technik des Evercade in einer stationären Box, an der nun zwei Controller stecken. HDMI 1080p-Ausgang hinten, Strom bekommt die Kiste über Mikro-USB. Das ist ein wenig nervig, da mittlerweile die Zahl der wahllos herumfliegenden Mikro-Kabel deutlich abnimmt, in direkter Korrelation zum Zuwachs ihrer USB-C-Nachfolger. Dafür ist der Strombedarf des Evercade Vs. so niedrig, dass jedes alte Netzteil, das ich zufällig fand, reichte, um es zum Laufen zu bringen. Nun, nachdem ich verstanden habe, dass man zum Einschalten die Power-Taste für zwei Sekunden halten muss. Dachte schon, da wäre was kaputt.
Nach dieser Erkenntnis wird das Evercade Vs. mit dem WLAN verbunden und auf Updates geprüft. Dieses zieht es sich auch brav und problemlos. Es ist also nicht ganz wie '92, denn mein Mega Drive musste das nie machen. Egal, ein kurzer Reboot später zeigt das Logo und dass kein Modul unter der breiten Klappe des mit etwa 20 mal 10 Zentimeter nicht gerade großen Kastens steckt. Klappe auf und Hot-Plug ist kein Thema. Ihr müsst das Vs. nicht ausschalten, um Module zu wechseln.
Praktischerweise gibt es sogar zwei Slots. So könnt ihr zwei Module parallel einlegen, alle ihre Spiele werden auf der Startseite angezeigt und ihr müsst nicht ganz so oft aufstehen. In den Optionen findet ihr neben dem Netzwerk nicht so viele Dinge, die man nicht vom ersten Evercade kennen würde. Scanlines werden in zwei Abstufungen oder gar nicht geboten, es gibt Pixel Perfect, Stretch oder Original-Format als Scaling und drei eher praktikable als aufregende Themes für das Hauptmenü. Das war es dann auch schon.
Legt ihr ein oder zwei Module ein, poppen die Spiele sofort hübsch angezeigt mit ihren Covern auf. Je nach Modul nur eine Handvoll oder im Falle der Piko Collection 1 eben gleich 20. Wie erwähnt, die Module sind Hot-Plug-fähig und können nach Lust und Laune gewechselt werden, ohne dass ihr das Evercade Vs. ausschalten müsstet. Auch im Spiel geht das in gewisser Weise, nur dass ihr dann in-Game nicht mehr speichern dürft. Das geladene Spiel läuft zwar im RAM problemlos weiter, aber einige Funktionen eben nicht. Selbst schuld. beim Spielen reißt man ein Modul nicht raus, das sollte man wissen.
Was die Emulation angeht, war das erste Evercade im großen Schnitt über all die verschiedenen Systeme und Generationen hinweg ja schon erstaunlich gut. Egal, ob Mega Drive, C64, Atari 2600 oder aktuelle Indies, selbst wenn es mal nicht ganz hundert Prozent erreicht, eine zu 98 Prozent akkurate Emulation in Sachen Animationen, Sound und Steuerung wird immer erreicht und näher dran ist man eigentlich nur mit komplexeren Raspberry-Lösungen oder eben originaler Hardware. Aber selbst in seinen schlechtesten Momenten ist das Evercade immer noch zig Mal besser als jedes der üblichen Billig-Systeme da draußen. So viel besser, dass sich Vergleiche von vornherein erledigen.
Kommen wir also zu einem nicht ganz unwichtigen Aspekt der kleinen Box: den Controllern. Vier USB-Ports habt ihr vorn, zwei Controller werden mitgeliefert, ein weiterer kostet ungefähr 25 Euro. Wie alles am Evercade fühlen sich diese weiß-roten Controller gleichzeitig sehr wertig und doch irgendwie billig an. Sie sind sehr, sehr leicht, aber das Plastik macht einen ausgesprochen robusten Eindruck und die Verarbeitung ist weitestgehend tadellos, ohne scharfe Ecken oder überstehende Kanten.
