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Everyday Shooter

Schuss ... und Sucht!

Acht Level. Eine Schussvariante. Eine simple Steuerung. Ein Ballerspiele-Traum.

Jonathan Mak bringt das Shoot´em´Up zu den Basics zurück und konzentriert sich dabei auf das, worauf es wirklich ankommt. Action und Feeling. Jeder Level besteht aus gerade mal einem Screen. Der Ablauf dauert einen Song lang. Nie mehr als vier Minuten, die Regeln des Pop müssen beachtet werden.

Innerhalb dieser vier Minuten werdet Ihr Blut und Wasser schwitzen. Euer Schiff, winzig klein und mit nur einem etwas schwächlichen Dauerfeuer ausgestattet, muss seinen Flow mit den Veränderungen finden. Es kommt darauf an, in eine Trance zu verfallen. Alles müsst Ihr im Blick haben, jedem Schuss ausweichen können, dabei aber stets nach dem einen etwas anderen Ziel Ausschau halten. Solltet Ihr dieses aus dem unglaublichen Gewusel herauspicken und treffen, verschafft Ihr Euch eine Menge Punkte und, viel wichtiger, ein paar Sekunden Ruhe.

Eigentlich bietet Euch Everyday Shooter kaum mehr als Robotron. Mit einem Stick wird gelenkt, mit dem anderen in die entsprechende Richtung geballert. Wahlweise können auch die vier Tasten dafür genutzt werden. Der Programmierer rät Euch dazu. Ich habe keine Ahnung, warum. Der Stick bietet vier Richtungen mehr und über jede einzelne werdet Ihr Euch freuen. Fraglich bleibt zudem, warum man sich auf acht Wege beschränkte und es keinen freien 360 Grad Schuss gibt. Das hätte das Ganze vereinfacht.

Aber auch so lässt die Steuerung nur wenige Wünsche offen. Mit absoluter Präzision lenkt Ihr Euer winziges Irgendwas durch die Lücken des Chaos und antwortet angemessen mit Feuer. Lediglich das Einsammeln der Extrapunkte wird Euch gelegentlich mehr als nur ein wenig frustriert zurücklassen. Für den reinen Abschuss gibt es nichts, stattdessen lässt das verglühte andere Irgendwas einen Punkt zurück. Kommt Ihr in die Nähe, beginnt Euer Schiff den Punkt seeeehr langsam anzuziehen. Am besten, Ihr fliegt einfach drüber und sammelt ihn ein.

Nach fünf Sekunden Spielen macht alles Sinn. Auch wenn Ihr das bei dem Bild nicht glaubt.

Das ist leichter gesagt als getan, schließlich dürft Ihr im Angesicht der haltlosen Action kaum nach Luft schnappen, auf der anderen Seite verschwinden die Punkte nach ein paar Sekunden. Weit entfernt am gegenüberliegenden Ende des Screens entfaltet sich mal wieder ein wahrer Punkteregen, nachdem Ihr ein Ziel erwischt habt, aber es bedarf eines Wahnsinnigen, um dorthin zu kommen. Hunde, wollt Ihr ewig leben? Kaboom.

Die zwischen Pop-Art und Monochrom-Minimalismus schwankende Grafik macht solche Eskapaden der Extragier nicht gerade einfacher. Gelegentlich seht Ihr alles Mögliche: Explosionen, Gegner, Schüsse, Extras und den sich ständig in Trance und Psychedelik verändernden Hintergrund. Das einzige Objekt, von dem Ihr nicht den Hauch einer Ahnung habt, wo es sich befinden könnte, ist das eigene Schiff. Wieder Kaboom. Oh, da war es also...

Diese Mängel lassen sich angesichts des stimmigen Gesamtbilds aber leicht verschmerzen. Bild solltet Ihr hier im Sinne von Screen verstehen. Jede Sekunde entfaltet sich vor Euch ein Actionwerk reiner Schönheit, das Ihr mit zahlreichen Extras noch aufhübschen dürft. Die gesammelten Punkte gehen nicht verloren, sondern können von Euch in zahlreiche neue Grafikveränderungen investiert werden. Besonders der Retro-Modus dürfte jeden von Euch entzücken, der der Meinung ist, dass Videospiele das letzte Mal 1981 schön waren.

Na los, such das Sprite, such es...

Der Sound unterstützt den Anspruch, in das Regal zusammen mit den Arthouse-Filmen zu gehören. Mal rockt es instrumental im Stil von ruhigem R.E.M., mal schneller im Stile von Jimmy Eats World. Jeder Level erhält seinen Charakter und sein Gesicht mindestens so sehr durch die Songs wie durch die Grafikstile. Langeweile kommt nicht auf, auch wenn es immer derselbe Track sein mag. Jede Eurer Aktionen, alle Schüsse, Extras und auch das Ableben als finale Note liefern einzelne Akkorde zu diesem Gig. Ein Musikspiel wird es damit nicht, ein interessantes und gelungenes Experiment allemal.

Everyday Shooter belebt erfolgreich ein Steinzeitkonzept und verpackt es in eine audio-visuelle Erfahrung, die Euch in den Bann ziehen wird. Unter dem modernen Berlin-Mitte-Anstrich verbirgt sich hammerharte, klassische Balleraction mit einem nicht zu unterschätzenden Suchtfaktor. Diesen verdankt das Spiel seinem geschickten Freischaltsystem, das selbst den kleinsten Ausflug belohnt, und dem ausgetüftelten Aufbau jedes einzelnen Levels. Ein paar Kleinigkeiten könnten noch etwas Tuning vertragen und einen Mehrspielermodus sucht Ihr auch vergeblich. Aber das wäre für lumpige 10 Bucks wohl etwas viel verlangt...

Everyday Shooter wird demnächst auch im deutschen Playstation Store verfügbar sein. Für den Moment bleibt es den USA vorbehalten und kostet dort 10 Dollar. Die Downloadgröße beträgt 40 MB.

8 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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