Die Haptik ist generell nach längerem Spielen deutlich besser als der erste, eher durchwachsene, Eindruck. Lediglich die beiden analogen Trigger-Tasten hinten unten bleiben ein wenig außer Reichweite, wenn man nicht umgreift, aber in den meisten Spielen sind sie ohnehin nicht groß gefragt. Retro-Games kommen fast immer mit den vier Front-Tasten und Start und Select aus. Bei diesen ist es ein wenig schade, dass Start auch auf die linke Seite gezogen wurde, so muss man bei beiden Tasten den Daumen vom Steuerkreuz wegnehmen. Das Kreuz selbst reagiert ausgesprochen präzise und mit klaren Druckpunkten, ist aber ein klein wenig zu groß ausgefallen. Wenn man nicht das Daumengelenk über die Maßen strapazieren will, muss man viel "umsetzen", wenn es Richtungsänderungen gibt. Man gewöhnt sich schnell dran und es spielt sich sehr präzise, aber ein etwas kleineres Kreuz mit der gleichen Präzision wäre dann ideal gewesen. Insgesamt ist es von den ganzen Retro-Pads da draußen sicher nicht das Schlechteste und die großzügigen drei Meter Kabel sind auch gern gesehen. Zumal ihr die ja einfach mit USB-Verlängerungen erweitern könnt, wenn ihr mehr Distanz braucht.
Was alternative Pads angeht, ist das Evercade Vs. wählerisch. Das Mega Drive USB-Pad funktioniert theoretisch wunderbar, so wie auch andere USB-Retro-Pads, aber es sind bei den meisten nicht genug Tasten mit an Bord. Vor allem die Menü-Tasten in der Mitte fehlt häufiger. Das Xbox-One-Pad wurde auch nicht erkannt, aber PS3- und PS4-Controller funktionieren wunderbar und sind auch meine bevorzugte Variante. Lediglich beim PS5-Controller sieht das Evercade dann doch die Grenze und verweigert sich. 8bitdos Retro-Controller mit den Sondertasten dagegen sollten wieder funktionieren, aber das ist Spekulation, da ich keinen habe. Technisch spricht aber wenig dagegen, ihr USB Pro 2 sollte ein idealer Kandidat sein, auch wenn wie bei den PS-Controllern die Sticks ungenutzt bleiben.
Dem Evercade Vs. gelingt es wunderbar, den kleinen Screen des Evercade auf den großen Bildschirm zu bringen und natürlich auch endlich all die Multiplayer-Modi neuer wie schon vorhandener Module ins Spiel zu bringen. Man hatte sich ja schon gewundert, dass zuvor ein paar Spiele dabei waren, die eigentlich erst im Multiplayer überhaupt so richtig Sinn ergeben, aber das hat sich ja jetzt geklärt. Alle alten Module sind übrigens hundertprozentig zwischen Evercade und Vs. ohne Wenn und Aber kompatibel, schließlich steckt ja in beiden Geräten zu einem guten Teil auch die gleiche Hardware.
Am Ende hängt es wie immer von den Games ab, ob sich eine Konsole lohnt und daher hier alle aktuell verfügbaren Evercade-Pakete im Schnelldurchlauf.
#01 Atari Collection 1: Ninja Golf ist bei dieser 2600/7800-Sammlung dabei, ansonsten große Namen wie Adventure, Missile Command, Tempest und Asteroids. 20-mal Riesenpixel, muss man mögen, ist auf jeden Fall eine solide Klassiker-Dichte.
#02 Namco Museum 1: Eine recht wilde Mischung (11 Titel) aus vergessenen 3D-16-Bit-Experimenten (Battlecars und Quad Challenge) und Arcade-Klassikern (Pac Man, Dig Dug, Xevious), mit dem starken Metal Marines als unerwartete Strategie-Bereicherung.
#03 Data East 1: Einmal alles bitte: Solides Prügeln mit Two Crude Dudes und Bad Dudes, großartiges Puzzeln (Magical Drop II), trifft auf schlechtes Racing (Burnin Rubber) und grundverschiedenes Hüpfen mit Joe & Mac 2 und Midnight Resistance. Da fällt das nette Side Pocket Billard kaum auf.
#04 Interplay Collection 1: Earthworm Jim als Kult-Titel in diesem Sechserpack, Incantation als zu Unrecht vergessener Hüpfer und Battle Chess, wenn man alt genug ist und damals dabei war. Den Rest braucht keiner wirklich, weder damals noch heute.
#05 Atari Collection 2: Noch mal 20 Spiele, aber hier musste man schon ein wenig auf die zweite Riege ausweichen. Asteroids noch mal, diesmal als 7800er, danach ist der Wiedererkennungswert niedrig. Oder kennt ihr noch Solaris, Radar Lock oder Dark Chambers? Wenn ja, dann ist das was für euch, der Rest hält sich an das erste Set.
#06 Namco Museum 2: Diesmal sind es 11 Titel, wieder wird wild gemixt, vom Urschleim (Galaga) bis hin zur späteren 16-Bit-Zeit (Splatterhouse 3). Dragon Spirit und Phelios sind auf jeden Fall gern gesehene Shoot'em'Ups, die kamen bisher etwas zu kurz in den Evercade-Sets.
#07 Interplay Collection 2: Hier wird klar: Eine gut sortierte Interplay Sammlung wäre besser als zwei durchwachsene. Earthworm Jim 2 ist Legende, Prehistoric Man sympathisch, mit Claymates und Clay Fighter 2 muss man schon aufgewachsen sein, um sie zu schätzen. Am Ende kauft man den zweiten Sechserpack aber auch für den Erdwurm.
#08 Mega Cat Collection 1: Ein modernes Studio, das neue Retro-Games produziert. Mal sehr erfolgreich - Tanzer -, mal ganz nett - die meisten Games dieses 10er-Sets - und mal eher in der Kategorie "brauchte die Welt jetzt nicht wirklich" (Creepy Brawlers, Log Jammers). Egal, allein das überragende Tanzer rechtfertigt die Collection.
#09 Piko Collection 1: Diese 20 Games sind das vielleicht wildeste Set bisher. Da ist viel solide B-Ware der Heimcomputer und 16-Bit Ära dabei (The Humans, The Immortal, Jim Power), sogar ein echtes Rollenspiel mit Drakkhen. Kein gutes, aber trotzdem. Dann sind da chinesische Prügler, vergessene Anime-Games und moderne C-Riege Retro-Indies. Scheinbar lizenziert Piko alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Coole Cart für mutige Entdecker. Spiel der Sammlung: Top Racer. Nicht das beste Rennspiel, aber was für ein Soundtrack.
#10 Technos Collection 1: Im Grunde ist das ja alles Kunyo Kun, nur dass uns damals Ende der 80er keiner was High-School-Prügeleien verkaufen konnte. Wir brauchten die Bronx oder was wir dafür hielten in Double Dragon. Der Zweite ist auch dabei, Super Dodgeball ist klasse und River City Ransom Legende.
#11 Xeno Crisis und Tanglewood: Hier probierte man mal etwas Neues: zwei größere, damals recht frisch erschienene Retro-Indies in physischer Form. Xeno Crisis ist ein verlorener und wiedergefundener Mega-Drive-Shooter, Tanglewood ein Hüpfer der direkt für SEGAs 16-Hardware geschrieben wurde, nur halt 2016. Beide Spiele sind gut spielbar und unterhaltsam, Klassikerstatus wird keines der beiden je erreichen.
#12 Oliver Twins Collection 1: Blaze ist aus England, da war diese Sammlung früher(er) Homecomputer-Spiele des auf der Insel legendären Duos unvermeidlich. Die ganze Dizzy Sammlung, von Hüpf-Abenteuern zu Puzzle-Einlagen. Das beste Spiel jedoch? Das seltsam methodische und fast schon irgendwie Dark-Soulige Super Robin Hood. Tolle Sammlung für alle, die 1988 dem Spectrum gegen einen Amiga austauschten.
#13 Atari Lynx Collection 1: Im Gegensatz zu Interplay hat man hier klar in die "Legenden"-Collection und die für harte Fans des Lynx unterteilt. Das hier ist die Für-Fans-Sammlung. Zwischen Vollschrott - Scrapyard Dog, Dracula, Gordo 106 und Power Factor - schafft es diese Sammlung nie über nettes Mittelmaß hinaus: Skweek und Ishido. Der Rest der 17 Spiele schwankt zwischen diesem beiden Polen.
#14 Atari Lynx Collection 2: Ah, die gute Sammlung, Klasse statt Masse. Unter den nur 8 Titeln findet sich großartige Spiele wie California Games oder Chips Challenge, die auch heute noch rocken, technische Vorreiter wie Blue Lightning und Checkered Flag und ein wenig Durchschnitt wie Gates of Zendocon, um direkter an die erste Sammlung anzuknüpfen. Wenn ihr nur eine Lynx Collection kauft, dann bitte diese hier.
#15 Jaleco Collection 1: Hier findet ihr Earth Defense Force. Leider Arcade und nicht Super EDF, trotzdem klasse. Leider lässt sich das nicht über alle der 10 Spiele sagen. Nun, eigentlich über kaum eines sonst. Egal, ob Totally Rad, Super Goal 2, Brawl Brothers oder City Connection, über ganz nett kommt hier kaum was hinaus. Aber auch nicht drunter, insoweit eine ganz nette Sammlung insgesamt. Immerhin.
#16 Piko Collection 2: Nach der wüsten ersten Sammlung enttäuschen auch diese 13 Titel in Sachen unkontrolliertes Chaos nicht. Wobei, der Sport-Anteil ist hoch. Winter und Summer Challenge zeigen frühe 3D-Gehversuche in Minigames. Hoops wäre gern NBA Jam, ist es aber nicht. Top Racer 2 ist immerhin richtig gut, aber das spannendste Spiel ist ausgerechnet das langweiligste: Power Football ist ein PS1 3D-Spiel. Kein allzu aufwändiges, aber ein erster Hinweis, dass das Evercade durchaus in der Lage ist auch 32-Bit 3D zu stemmen. Wie viel davon, das muss sich allerdings noch zeigen.
#17 Indie Heroes Collection: Erst aber einmal weiter mit schlichtem 2D und zwar sind hier durch die Bank alles neue Indie Games in sehr altem Look. Chain Break und Deadeus greifen sogar auf alten Gameboy-Look zurück, die anderen 12 Spiele bewegen sich irgendwo zwischen NES und Super NES. Spaßig sind sie fast alle und der Mix aus Hüpfen, Ballern und Puzzeln überzeugt. Nette Sammlung.
#18 Worms Collection: Diese Sammlung macht erst mit dem Evercade Vs. richtig Sinn. Sicher, man kann Worms (1995), Worms Armageddon (1999) und Worms Blast auch allein spielen, aber das bringt nur ein Viertel des Spaßes. Okay, der aus der Reihe fallende Puzzler Blast geht auch allein halbwegs, aber trotzdem: Schnappt euch drei Freunde, einen Kasten Bier und Worms, dann ist der Abend gerettet, falls er Rettung brauchte.
#19 Codemasters Collection 1: Hey, das ist eine Sammlung! Da lacht das Homecomputer-Herz! Egal ob Cannon Fodder, Sensible Soccer, Mega-Lo-Mania oder Psycho Pinball, das kann sich alles sehen lassen! Nun, das ist gelogen, denn alles was danach kommt, ist das Low-Budget-Futter, dass die Stromrechnung bei Codemasters zahlte, aber nicht viel mehr. Big Nose Caveman? F16 Renegade? CJ's Elephant Antics? Man muss schon ein echter Kenner der alten Tage sein, um hier was zu kennen und ein wenig verzweifelt, um Spaß zu finden. 17 Spiele, 4 Klassiker, könnte schlimmer sein.
#20 Mega Cat Collection 2: Mega Cats zweite Runde neuer Retro-Indie-Titel ist eher eine Studie der Szene als euch den besten Spielspaß zu bieten. Die 8 Titel sind größtenteils Single-Screen-Action-Puzzler oder Hüpfer, ein wenig schlichtes Shoot'em Up dazu, das wäre auch damals alles keine Legende gewesen. Kauft man nur, um die Sammlung komplett zu haben oder wenn man sich sehr für diese Indie-Szene interessiert.
#21 Intellivision Collection 1: Das Intellivision war damals technisch beeindruckend und die vielleicht beste Konsole für Mehrspieler-Abende. Damals heißt ca. 1980, also erwartet bei diesen 12 Spielen eher simplere Unterhaltung. Trotzdem, für ein paar Minuten sind Astrosmash, Princess Quest oder Night Stalker ganz unterhaltsam. Am Ende aber selbst mir zu retro.
#22 Bitmap Brothers Collection 1: Wow, ganze 5 Spiele. Na gut, die Bitmap Brothers haben nur knapp über 10 insgesamt gemacht, das muss man sich einteilen. Chaos Engine funktioniert heute als komplexeres Run'n'Gun immer noch ausgezeichnet, mit einem tollen Look, Speedball 1 und 2 sind legendär, aber wenn man ehrlich ist, nicht so richtig gut, daran ändert auch die von der Zeit vergessene 2000er PS1-Fortsetzung Speedball 2100 nicht viel. Scheinbar ist das Evercade dazu verdammt, schlechte PS1-Sportspiele laufen zu lassen, wenn es denn mal 32-Bit-Futter bekommt. Und Xenon 2... Toller Musik-Track, aber es ist schon verständlich, warum Konami-verwöhnte Konsolen-Spieler schon etwas mitleidig auf die Heimcomputer blickten.
#23 Renovation Collection (erscheint März 22): Das ist mal eine nette Sammlung für Kenner. Sicher, unter den 12 Spielen ist das vielleicht schlechteste Prügel-Game aller Zeiten, Beast Wrestler (ja, schlechter als Pit Fighter), aber Valis ist dabei, Dol-Deace ist ein netter Shooter, Exile und Arcus Odyssey zwei coole kleines Action-RPGs, El Viento macht was her, hier sind wirklich gute Spiele dabei. Kann man sich schon mal vormerken.
#24 Gremlin Collection 1 (erscheint März 22): Wenn ich an Gremlin denke, dann denke ich an die Super Cars oder Lotus-Serien, die Umsetzungen von Space Crusade oder Heros Quest. Ich denke nicht an ihr belangloses PS1-Rennspiel Harcore 4x4 oder den Gameboy-Puzzler Brain Bender. Hier wohl schon jemand, denn das sind zwei der sechs Titel. Zumindest Utopia ist etwas bekannter, Actua Soccer war damals eines der erfolgreicheren, als es noch was anderes als Fifa gab und Premier Manager 97 ist nun wirklich ein Genuss für alle Kenner der englischen Liga vor ziemlich genau 25 Jahren. Okay, dann ist da noch Zool. Viele mögen Zool. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht haben sie sonst nur Bubsy gespielt. Das geht besser mit Gremlin. Collection 2 kommt ja sicher.
Dies ist die bisherige Auswahl der roten Boxen, die auch alle brav an der Seite für Sammler durchnummeriert sind. Neu ist eine Arcade-Reihe von Evercade in Lila, auf der ihr nur Arcade -Version der Spiele findet. Davon gibt es bisher vier:
#01 Technos Arcade 1: Double Dragon 3 ist Schrott, aber als Arcade nicht ganz so sehr wie auf dem Homecomputer, immerhin. Darüber tröstet der Klassiker Double Dragon 2 auch gut hinweg. Block Out war schon immer eine nette Idee, die wenig Spaß machte und sonst findet man in den acht Titeln auch nur die B-Auslese der Spielhallen der späten 80er. Sicher kein Must-Have.
#02 Data East Arcade 1: Schon besser, Wizard Fire, Gate of Doom, Bad Dudes vs. Dragonninja und Sly Spy bringen alle gut den Geist der Arcade der Ära rüber und machen Spaß. Die anderen sechs Spiele sind mal ganz nett (Chain Reaction) und mal etwas zu in die Jahre gekommene Füller. Ja, Burger Time war mal ein richtig gutes Spiel. 1982...
#03 Gaelco Arcade 1: Ich habe noch nie von Gaelco gehört. Aus gutem Grund scheinbar. Die Pseudo 3D-Render-Optioken von World Rally, Biomechanical Toy und Snow Board sehen interessant aus, aber wirklich spaßig sind diese Spiele eher nicht so richtig. Sechs Titel für interessierte Historiker, keine Klassiker hier, aber Schrott ist das auch nicht.
#04 Atari Arcade: Interessanterweise veröffentlichte Atari noch bis in die späten 90er hier und da mal einen Arcade-Automaten. Aber die Hochphase waren natürlich die späten 70er und frühen 80er. Ratet doch mal, was man hier aufgräbt... Asteroids, Pong, Lunar Lander, Warlords, Centipede. Dazu ein paar mehr dieser Kategorie, um die 13 vollzumachen. Alles Legende aus der grauen Vorzeit und sicher technisch weit geschliffener als ihre 2600er-Versionen. Aber schon ein wenig angestaubt das alles...
Also, das Evercade Vs. ist eine gelungene Erweiterung des kleinen Evercade-Kosmos und wer schon ein paar Module gesammelt hat und diese vielleicht auch mal Freunden oder nur so auf dem großen TV spielen will, der wird hier bestens bedient. Der Controller ist nicht der Weisheit letzter Schluss, vor allem den Start-Button nach rechts zu schieben war keine Meisterleistung, aber das Steuerkreuz passt und vor allem kann man ja auch den PS4-Controller als Ersatz nehmen.
Woran Evercade nun arbeiten muss, ist das Portfolio der Games zu pushen. Gerade die neue Arcade-Serie kann noch nicht so richtig überzeugen, aber auch sonst gibt es keine durchweg gelungene Collection. Es ist immer ein recht wüster Mix aus Klassiker, nett und warum. Sicher, für 20 Euro pro Modul, in schicker Packung, mit schickem Handbüchlein will ich da nicht zu sehr drauf rumreiten, aber trotzdem. Evercade hat 20+ Jahre an vergessenen, aber guten Spielen zur Auswahl. Sicher, hier wird es nie ein Sonic oder Mario und wahrscheinlich nicht mal ein Konami geben. Aber dann bleiben immer noch zigtausende Spiele, von denen man nie gehört hat und die trotzdem gut waren.
Aber auch so, ich mag auch den neuen Kasten, der sich da Evercade nennt, es gibt viele spannende Titel und die Emulation ist nach wie vor ausgezeichnet. Ich sammle fröhlich weiter.